„Advent wie damals“ am Wolfgangsee

St. Wolfgang, Strobl und St. Gilgen laden ein

von Adelheid Wanninger

Hufschmied - Foto © Adelheid Wanninger
 „Advent wie damals“
am Wolfgangsee
 
Es ist ganz still in der Kirche, alle lauschen den Worten von Prior Pater Johannes vom Benediktinerkloster Gut Aich. Dabei ist noch nicht einmal richtiger Gottesdienst, sondern „nur“ die Eröffnung des Christkindlmarktes in St.Gilgen am Wolfgangsee. Aber so etwas nimmt man hier wirklich noch ernst! Die Kirche ist festlich geschmückt und bis auf den letzten Platz voll.
„Getrieben von der Sehnsucht nach Licht, Wärme und Erleuchtung hetzen die Menschen förmlich durch den Advent und übersehen daher das Wesentliche: daß er hinführen sollte zur einen Nacht der Herrlichkeit – zur Weihnacht!“
Wie recht er doch hat, denke ich mir, bedeutet Adventszeit für die meisten von uns heutzutage doch nur noch „Vorweihnachts-Stress“.
Schön, daß man hier am Wolfgangsee vor 10 Jahren begonnen hat, sich zurückzubesinnen, hin zu einem Advent, wie er früher einmal war.
Da haben sich ein paar Leute der Region – allen voran die Wirtin vom berühmten Hotel „Weißes Rössl“ am Wolfgangsee – zusammengetan und haben sich viele Gedanken gemacht.
 
Handwerk und Krippen
 
Natürlich haben sie auch viel Geld in die Hand genommen, denn schöne Dekoration in allen drei Dörfern rund um den Wolfgangsee kostet eben leider auch etwas! Die Orte St. Wolfgang, St. Gilgen und Strobl haben alle ihr eigenes Symbol, ihr eigenes Erkennungsmerkmal. USP würde man in der modernen Welt wohl sagen. Für St. Wolfgang ist das die Laterne - das Bild von der großen schwimmenden Laterne ging bereits tausendfach um die Welt. Der Komet steht für Strobl und die Kerzen für St. Gilgen.


Die berühmte schwimmende Laterne, in Hintergrund St. Wolfgang - Foto © Adelheid Wanninger

Allen drei Orten ist eines gemeinsam: Hier besteht der Adventsmarkt nicht nur aus Glühweinbuden, kommerziellen Verkaufsständen mit Haushaltswaren und Ständen, die Döner und Pommes frites anbieten. Genauestens wird das Angebot kontrolliert und nur derjenige wird zugelassen unter den Stand-Betreibern, der auch Authentisches zu bieten hat. Ein Hufeisenschmied hat hier sein Platzerl gefunden, daneben gibt es Kränze und Gestecke aus Wurzelholz. In St. Wolfgang können Kinder sogar ihre Wünsche an das Christkind schreiben – liebe Engerl helfen dabei und sorgen für die zuverlässige Zustellung der Post.
Staunende Familien spazieren durch die Krippenlandschaft, in der lebensgroße Salzkammergut-Figuren stehen. Oft muß man als Betrachter zweimal hinschauen, wer echt ist und wer aus geschnitztem Zirbenholz, denn die Figuren sind von einer Künstlerin farbig und täuschend echt gestaltet.
 
Leckerbissen und Lichter
 
Heimische Leckerbissen wie Kartoffelsuppe im Brotteigmantel oder hausgemachte

Das Engerl-Postamt - Foto © Adelheid Wanninger
Punschspezialitäten verlocken zu mancher Nascherei. Und dann sind da noch die vielen liebevoll ausgewählten Geschenkideen! Mittendrin immer wieder riesengroße Weihnachtsbäume, Laternen, Kometen, Sterne, Kerzen und Feuerstellen zum Hände wärmen und plaudern – so wie einst.
Immer wieder lockt der Blick auf die Laterne im See. Mit ihren 20 Metern Höhe ist sie weithin zu sehen, beleuchtet mit einem halben Kilometer an LED-Schlangen. Zugegeben, die gab es früher noch nicht, aber die große Friedenslaterne möchte hier niemand mehr missen – weder die Einheimischen, noch die Gäste. Selbst an mystischen Nebeltagen verbreitet sie zusammen mit auf dem See tanzenden Sternen warmes Licht.
Wer Lust darauf hat, alle drei Adventsmärkte zu entdecken, dem bietet die Schiffahrt natürlich die Gelegenheit dazu, auch die schwimmende Adventhütte von Strobl zu besuchen, die auf einem gewaltigen, 250 Quadratmeter großen Floß errichtet ist, in die Krippenausstellung zu gehen oder die Wildtiere mit dem stattlichen Hirschen zu bewundern. Dann geht es weiter nach St. Gilgen, wo Hunderte von Kerzen den Ort erleuchten.
 
Weihnachtsmann? – Fehlanzeige!
 
Nur nach einem werden die Besucher vergeblich Ausschau halten: dem Weihnachtsmann! Der wurde

Kapitaler Hirsch - Foto © Adelheid Wanninger
hier am Wolfgangsee nämlich verbannt. „Ganz einfach weil er nicht zu unserer Kultur gehört. Bei uns gibt es einen Nikolaus und keinen Weihnachtsmann der von Balkonen baumelt oder aufgeblasen vor Geschäften steht“, erklärt Hans Wieser, Geschäftsführer von der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft. „Wir wollen ein echtes Advent-Gefühl vermitteln. Der Wolfgangseer Advent ist deshalb auch so beliebt.“ Die Menschen scheinen auf dem Weg zur Rückbesinnung zu sein. Traditionelles ist mehr denn je gefragt. „Schauen Sie, wir haben heuer 100 Jahre Gastfreundschaft im „Weißen Rössl gefeiert“, erzählt Gudrun Peter, die Rössl-Wirtin, „wir bringen Regionales auf den Tisch und wir beschäftigen Menschen aus unserer Gegend. Und genau damit begeistern wir Menschen aus aller Welt.“ Wer einmal einen Dorfrundgang mit dem Alt-Wirt Helmut Peter gemacht hat und sich von ihm die Geschichte der wunderschönen großen Dorfkirche mit ihren kunsthistorischen Schätzen hat erklären lassen, der spürt sofort mit wie viel Leidenschaft und Herzblut er anderen „sein Zuhause“ näher bringt. Und: „Wir haben den schönsten Kirchturm der Welt“, meint er stolz.
 
Eines ist sicher – der Wolfgangseer Advent ist wohl einer der authentischsten, bei dem Groß und Klein gleichermaßen noch dieses gewisse Leuchten in den Augen bekommen – wie früher, als uns die Vorweihnachtszeit noch hinführte zur einen Nacht der Herrlichkeit.
 
Informationen unter www.wolfgangsee.at und www.weissesroessl.at


Adventmarkt vor dem "Weißen Rössl" - Foto © Adelheid Wanninger

 
Alle Bilder und Text: Adelheid Wanninger
 Redaktion: Frank Becker