Bezauberndes Rock-Ballett

„Romeo and Juliet“ im Capitol-Theater Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

© Collien Konzert & Theater GmbH

Bezauberndes Rock-Ballett von „Romeo and Juliet“
im Capitol-Theater Düsseldorf
 
Vor allem die Kampfszene zwischen Romeo und Tybalt
sowie die Liebesszenen zwischen den Hauptfiguren
beeindrucken bei der Premiere
 
 
Im Düsseldorfer Capitol-Theater hat am vergangenen Donnerstagabend eine in weiten Teilen bezaubernde Rock-Ballett-Fassung des Shakespeare-Klassikers „Romeo und Julia“ ihre Premiere gefeiert. Im fast ausverkauften Theater beeindruckten vor allem die tödliche Kampfszene zwischen dem dunkelhäutigen Romeo (James Boyd) und seinem Rivalen Tybalt sowie die Liebesszenen mit Romeo und Julia (Adrienne Canterna). Letztere wirbelte so herrlich unbefangen und locker durch die insgesamt 24 getanzten Szenen, daß es eine Lust war, zuzuschauen.
 
Zur Story des weltweiten Klassikers von William Shakespeare muß man nichts mehr sagen. Wie die insgesamt acht Tänzer und zwei Tänzerinnen die großen Gefühle wie Liebe und Haß, Freude und Trauer, Hoffnung, Verzweiflung und Lebensangst tanzen, das geht in der knapp zweistündigen Inszenierung wahrhaft unter die Haut, wenngleich auch bei manchem Rock-Pop-Sound mit dröhnenden Bässen beim Tinnitus-geplagten Rezensenten die Ohren grauslich vibrierten. Ansonsten kann man die bis zum 6. April in der NRW-Landeshauptstadt gastierende, einfühlsam getanzte Liebesgeschichte als klassisches Rock-Ballett nur empfehlen.
Das ganze wirkt ein wenig wie ein alter Stummfilm. Schließlich wird auf der Bühne weder gesungen noch gesprochen. Die Musik kommt vom Band. Die zehn hervorragenden Akteure, die ganz am Anfang einzeln mit ihren Weltliteratur-Klassiker-Rollen vorgestellt und vorgetanzt werden, bewegen sich fesselnd. Mal grob, mal zart, mal aggressiv, mal einfühlsam. Dann wieder verträumt, sehnsüchtig, verliebt, zweifelnd oder angsterfüllt und immer wieder hoffnungsvoll.
 
Die Handlung von den beiden Liebenden, die aus zwei verfeindeten Familien stammen, wird von Musik, Tanz und Videoproduktionen getragen, welche die Zuschauer einfühlsam durch die Story führt. Hip-Hop und Akrobatik, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und aktuelle Hits von Lady Gaga oder David Guetta lassen das Ensemble himmlisch über die Capitol-Bühne schweben. Einzig das blaue, rote oder lilafarbene Licht schmerzt mitunter die Augen, wenn es scheint, als wäre man auf einem nächtlichen Flugfeld des örtlichen Airports in Düsseldorf.
Ein Bühnenbild gibt es in der getanzten Variante der weltweit wohl berühmtesten Liebesgeschichte nicht. Für die einzelnen Szenen werden immer wieder Videobilder auf den Bühnenhintergrund geworfen. Passend. So konzentriert sich das Auge des Besuchers rein auf den Tanz. Bei der Premiere kommt immer wieder Szenenapplaus  auf, am Ende stehen die allermeisten Zuschauer und klatschen minutenlang begeistert.
 
Am Ende - natürlich - gibt es Tod und Verzweiflung auch im Capitol-Theater. Julia „stirbt“ reichlich lange zuckend an dem vom Mönch gebrauten Gift. Möglicherweise wegen des am Donnerstagabend andauernden Streiks der öffentlichen Verkehrsmittel kommt der Bote auch in Düsseldorf für Romeo mit dem aufklärenden Brief des Mönchs viel zu spät. So liegen ganz am Ende des getanzten Rock-Balletts die beiden Helden und Paris, der den für tot gehaltenen Körper von Julia für sich behalten wollte, tot auf der Bühne. In der grell beleuchteten Schluß-Szene führt Benvolio die Totenparade der „Überlebenden“ an.
 
Karten gibt es unter der Hotline: 01805-644-332 oder im Internet unter: www.dticket.de