Klassenfeind Micky Maus !

Warum das Heft in der DDR verboten war

Red./Bec.

© Disney
Klassenfeind Micky Maus !
 
Warum das Heft in der DDR verboten war
 
Berlin, Juni 2013 – Das Micky Maus-Magazin war in seiner deutschen Geschichte nicht überall willkommen. Weil mitunter auch eine kleine Maus einer ganzen Diktatur Angst einjagen kann... In der DDR stand das Micky Maus-Magazin auf dem Index – verbotene Lektüre. Keine Möglichkeit, das Heft offiziell zu kaufen oder wenigstens auszuleihen. Den Machthabern in Ost-Berlin schienen Micky und seine Freunde ein Dorn im Auge. Von „Machwerken“ war die Rede, eine angeblich drohende „Verrohung der Jugend“ durch das Lesen der Comic-Hefte wurde beschworen. Mit aller Macht wollte sich die DDR vom kapitalistischen Gesellschaftssystem abgrenzen. So kam das „Micky Maus-Magazin“ wie viele andere Bücher, Zeitschriften und Zeitungen auf eine lange Liste der „Schund- und Schmutzliteratur“ (vgl. auch die „Schunddebatte“ in Westdeutschland). Damit war selbst das Mitbringen der Hefte durch West-Verwandtschaft illegal: bei Entdeckung durch die Grenzpolizei drohte Beschlagnahmung. Doch auch in der DDR wuchs im Laufe der Jahre der Wunsch nach Comics. SED und Regierung ließen deshalb eigene „Bildgeschichten“ entwickeln. So entstanden regelmäßig erscheinende Hefte wie „Mosaik“, „Atze" und die „Frösi“. Letztere eine Mischung aus Comics, Reportagen und Bastelbögen. Kindgerecht gestaltet, aber nie frei on Propaganda. „Wir basteln uns einen Panzer“ versprach einer der Bastelbögen ... Auch die beliebten Digedags aus dem „Mosaik“ dienten dem Kampf gegen den „Klassenfeind“ und standen unter politischer Einflußnahme. Die drei Protagonisten mußten wie die sowjetischen Sputniks ins All aufbrechen und so die technische Überlegenheit des Sozialismus demonstrieren. Auch „Atze“ war voll mit ideologischem Ballast. Themen wie die Oktoberrevolution in Rußland und der Kampf kommunistischer Widerstandskämpfer gegen die Nazis gehörten zum Repertoire der gezeichneten Geschichten. Mit dem Fall der Mauer im November 1989 wurde das Verbot des „Micky Maus – Magazins“ in der DDR obsolet. Vom Begrüßungsgeld kauften nicht wenige DDR-Bürger im Westen ihr erstes „Micky Maus“-Heft. Später ging das auch mit der DDR-Mark: Denn schon vor der deutschen Einheit lieferte der Egmont Ehapa Verlag seine Produkte in das Beitrittsgebiet. Von vielen Ex-DDR-Produkten ist nicht mehr geblieben als die Erinnerung. Das „Micky Maus-Magazin“ aber gehört auch in den östlichen Bundesländern längst zu den beliebtesten Zeitschriften für Kinder.
 
Weitere Informationen: www.ehapa.de