Tatort Präsidium

Volker Kutscher - Gereon Raths vierter Fall: „Die Akte Vaterland“

von Frank Becker

Tatort Präsidium
 
Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Krimi-Autor seinen neuen Roman in einem Polizeipräsidium und in einem das Zeitkolorit seiner Handlung wiederspiegelnden historischen Saal vorstellen kann, mehr noch, wenn auch die charmante Chefin der Polizei ihm bei der Lesung die Ehre gibt. So geschehen am vergangenen Mittwochabend, als Wuppertals Polizeipräsidentin Brigitta Radermacher den Autor der populären Gereon Rath-Reihe, den Journalisten Volker Kutscher, zur Lesung aus „Die Akte Vaterland“ im Saal 300 ihres Präsidiums begrüßte. Es war bereits die fünfte Veranstaltung „Tatort Präsidium“, bei der die Polizei in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Köndgen - vertreten durch Thomas Helbig in der Allianz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Bergischen Land - an dieser Stelle spannende Unterhaltung mit Live-Musik anbot - das Jazzensemble des Landespolizeiorchesters begleitete die Lesung mit Krimi-Themen aus Film und Fernsehen. Die Kulisse stimmte, stammt doch die Ausstattung des Saals aus den frühen 30er Jahren, in denen Volker Kutscher seine Gereon Rath-Reihe in Berlin und im Präsidium am „Alex“ (was übrigens auch der Funk-Rufname der Wuppertaler Polizei ist) mit seinem legendären Kripochef Ernst Gennat (1880-1939) angesiedelt hat.  
 
„Juli 1932: die Berliner Polizei steht vor einem Rätsel. Ein Mann liegt tot im Lastenaufzug von »Haus Vaterland«, dem legendären Vergnügungstempel am Potsdamer Platz, und alles deutet darauf hin, daß er dort ertrunken ist. Kommissar Gereon Rath ist wenig erfreut über den neuen Fall, denn er hat schon genug Ärger. Seine Ermittlungen gegen einen mysteriösen Auftragsmörder, der die Stadt in Atem hält, treten seit Wochen auf der Stelle, seine große Liebe Charlotte „Charly“ Ritter kehrt von einem Studienjahr aus Paris zurück und fängt als Kommissaranwärterin am Alex an – ausgerechnet in der

Volker Kutscher - Foto  Frank Becker
Mordkommission, was die Dinge nicht einfacher macht. Der Tote vom Potsdamer Platz scheint Teil einer Mordserie zu sein, deren Spur weit nach Osten führt. Während Charly als Küchenhilfe ins Haus Vaterland eingeschleust wird, ermittelt Rath in einer masurischen Kleinstadt nahe der polnischen Grenze und gerät in ein fremde Welt. Er macht Bekanntschaft mit wortkargen Ostpreußen, schwarz gebranntem Schnaps und den Tücken der Natur. Die Widerstände gegen den Ermittler aus Berlin wachsen, als er ein lang gehütetes Geheimnis aufzudecken droht.“
Soweit der Verlagstext zur Handlung.
 
Volker Kutscher zeichnet handfeste, greifbare Charaktere und versetzt seine Leser, in diesem Fall Zuhörer, nachvollziehbar und mit viel Freude am Detail in die geopolitische Situation Deutschlands mit Ostpreußen und in die turbulenten Jahre des Umbruchs im Berlin der ausgehenden 20er und beginnenden 30er Jahre. Politische Veränderungen zeichnen sich ab, doch ist man zu dieser Zeit noch des Glaubens, die Republik festigen zu können. Niemand ahnt im Juli1932, wie radikal sich Deutschland nach dem 30. Januar 1933 verändern wird. Kutschers Sprache ist präzise, sogar das Berlinern seiner Figuren paßt. Blendend malt er auch das Bild der technischen Gegebenheiten jener Zeit, in der das Fliegen noch ein Abenteuer und an Mobiltelefone nicht zu denken war. Auch daß einer Frau bei der Polizei und dann auch noch in einer Mordkommission arbeitet, ist damals noch ein völliges Novum und gibt Anlaß zu entsprechenden Seitenhieben. Es wird nicht bei dem einen Toten im Haus Vaterland bleiben. Man hört und spürt die Spannung knistern, die Kutscher raffiniert aufbaut. Man kann, so Volker Kutscher im Gespräch, auch mit dem aktuellen Roman problem- und verlustlos in die sich entwickelnde Reihe einsteigen, die ersten drei Bücher „Der nasse Fisch“, „Der stumme Tod“, und „Goldstein“ dann sozusagen nachlesen.

Für seinen aktuellen vierten Krimi „Die Akte Vaterland“um Kommissar Gereon Rath bekam Volker Kutscher den „Krimi-Blitz“ 2014 (Publikums-Preis der Krimi-Couch) als besten Krimi des Jahres verliehen. Die Reihe ist auf acht Bände ausgelegt, die in Berlin von 1929 bis 1932 spielen.


v.l.: Volker Kutscher, Brigitta Radermacher, Thomas Helbig - Foto  Frank Becker
 
Volker Kutscher - Gereon Raths vierter Fall: „Die Akte Vaterland“
576 Seiten, geb. - ISBN: 978-3-462-04466-9
19,99 €
 
 Weitere Informationen: www.kiwi-verlag.de/