Comic-Faulpelz Franz Gans ist 75 !

Für den arbeitsscheuen Vetter von Donald Duck sind Essen und Schlafen die größten Leidenschaften

von Andreas Rehnolt

© Disney
Comic-Faulpelz Franz Gans ist jetzt 75 !
 
Für Donald Ducks arbeitsscheuen Vetter 
sind Essen und Schlafen
die größten Leidenschaften
 
Entenhausen - Franz Gans, der Knecht auf dem Bauernhof von Oma Duck, hat in Entenhausen immer nur eine Nebenrolle gespielt. Der Gänserich mit dem blauen Hütchen, der roten Schleife und der schwarzen Weste hält sich bewußt unauffällig im Hintergrund. So kann er nämlich seinen Lieblingsbeschäftigungen am Rande der Comic-Metropole besser nachgehen: Essen und auf den Rechen aufgestützt wegschlummern. Schlafen kann Franz übrigens auch hinter einem großen Heuhaufen oder an ein Scheunentor gelehnt.
 
Seinen 75. Geburtstag gestern hat der arbeitsscheue Vetter von Donald Duck nicht verdöst. Denn Oma Duck, die der faule Franz stets nur „Frau Großmutter“ nennt, hatte für den 6. April sicherlich die ganze Verwandtschaft zum Essen und Feiern auf den Hof eingeladen, denn 1938 erblickte der ewig hungrige Franz, der im Original „Gus Goose“ heißt, im Hintergrund einer winzigen italienischen Streifengeschichte von Bob Karp und Al Taliaferro das Licht der Comicwelt.
Nach Angaben von Entenhausen-Historikern erschien Franz Gans damals zum ersten Mal auf einem Bild, das Donald an eine Wand nageln wollte. Schon kurze Zeit darauf, am 9. Mai 1938 tauchte der von Comic-Altmeister Carl Barks erdachte Gänserich mit dem Schmerbauch dann höchstpersönlich vor Donalds Wohnung auf und begann, sich als sehr eigenwillige Persönlichkeit in Entenhausen zu etablieren. Und so gilt es als wahrscheinlich, daß sich der chronisch faule und nimmersatte Franz an den Vorbereitungen zu seinem 75. Geburtstag nicht beteiligen, sondern sich für das anstrengende Festmahl gebührend ausruhen wird.

Comicfreunde sollten sich vom Eindruck kindlicher Einfalt nicht täuschen lassen. Dumm ist Franz Gans ganz zweifellos nicht. Auf der Suche nach Befriedigung seiner elementaren Bedürfnisse legt er seit Jahrzehnten eine geradezu gerissene Bauernschläue an den Tag. In der vor einigen Jahren erschienen Geschichte „Ein schönes Geschenk“ hatte der Gänserich auch Geburtstag – und die jähe Erkenntnis, er könne eine echte Belastung für Oma Duck sein.
Damals, als rundlicher 65-jähriger beschloß er, ein besserer Knecht zu werden – doch das Schicksal stemmte sich vehement gegen seine guten Absichten. Oma Duck etwa wollte nicht, daß er an seinem Ehrentag arbeitet, und seine Familie und Freunde schenkten ihm gedankenlos lauter Dinge, die seiner Faulheit Vorschub leisteten. Ähnliches ist zum 75. Geburtstag zu erwarten, vermuten Kenner des Duck-Clans.
 
In den ganz frühen Donald-Comics wurde übrigens die ländliche Herkunft von Franz aufgerollt. Auch einige Seiten von ihm, die später nie wieder gezeigt wurden. So sah man ihn etwa als Bauer auf seinem eigenen Hof und einmal sogar, wie er Donalds heiß geliebter Dauerfreundin Daisy nachstellte. Erst Carl Barks war es, der Franz im Jahre 1950 eine Dauerstellung als Knecht auf Oma Ducks Hof verschaffte.

© Disney
Seine Arbeitgeberin mag den Franz trotz all seiner Arbeitsscheue gerne und übt ihm gegenüber trotz allem eine bemerkenswerte Toleranz. Sorgt er doch schließlich mit seiner Faulheit dafür, daß die vitale Oma Duck weder rastet, noch rostet, weil sie nichts gegen Beschäftigung hat. In der Geschichte „Ländliches Treiben“ meint sie einmal: „Ja, der Franz! Einen Schlaffi nennt man so was wohl heutzutage.... Auf jeden Fall ist Franz faul wie die Sünde, aber erfinderisch, wenn er sich vor einer Arbeit drücken will. Sogar sehr.“
 
Der Jubilar, der von sich selbst behauptet: „Appetit gut - aber immer müde“, hilft Oma Duck nach wie vor auf ihrem Hof. Seniorenheime gibt's halt nicht in Entenhausen. Aber, so gut, wie es ihm auf dem Hof der arbeitsamen Dorette geht, hätte er's wohl ohnehin nirgendwo. Ein einziges Mal in seinen 75 Jahren durfte Franz Gans sogar mal Held in Entenhausen sein. In der Geschichte „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ rettet er Donald, dessen Neffen Tick, Trick und Track sowie den steinreichen Onkel Dagobert vor dem glühenden Magmastrom. Und das - wen wundert's - eher beiläufig nach dem Motto „Zur rechten Zeit am rechten Ort.“
 
Redaktion: Frank Becker