Also up jeden Fall den Dunnersdag!

Ein Weihnachtsbrief an Ludwig Reinhard

von Fritz Reuter

Josef Kriehuber pinx.
Fritz Reuter an Ludwig Reinhard
 

Eisenach, 22. Dezember 1863
 
Lurwig! Sös Spickgäus´, drei Mettwürst un drei Ossentungen, vier Bratwüst, fiwuntwintig Pund Hambörger Rokfleisch un denn noch all dat Anner; denn noch so velen Kauken, dat Du dormit äwer den Bolzer Meßhof en drögen Stig leggen kannst; einen groten Pumpernickel, ’ne Kist mit Grabowschen Win un mit Mulderjahn, un so velen Branntwin, dat en Hund dorin swemmen kann, - is Di dat viellicht nich gaud genaug? - Kümmst Du den Dunnersdag mit den irsten Tog nich, - denn - denn kümmst Du mit den tweiten; äwer kümmst Du mit den tweiten nich, denn möt ick Di schieremang för Rothschildten sine Fru Gemahlin erklären, de sick vör sinen nigen Pahleh up den Balkan set’te, un tan de hei dunn säd: „Blümche, du verdirbst mir die ganze  Fassade!“ - Lurwig, Du weitst, mit Kleinigkeiten kann man Kinner en gröt Vergnäugen maken, un ick betracht Di noch ümmer as Lewerenzen sin Kind, wat grad’ so as Du en beten lang geraden was; Du sallst för ditmal min Kindjes un Semmelpopp sin, de mi tau Wihnacht schenkt Ward. - Hinstörp, „der Menschenfreund“, betahlt allens; „mein Liebchen, was willst du noch mehr?“ - Also up jeden Fall den Dunnersdag! Walesrode kümmt des Nahmiddags Klock drei. Lurwig, ich grüße Dich! Meine Frau grüßt Dich, und meine Lisette (französische und englische Erzieherin bei uns, die diesen Brief zur Post bringt) empfiehlt sich dir bestens.

 
(Fritz Reuter, * 7. November 1810 in Stavenhagen; † 12. Juli 1874 in Eisenach)