Bücher über NS-Raubkunst

„Monuments Men“ und „Mission Michelangelo“

von Andreas Rehnolt

Bücher über NS-Raubkunst aktueller denn je
 
„Monuments Men“ und „Mission Michelangelo“
Bücher über die Anstrengungen der Rettung von Hitlers Raubkunst
im Residenz-Verlag
 
Der Fall des Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt, in dessen Münchener Wohnung auch zahlreiche von den Nazis als „entartet“ eingestufte Kunstwerke sowie von den Nationalsozialisten bei verfolgten Juden geraubte Bilder sichergestellt wurden, hat das Thema NS-Raubkunst plötzlich wieder auf die politische und kulturpolitische Bühne transportiert. Da paßt es gut, daß im österreichischen Residenz-Verlag jüngst gleich zwei Bücher erschienen sind, die sich mit dem Kunstraub der Nazis und mit den Anstrengungen zur Rettung von Hitlers Raubkunst beschäftigen.
 
„Monuments Men - Die Jagd nach Hitlers Raubkunst“ ist der Titel des einen Buches. Geschrieben haben es Robert M. Edsel und Bret Witter. Die deutsche Übersetzung des 560seitigen Werks stammt von Hans Freundl. Es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um einen nicht fiktiven Kunstkrimi, der die atemberaubende Schatzsuche anhand von persönlichen Briefen und Tagebucheintragungen der beteiligten Schlüsselfiguren erzählt. Die Protagonisten gehörten der amerikanischen Sondereinheit „Monuments, Fine Arts, and Archives Section“ an, die die von den Nazis vor Bombenangriffen in Salzbergwerke oder riesige Bunker ausgelagerten Kunstwerke aufspüren und vor der Vernichtung bewahren sollten.
Darunter waren Hunderttausende Werke, die die Nazis aus Sammlungen und Museen der besetzten Länder sowie von jüdischen Kunsthändlern und Sammlern beschlagnahmt hatten. Die Autoren haben das spannende Buch auch diesen Kunstexperten gewidmet. „Zur Erinnerung an die Monuments Men, durch deren heldenhafte Anstrengungen so vieles von der Schönheit erhalten werden konnte, derer wir uns heute erfreuen“, heiß es.
Der Leser erfährt vieles über die Männer und Frauen, die in der Spezialtruppe mitwirkten und die oftmals direkt mit den Kampfeinheiten in die von den Nazis besetzten Gebiete und später nach Deutschland vorstießen, um Monumente und Kulturgüter schützen, auch vor der Zerstörung durch die eigenen Truppen. Nach hundert Seiten startet in dem Buch der D-Day, die Landung der Alliierten in der Normandie zwischen Juni und August 1944. In der Nacht zum 8. September etwa holen deutsche Soldaten aus der Liebfrauenkirche im belgischen Brügge die lebensgroße Statue Madonna von Michelangelo, um sie angeblich vor den Alliierten zu schützen. 
 
„Mission Michelangelo“ ist der Titel des Buches von Konrad Kramer, der darin erzählt, wie die Bergleute von Altaussee Hitlers Raubkunst vor der Vernichtung retten. In den tiefen Stollen des dortigen Bergwerks lagerte der größte Kunstschatz, der jemals in Europa zusammengetragen worden war. Obwohl Hitler bereits tot war, hatten seine fanatischen Anhänger in Österreich Tonnen von Sprengstoff in die Stollen schaffen lassen, um diese Kunstwerke zu zerstören. 
Nun drohten Werke von Michelangelo, Rembrandt, Rubens, Vermeer, Leonardo da Vinci und anderen weltberühmten Künstlern für immer vernichtet zu werden. Gerettet wurden sie durch den tollkühnen Einsatz einer Handvoll Männer aus dem Salzkammergut - und einigen
geheimnisvollen Komplizen. Auch dieses Buch läßt in der Rückschau viele Beteiligte mit ihren eigenen Erinnerungen zu Wort kommen. Immer noch, so der Autor, tritt einem in vielen Büchern über die damaligen Ereignisse vor allem eins entgegen: Ein Geschichtsbild, das den Tatsachen und den Verbrechen und denen, die dafür verantwortlich waren, ausweicht.

Robert M. Edsel/Bred Witter - „Monuments Men“
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Hans Freundl
2013 Residenz-Verlag, St. Pölten, 560 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-7017-3304-0
26,90 Euro
 
Konrad Kramer - „Mission Michelangelo“
2013 Residenz-Verlag, St. Pölten, 181 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-7017-3315-6
21,90 Euro
 
Weitere Informationen:  www.residenzverlag.com