Namibia

Trendziel nicht nur für Natur-Liebhaber - auch für Feinschmecker ein guter Tip

von Theo Reisner

© T.E.O. Reisen
Namibia
 
Trendziel nicht nur für Natur-Liebhaber -
auch für Feinschmecker ein guter Tip



Fakten
 
Das ehemalige Deutsch-Südwestafrika hat es dem Trend wirklich leicht gemacht: Flugzeit gut neun Stunden, Zeitumstellung je nach Jahreszeit eine oder keine Stunde, Preise rund 40 % unter

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deutschem Niveau, funktionierende Infrastruktur (z.B. bei medizinischer Versorgung), vergleichsweise geringe Korruption und Kriminalität sowie auffallend freundliche Gastgeber. Aber das Wichtigste fehlt noch - die üppige Tierwelt in beeindruckender Landschaft. Die Frage ist eher, weshalb dieser Trend so spät kommt. Das hat viel mit der Selbstständigkeit des Landes erst ab 1990 zu tun und mit dem Aufbau eines touristischen Angebotes - Hotels (vor allem das dichte Netz hochwertiger Lodges), Restaurants, Naturschutzgebiete und Straßen. Ihr guter Zustand seit wenigen Jahren ermöglicht erst, 1.500 km von Nord nach Süd und bis zu 1.400 km von West nach Ost recht komfortabel bereisen zu können. Namibia hat nur 2,1 Millionen Einwohner auf immerhin 824.00 km². Man reist oft alleine und überwiegend auf befestigten Schotterstraßen. Tank- und Raststätten gibt es in vernünftigen Abständen und die Beschilderung ist fehlerfrei. Tagesetappen von mehr als 400 km und Fahrten bei Dunkelheit sind wegen ständigem Wildwechsel keine gute Idee. Weniger als 14 Tage Namibia-Aufenthalt bei diesen Abmessungen: auch nicht.


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Restaurant-Kultur
 
Für die ganz große Überraschung sorgt das hochwertige Angebot beim Essen & Trinken: Gourmets kommen hier ganz sicher auf ihre Rechnung, die noch dazu erheblich niedriger ausfällt als in Mitteleuropa. Riesige Herden von Kudus und Oryx (beides Antilopen) sorgen für frisches Wild von exzellentem Geschmack auf dem Teller, gerne über offenem Feuer gegrillt - auch weil es gejagt und nicht gezüchtet wird. Die Wildtiere würzen sich sozusagen selbst - indem sie Pflanzen wie z.B. Rosmarin, Lorbeer, Koriander und Vanille fressen. In einigen Lodges findet man den Gewürzgarten sogar gleich um die Ecke - immer der Nase nach ... Salz kommt generell nur wenig oder gar nicht dazu.

Koffer-Transfer - Foto © Theo Reisner
Auf allen Speisekarten haben sich dennoch Klassiker aus der Kolonialzeit erhalten: An der Bratwurst mit Sauerkraut gibt es nichts zu meckern, ebenso wenig wie an Rippchen oder Eisbein. Beim Brot sind die Namibier vielleicht schon weiter als wir: So weist das Hansa-Pub in Swakopmund schriftlich darauf hin: „We don´t use pre-mix, all bread is baked fresh in our own bakery ...“. Durch die Bank üppig fällt das Dinner in den Lodges aus. Beim Buffet z.B. in der Damara Mopane Lodge in Khorixas (Vor- und Nachspeise werden serviert) kann aus sieben Hauptspeisen sowie vom Salatbuffet gewählt werden. Alles zusammen für 195 Namibische Dollar, das sind keine € 19. Kleine Gerichte in Pubs wie z.B. das „Boyos“ im Zentrum von Swakopmund kosten € 2 (Salami- oder Käsebrot) bis zu € 4 für eine Omelette mit Schinken und Käse. Fünf Minuten weiter im Restaurant „Kückis Pub“ werden Salate als Vorspeise um € 1,70 serviert, sechs Austern auf Eis für € 7,50 und Gegrilltes vom frischen Fisch (mit Beilagen) beginnen bei € 9. Sie bleiben nicht in der Pfanne, bis sie Ledersohlen-ähnlich sind. Der deutschstämmige Mitinhaber Norbert Sadlowski hat den Rumpf einer abgestürzten Cessna als Wand-Dekoration montieren lassen: Immerhin jenes Flugzeug, mit dem der Lokalgründer in den 50-er Jahren abgestürzt ist.     
 
Kudu-Auflauf und Omajowa-Schnitzel
 
Zu den volkstümlichen Mahlzeiten in Namibia zählt u.a. Bobotie - ein Kudu-Auflauf von der Antilope, mit Straußen-Eiern überbacken, plus Karotten, Koriander, Chilly und Ingwer. Das hat Christian Frank-Schulz von der Duwisib-Gästefarm im Ort Maltahöhe besonders gut drauf. Als Großfarmer mit deutschen Wurzeln bietet er auch frischen Streuselkuchen und eine Schwarzwälder-Kirsch-Variation.
Nur von Dezember bis Februar ist in Namibia auch der Omajowa-Pilz erhältlich - die Sporen stammen von Termiten und produzieren rund um deren Hügel tellergroße Exemplare, bis 30 cm dick. Geschnetzelt oder paniert schlagen sie jedes Kalbfleisch. Das ganze Jahr über mundet Biltong, zumeist getrocknete Streifen vom Rind oder von Antilopen. Zum Kauen zwischendurch ideal und beim

Sundowner - Foto © Theo Reisner
Fleischer frisch zugeschnitten ein echter Genuß. Apropos: Aus dem nahen Atlantik stammen frische Fische wie Kabeljau, Brassen, Seewolf oder Hai. In Ufernähe werden Langusten und Hummer gefangen sowie Austern gezüchtet und verkauft - nicht nur in Monaten mit dem „r“ drin.
Kommen Gemüse und Obst nicht aus dem eigenen Garten, dann ist die Qualität eher mager. Entsprechende Anbauflächen sind selten bis nicht vorhanden. Mit dem Weinanbau wird gerade begonnen, noch stammen die meisten Merlots und Sauvignon Blancs aus Südafrika und schmecken hervorragend. Das Bier wird nach dem Deutschen Reinheitsgebot im Inland gebraut und hält - frisch gezapft - jeder norddeutschen Pils-Konkurrenz stand. Sehr erfrischend und alkoholfrei sind Mixgetränke aus Obstsäften mit zu viel Eis. Das Lieblings-Kultgetränk heißt derzeit Rock Shandy und wird aus Zitronen, Mineralwasser und mit ein paar Tropfen Angostura hergestellt.
     
Die zweite große Überraschung nach dem Gourmet-Aspekt ist die offene Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der insgesamt 13 verschiedenen Stämme, die in Namibia friedlich zusammenleben. Eingeschlossen „Exoten“ wie die Buschmänner oder die Deutschsprachigen - je rund 25.000 Köpfe. Trotz einfacher Lebensverhältnisse ist die Stimmung allseits gut - Speziell den „Weißen“ gegenüber, die sich im südlichen Afrika selten auf die besonders feine Art bewegt haben.  
 
Was zu einer gelungenen Rundreise dazugehört
 
Flüge aus Europa landen immer in Windhoek etwa in der Mitte von Namibia, an sich praktisch. Die Hauptstadt gibt nicht viel her, abgesehen von hochwertigen Souvenirläden und vom Armenviertel Katatura am Stadtrand. Lokale Reiseveranstalter führen dorthin, bis ins Wohnzimmer hinein. In rascher Abfolge tummeln sich bis zu einem Dutzend Familienangehörige im kleinen Wohnzimmer und demonstrieren, wie gute Laune nicht unbedingt von Komfort und einer perfekten Infrastruktur abhängen muß.


Sossusvlei-Dünen - Foto © Theo Reisner

Die Kalahari in Richtung Süden ist eigentlich keine richtige Wüste (weil zuviel Niederschlag) sondern eine Steppe riesigen Ausmaßes, sie reicht von Südafrika bis nach Angola. Zu ihr gehört mit dem Fischfluß-Canyon der größte seiner Art in Afrika. In der Namib-Wüste (eine richtige Wüste und sogar die älteste der Welt) weiter westlich bieten Lodges Ausflüge zum Sonnenauf- oder -untergang an: auf keinen Fall auslassen! Kolmannskuppe, die verlassene Geisterstadt aus der Blütezeit des Diamantenabbaus, vermittelt einen beklemmenden Eindruck aus der deutschen Kolonial - Epoche. Die Dünen von Sossusvlei im Namib-Naukluft-Nationalpark mit gut 300 Metern Höhe belohnen denjenigen Wanderer mit einem atemberaubenden Ausblick, der sich spätestens bei Sonnenaufgang auf den Weg macht. In Richtung Norden erreicht man dann mit Swakopmund den wichtigsten Tourismusort Namibias. Den stürmischen Atlantik vom Pier aus zu beobachten ist beeindruckend, die Wassertemperatur sowie die Höhe der Wellen und die Gezeiten-Unterschiede sind für konventionelle Mittelmeer-Schwimmer und für „normale“ Surfer definitiv nicht empfehlenswert. Ganz im Unterschied zu den Rundflügen, die hier starten und den Blick auf die nahtlosen Übergänge von Sanddünen zum Meer freigeben - weltweit einzigartig. Uneingeschränkte Freude kommt in den viersitzigen Mini-Flugzeugen vor allem dann auf, wenn man halbwegs schwindelfrei, unter 185 cm hoch und unter 85 kg schwer ist.
 
