Der Rheinländer ist kein Deutscher
Also wenn man die Bilder om Fern von denne „Kameradschafte“ in den ostdeutschen Ländern sieht und ihren Haß gegen alles, was nicht deutsch ist, ich weiß et net: mir fällt dann der Eigelstein ein, wo der Stavros mim Francesco und dem Jupp... oder der Bahndamm in Düsseldorf, wo och ene Roma en Alt usjejowwe kritt. Ja, ja, ich weiß: Fremdenhaß gibt es überall, selbst im Rheinland, aber dennoch (und ausnahmsweise mal ernsthaft): ich glaube, der Rheinländer hat deshalb weniger Fremdenhaß als die richtigen Deutschen, weil er nie vergessen hat, daß er „Randdeutscher“ ist. Wäre Kaiser Franz Josef ein Hohenzoller gewesen: der Balkan wäre hier. Mögen die Urbilder der deutschen Frau Kriemhild oder Brunhilde gewesen sein, das Rheinland wäre Sofia Loren. Und der rheinische Richard Wagner heißt Jacques Offenbach. Man muß nicht Jan van Wellem oder das berühmte „La Päd“ bemühen, um zu spüren, daß der Rheinländer sich nie nur als Deutscher gesehen hat, sondern immer auch als Övverjang vom Deutschen zum Römer, zum Franzosen, zum Flamen oder Niederländer. Auch hier ist die Sprache mal wieder verräterisch: ist dem Deutschen die Unzuverlässigkeit, das Mañana-Prinzip, ein Greuel, so ist gerade das hier sprichwörtlch geworden: „Küste hück net, küste morje“. Allein diese Lebenshaltung katapultiert den Rheinländer weit aus der geschlossenen Reihe jener Deutschen heraus, die in der Verwaltung eine Tugend, in der Wahl eine Pflicht und im korrekt gescheitelten Baby eine Religion sehen. Der Rheinländer ist aus der Mischung romanischer und germanischer Gene entstanden, er ist - könnte man etwas übertrieben sagen - der eigentliche Europäer: römische Gelassenheit paart sich mit französischem savoir vivre und deutschem „es muß weitergehen“, aber eben nur rheinisch – „irjendswie“. Er ist wie Wasser: setze ihm Grenzen - er wird einen Weg finden. Wer ein Herz hat, blüht hier auf, egal welche Sprache er spricht. Stavros, Francesco, Paco, Kandemir, Tadeusz, Iwan und Lajos: kommt ins Rheinland, wenn es Euch im Osten zu eng wird. Irjendswie kriejen mir dat all hin und dann isset jot!
In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
© 2013 Konrad Beikircher für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker |