Duft
Wenn ich schon mal für meine Frau
In so einen Kosmetikschuppen gehe
Für so Parfums
Das sind ja die Läden
In denen ich immer so dumm rumstehe
Weil ich ja nicht so aussehe wie ein Multikonzernchef
Sondern doch mehr wie ein niederrheinischer
Beamtensohn
Der sich verlaufen hat
Und die gepflegten Damen die laufen alle da herum
Wie die Prinzessin Etepetete
Aus dem ägyptischen Heimatmuseum
Und die Etepetete ist ja die Schwester von
Der Nofretete
Wo die jetzt rumschwirrt
Weiß ich im Augenblick auch nicht
Ja und dann kriege ich immer
So Probierfläschkes für den Mann
Da steht so was Französisches drauf
Und die nehme ich alle mit nach Haus
Aber meistens vergesse ich davon etwas zu nehmen
Weil ich eigentlich so ein Mann gar nicht bin
Ja sicher schon mal ein Erfrischungstuch
Vom letzten Flieger
Weil ich nehme die Dinger immer mit nach Hause
Meine Frau lehnt das ab
Aus Protest
Allein schon Weil ich die immer mit
Nach Hause nehme
Und die Probierfläschkes mit den neuen
Parfumsorten
Die möchte sie auch am liebsten alle wegschmeißen
Und jetzt ruft sie immer wenn ich aus dem Bad gehe:
Halt!
Und sprüht mir dann ein paar Tröpfkes hinter die
Ohren
Damit das Zeug endlich alle wird
Sagt sie dann immer
Wie gesagt ich brauche das eigentlich nicht
Aber ich schmeiße die Fläschkes nie weg
Schmuck zum Beispiel brauche ich auch nicht
Ich bin der typische Niederrheiner der immer sagt:
Brauch ich nicht
Leg ich keinen Wert drauf
Muß für mich nicht sein
Meine Frau die sagt das nicht
Schmeißt aber alles weg
Aber Gegensätze ziehen sich an
Und bevor ich angezogen bin schleift sie mich
Auch immer auf die Waage
Aber das ist eine andere Geschichte
Übrigens fast alle Parfums sind sowieso für mich
Viel zu süß
Und was die Firmen da immer von dem Duft
Schreiben
Die müssen in den Büros mehrere Dichter
Sitzen haben
Wahrscheinlich trinken die das Parfum
So besoffen hören sich nämlich die Texte an:
„Die Frische der Nacht und die Kühle des Morgens
In einem kontrastreichen Duft
Prickelnde Zitrusfrüchte italienischer Hänge
Voll Limone und Bergamotte
Trägt zu fruchtigen Aromen
Sensibel verbunden mit der Wärme exotischer Gewürze
Und dem belebenden Bouquet provenzalischer Gärten
Erfrischt gleitet die Wahrnehmung zu einem
Arrangement
Aus maskulin-blumigen Akkorden.“
Zitat Ende
Also wissen Sie
Dann schon lieber ein Erfrischungstuch.
Hanns Dieter Hüsch
© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Wir sehen uns wieder" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung
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Das Feuilleton
28.02.15
