Wyndham

von Konrad Beikircher

Wyndham
 
Also wenn du auf die Karte guckst, England, soo groß ist das gar nicht, oder? Ich denke immer: wenn da mal einer den Stoppen rauszieht, was bleibt dann übrig? Oben, die Highlands vielleicht, aber sonst? Und dann heißt es ja immer: England, da war die industrielle Revolution und so, hatten die denn dafür überhaupt genug Platz? Und dann guckste so in die englische Literatur, Kino auch schon mal, und dann ist da ein bißchen London, ja gut, aber fast alles spielt auf dem Land. Die Austen, der Wyndham, der Stevenson, ich meine: haben die denn da wirklich so viel Land? Die Christie auch – spielt alles auf dem Land, oder Inspector Barnaby oder Margaret Rutherford und Miss Marple oder Sir Alec Guiness – alle spielen auf dem Land, is doch komisch, oder? Haben die denn da außer London keine Städte? Der Wyndham auch, der lebt ja sogar auf dem Land, wahrscheinlich schläft der in karierter Weste und wärmt sich mit der Teekanne, was weiß ich. Kein Wunder, daß die Engländer die Landschaftsarchitektur erfunden haben, den Gartenbau, haben ja genug davon. Die sollen ja sogar geplant haben, wo die Maulwurfshügel hinkommen, kann man im Schloß Blenheim sehen, hab ich gelesen, und daß Sir Lancelot nicht etwa ein großer Held aus König Artus Tafelrunde war, sondern ein Gartenarchitekt, der mit dem Spaten in Schloß Blenheim die Beete umgestochen hat und mit der Nagelschere den Rasen...


Ihr
Konrad Beikircher


 ©  2013 Konrad Beikircher für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker