„Aida“-Massaker im Mustopp der Veroneser Arena

Im ZDF erlitten

von Bertold Buhmann

„Aida“-Massaker im Mustopp
der Veroneser Arena
 
Am Sonntagabend war im ZDF ein ziemlich unverständlicher Verschnitt der „Aida“ aus der zu jedem Touristenprogramm gehörenden Arena in Verona zu sehen. Zumindest ein Drittel der Handlung (und Musik) war für die Übertragung gestrichen worden. Wenn ich nicht wüßte, wie spannend, schön und interessant Oper auch bei einer Fernsehübertragung sein kann, und weil ich (leider) auch etwas davon verstehe, hätte ich volles Verständnis, wenn Opern-Übertragungen komplett aus dem Fernsehen verschwinden würden. So jedenfalls war es das falsche Medium. Der Dirigent war ein Fliegenfänger, nie war er in der Lage, den Apparat zusammen zu halten. Der sollte sich rasch nach einem Fünfjahresvertrag in deutschen Stadttheatern umschauen, um erst mal das Handwerk zu lernen. Ein bißchen Talent zu haben und protegiert zu werden, reicht vielleicht für die Arena aus, ansonsten nicht. Man muß es lernen. Die Aida (Hui He) war sehr gut, der Radames konnte singen, war aber nicht inszeniert, peinlich geschminkt und das Kostüm lächerlich, die Amneris konnte nicht singen, ihr Tremolo war größer als jedes Scheunentor. Amonasro sah aus wie Ivan Rebroff, sang aber schlechter. Die Bühnenregie der Katalanen „La Fura dels Baus“ war wie üblich sinnlos, jeder kleine Wanderzirkus hat heute bessere Vorstellungen. Wann engagieren Intendanten endlich Regisseure, die die Musik und das Libretto lesen und verstehen können? Die Bildregie war an Hilflosigkeit nicht zu übertreffen, ein fortwährendes Rein- und Raus-Zoomen von und in Totalen. Bilder von Bühnenarbeitern, die verzweifelt versuchten, die lächerliche und scheinbar nicht funktionierende Deko im On (!) zusammenzubauen. Die derzeitigen schrecklichen Nachrichtenbilder aus den deutschen Überschwemmungsgebieten zeigen Soldaten, THW und freiwillige Helfer, bei denen man mehr Professionalität sieht. Da das überdies nicht einmal „Live“ war, war es um so unverständlicher, daß man die Triumphmarsch-Trompeten nicht aus einem besseren Durchlauf genommen hat. Die sind nun mal schwer zu spielen, aber es sollte sich besser als auf dem Ball einer Freiwilligen Feuerwehr anhören.
Die gesamte Bildregie gehörte in die Kategorie: Kimme, Korn, Schuß. Lou van Burg ließ grüßen. Das war alles so schrecklich, daß auch das Augenzumachen nicht half. Mußte ich mal loswerden.

 
Redaktion: Ludwig Lenis