Wien und die Wiener

„Cartoons über Wien“ – Clemes Ettenauer (Hg.)

von Frank Becker

Cover: Daniel Jokesch
Wien und die Wiener im Cartoon
 
Warum ist der gelebte Tod so bedeutsam für Wie und die Wiener? Legionen von Büchern allein über die Wiener Friedhöfe werben für die Stadt, die einst das Bollwerk gegen den Türkensturm auf das Abendland war, Metropole der titelsüchtigen k.u.k-Donau-Monarchie, Heimat der Operetten-Walzerseligkeit und durch Typen wie „Mörtl“ Lugner und Udo Proksch längst zur tragischen Lachnummer heruntergekommen. Der große Wiener Schauspieler, Kabarettist, Sänger und Texter Ernst Stankovski (*1928) hat das Todes-Trauma mit seinem Programm „Man kann net einmal sterben in Wien!“ wundervoll überhöht, während der unvergessene Kabarettist und Chansonnier Georg Kreisler (1922-2011) ziemlich präzise konstatierte „Der Tod, das muß ein Wiener sein.“
Hinter dieser Haltung ist sicher auch der Grund dafür zu suchen, daß auf dem Deckel eines neuen Cartoon-Bandes über Wien aus gerechnet wer zu sehen ist? Richtig: Der Tod, gezeichnet von Daniel Jokesch, im Inneren des schmalen Bandes aus dem Holzbaum Verlag geschmückt mit dem Kreisler-Zitat. Nun neigt, wir wissen das durch etliche hier vorgestellte Publikationen, der Wiener schlechthin zu Pessimismus, Fatalismus, der schwarzen Sicht der Dinge - nicht unbeeinflußt von Freuds Pschoanalyse - und sowieso beinahe automatisch sozusagen, neben herzerwärmender Nächstenliebe zum Wien-typischen Schmäh.


©  Oliver Ottitsch

All dem tragen die 62 Seiten des ca. 15 x 15 cm großen Bändchens mit 56 aussagefähigen Cartoons von u.a. Bruno Haberzettel, Ari Plikat, Bernd Ertl, Andreas Prüstel, Oliver Ottitsch, Rudi Hurzlmeier, Teddy Tietz, La Razzia, Reiner Schwalme u.v.a.m. Rechnung. Um das Lebensgefühl, die Geschichte den Humor Wiens und der Wiener kennenzulernen brauchen Sie keinen anderen Cicerone als dieses um ein Geringes bei ihrem Buchhändler zu erhaltende Büchlein. Beim ersten Durchblättern und Abzählen der umgesetzten Themen ergeben sich schnell ein paar statistische Schwerpunkte. Mit sieben Erwähnungen behauptet das Kaffeehaus den ersten Platz, je sechsmal sind
der Tod und das Riesenrad im Prater das Thema, mit viermal hält Sigmund Freud eine gute Position, dicht gefolgt von den Türken, die wie Mozart immerhin dreimal aufscheinen - und Adolf Hitler mit zwei Erwähnungen, der als Braunauer quasi außer Konkurrenz läuft. Gelegentlich ergeben sich dabei auch kongeniale Verbindungen. Werfen Sie den Blick auf ein paar Beispiele, die wir pars pro toto für Sie ausgewählt haben.


© Ari Plikat



© Bruno Haberzettel


 
 © Rudi Hurzelmeier



© Andreas Prüstel
 
 
„Cartoons über Wien“ – Clemes Ettenauer (Hg.)
2014 Holzbaum Verlag, 62 Seiten, geb., ca. 15x15 cm, mit 56 farbigen Cartoons
10,- €
 
 
© Reiner Schwalme

Weitere Informationen:  www.holzbaumverlag.at