Vielfalt der Tierwelt
 
In der benachbarten Walfisch-Bucht schwingen sich Robben an Bord und lassen sich füttern und dann als Gegenleistung streicheln - ein ganz besonderes Gefühl. Daßelbe gilt für die farbenfrohen, zahmen Pelikane. Gleichzeitig führen Delphine rund um die Touristenboote vor, wie hoch sie springen können - ansatzlos aus dem Meer heraus mehrere Meter - daran scheitern auch geübte Fotografen. Zum Trost gibt es Sekt, Austern, Fisch und Geräuchertes an Bord. Im Damaraland nahe Khorixas liegt das

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Unesco-Kulturerbe „Twyfelfontein“ (zweifelhafte Quelle). Bei dem überreichen Schatz an kulturellen Höhepunkten in Nabia ist schon zweifelhaft, weshalb der „Unesco-Segen“ ausgerechnet hierher gefallen ist. Der sogenannte versteinerte Wald gleich in der Nähe gibt schon eher was her. Ein kleiner Urwald mit zusammengestürzten Bäumen ist - nach ein paar Millionen Jahren - erst dann als versteinert erkennbar, wenn man z.B. seine Astlöcher berührt. Auf dem weiteren Weg in Richtung Ethosa-Pfanne liegt die „Fingerklippe“ als eine Art riesiger Hinkelstein. Unbedingt anschauen, denn irgendwann fällt er - mit seinen 35 Metern Höhe - garantiert um. Im Owamboland (einer der 13 Stämme) knapp an der Grenze zu Angola warten Löwen, Nashörner, Giraffen, Zebras sowie Unmengen verschiedener Antilopen-Arten. Nur der Leopard als extrem licht- und menschenscheuer Genosse zeigt sich äußerst selten - die Chancen stehen dafür nur im trockenen Sommer (unserem Winter) halbwegs gut, weil dann alle Großkatzen überwiegend vom Menschen geschaffene Wasserstellen aufsuchen. Auch die Vogelwelt beeindruckt: Mit hübschen Gattungen wie Tokos, dem Sekretär, Savannenadler, Brillenwürger, Waffenkiebitz oder mit der Riesentrappe: Mit 19 kg ist sie der schwerste flugfähige Vogel der Welt. Auf der Fahrt zurück nach Windhoek lohnt sich ein Besuch der Häuptlingsgräber in Okahandja, weil - bei entsprechender Vorinformation - Schicksale und Lebensläufe in Zeiten des Kolonialkrieges nachvollziehbar werden.                 


Fishriver-Canyon - Foto © Theo Reisner
 
Die Etosha-Pfanne (das heißt nicht ohne Grund „trockenes Wasser“), bietet die ergiebigsten Safari-Möglichkeiten in Namibia. Auch wenn nur vier von den „Big 5“ anzutreffen sind - der Büffel wurde nach einer Maul- und Klauenseuche nicht wieder angesiedelt - so beeindruckt u.a. eine Herde mit rund 100 Elefanten inklusive Nachwuchs wenige Meter vor dem Kleinbus. Schon immer angesiedelt ist hier die Anopheles-Mücke, gefürchtet als Malaria-Überträger. Mit Moskito-Netzen beim Schlafen - in guten Häusern inkludiert - lokalen/vor Ort gekauften Sprays und entsprechender Kleidung ist man gut geschützt.  
 
Reise-Empfehlung:
Flüge ab/an Frankfurt kosten nicht unter € 900. Geländetaugliche Fahrzeuge für Selbstfahrer ca. € 100 pro Tag (4 Personen). Komfortabel bei landeskundiger Reiseleitung: Gruppenreisen z.B. mit Studiosus 12,15,17 oder 20 Tage ab € 2995 (www.studiosus.com), Tel. 00800-2402-2402.
Tips gibt auch das Namibia Tourism Board in 60313 Frankfurt, Schillerstraße 42. Tel. 069-1337360. www.namibia-tourism.com


Foto © Theo Reisner