Ein einsamer Reiter

Moebius - "Arzak"

von Steffi Engler

© Ehapa
Lonesome Rider
 
Der Ruhm des franco-belgischen Comiczeichners Moebius (d.i. Jean Giraud, 1938-2012), gründet sich auf eine von ihm geschaffene Figur aus dem Wildwest-Genre, den Haudrauf (Leutnant, Marshal, Mister) Blueberry, den er von 1963 bis 1986 zeichnete. Ein ebensolcher wortkarger Einzelgänger mit wörtlich zu nehmen schlagenden Argumenten ist, wenn auch ungleich phantasievoller und mystischer gezeichnet, Moebius´ phantastischer Weltraum-Held Arzak, der trotz des SF-Ambiente alle nur denkbaren Klischees des klassischen Western erfüllt. Moebius wählte sogar als Kulisse der Tableaus seiner zum Teil extrem gewalttätigen Geschchichte, die jetzt als Moebius´ Vermächtnis in aufwendiger Ausstattung bei Ehapa erschienen ist, auf dem von Arzak durchstreifen Planeten eine Landschaft, die dem Monument Valley, einem jeden Western-Freund aus zahllosen Filmen bekannt, nachempfunden ist.
 
Die Szenerien sind phantastisch, ob bei Azarks Flug (Ritt) auf dem geheimnisvoll in der Luft dahingleitenden Pderodelphus, auf dem Gazello zu Lande oder Raumfahrzeugen im All. In einer Welt schwerelos fliegender Fahrzeuge, Laserpistolen und multifunktionaler Tablet-Computer kämpft der edle, unbesiegbare, geheimnisvolle Arzak mit Schwert
und Messer, ein beliebter Gegensatz des Genres, das solch archaische Widersprüchlichkeiten liebt.
Und es sind, wie der Action zum Trotz, überwiegend leise Bilder, durch die der Betrachter beinahe wie in einem nicht endenden Alptraum mir Arzak schwebt. Die Zeichnungen des einsamen Helden, der Wesen seiner Umgebung und der galaktischen Landschaften sind überwältigend, zeugen von der zeichnerischen Reife Girauds, der als Moebius in der Comic-Szene nicht ohne Grund Weltruhm erlangt hat. Die Story ist so mystisch wie ihre Hauptfigur, und man muß sie auch nicht verstehen, um an den Tableaus Gefallen zu finden. Das Personal entspricht den Standards sowohl von SF-Filmen wie der Star Wars-Reihe, Artus-Legenden oder (s.o.) Western. Gute und Böse, Helden und Antihelden, Zyniker, edle Damen, schöne Verbrecher-Schlampen, Aufhebung von Naturgesetzen, physische wie psychische Gewalt, sogar ein wenig halbherzige Erotik - alles drin.

Kindern sollte man diesen Comic wegen seiner brutalen Gewaltdarstellungen in Wort und  Bild auf keinen Fall in die Hände geben. Ein Comic-Kunstwerk ist „Arazk“ dennoch.
 
Moebius – „Arzak“
© 2012 Ehapa Egmont Verlag, 80 farbig illustrierte Seiten, 25 x 36 cm, Hardcover           
Zeichnungen / Text: Moebius - Übersetzung: Rossi Schreiber - ISBN: 978-3-7704-3687-3
25,- €

 

 
Weitere Informationen:  www.ehapa-comic-collection.de