Der Spott der kleinen Dinge

Die unschöne Bescherung

von Lars von der Gönna

© Heiko Sakurai
Die unschöne Bescherung
 
Neulich hat der Wutausbruch eines jugendlichen Verwandten die Weihnachtszeit eingeläutet. Der Siebenjährige hatte natürlich gute Gründe. Ärgerlicherweise ausgeblieben war in seinem Fall die erhoffte Auslieferung des Star-Wars-Adventskalenders (darin auch der Starfighter von General Grievous) zum 1. Dezember 2012. Ich fragte mich, ob man sich der Geburt des Herrn schöner entgegenwarten kann als durch Darth Vader und ein Laserschwert, kam aber nicht gleich auf die Antwort.
   Am 2. Dezember fragte ich mich immer noch, am Nikolaustag rief ich einen befreundeten Theologen an, bat ihn aber aus Zeitgründen, nicht wieder bei Adam und Eva anzufangen. Naseweis antwortete er, Adam und Eva hätten an der Krippe nichts zu suchen. Durch einen vorangegangenen Besuch am Glühweinstand des S-Bahnhofs in meiner Stimmung aufgehellt, behauptete ich mit schwerer Zunge das Gegenteil und fragte neugierig, was aus den beiden eigentlich geworden sei. Der Theologe nannte mich einen typischen Adventstrinker und hängte ein. Genüsslich strich ich ihn von meiner Weihnachtskartenliste.
   Ich nahm eine Kopfschmerztablette, dachte an Adventskalender und den Krieg der Sterne von Bethlehem. Auf meinem bunten Teller lag eine einsame Weinbrandbohne. Sie war sehr klein, hatte schon etwas weißen Pelz und erregte mein Mitleid. Ich aß sie und nahm den Theo-logen wieder in die Liste auf. So einer soll Weihnachten auch kein Stiefkind sein.
 
 
 

© Lars von der Gönna - Aus dem Buch „Der Spott der kleinen Dinge“
mit freundlicher Erlaubnis des Verlags Henselowsky Boschmann und der WAZ.