Buch zum Kölner "Lischka"-Prozeß erschienen

Eine jüdisch-französisch-deutsche Erinnerungsgeschichte

von Andreas Rehnolt

Buch zum Kölner "Lischka"-Prozeß erschienen
 
Eine jüdisch-französisch-deutsche
Erinnerungsgeschichte
 
Köln - Unter dem Titel "Der Lischka-Prozeß: Eine jüdisch-französisch-deutsche Erinnerungsgeschichte" ist jetzt im Berliner Metropol-Verlag ein von Anne Klein unter Mitarbeit von Judith Weißhaar herausgegebenes Bilder-Lese-Buch erschienen, das den Kölner NS-Prozeß mit seiner Vorgeschichte und seinen Auswirkungen auf die Erinnerungskultur nachzeichnet. Das Kölner Landgericht hatte am 29. Januar 1980 Kurt Lischka, Herbert Hagen und Ernst Heinrichsohn wegen der Deportation von über 75.000 Juden aus Frankreich zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Zehn Jahre zuvor hatten Serge und Beate Klarsfeld begonnen, zusammen mit den "Fils et Filles de Déportés Juifs de France" in der Bundesrepublik um die juristische Anerkennung der Shoah in Frankreich zu kämpfen. Anhand von wissenschaftlichen Hintergrundbeiträgen, Zeitzeugeninterviews und umfangreichem Bildmaterial rekonstruiert der nun erschienene Sammelband kaleidoskopartig die jüdisch-französisch-deutschen Beziehungen und den Bewusstseinswandel in den 1970er Jahren.
Neben der Darstellung der juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Frankreich und Deutschland würdigt die Publikation vor allem die Rolle der jüdischen Überlebenden und ihrer Angehörigen im Erinnerungsdiskurs der 1970er Jahre. Es kommen verschiedene Zeitzeugen zu Wort, die über den Prozeß und sein soziopolitisches Umfeld berichten. Auch der medialen Präsentation der Ereignisse in der Kölner Presse ebenso wie medialen Reflexionen der jüdischen Perspektive sind Beiträge gewidmet.
Köln war zum Zeitpunkt des NS-Prozesses Schauplatz zahlreicher Demonstrationen. Diese riefen nicht nur der Kölner Bevölkerung ins Bewusstsein, daß in den 1970er Jahren noch zahlreiche ehemalige NS-Täter unbehelligt in der bundesdeutschen Gesellschaft lebten. Mit ihren offensiven Aktionen leitete das Ehepaar Klarsfeld zusammen mit den Opfern und ihren Angehörigen einen Paradigmenwechsel in der hiesigen Erinnerungskultur ein.
 
Das Buch aus dem Metropol-Verlag hat 280 Seiten und ist unter der ISBN: 978-3-86331-104-9 für 19,- € im Buchhandel erhältlich.
 
Weitere Informationen: http://www.metropol-verlag.de/