Musenblattschuß - Schlimmer geht´s nimmer

Hält seit sechs Jahren unangefochten die Spitzenposition unter den schlechtesten Romanen deutscher Sprache: Sascha Osterhues "Liebe ein Leben lang"

von Robert Sernatini
Das literarische Grauen hat einen Namen

Beim Aufräumen fiel mir kürzlich ein schmales Buch wieder in die Hand, das im Grunde schon seit Jahren hätte den Weg allen Altpapiers gehen sollen, sich dem Prozeß der Entsorgung jedoch raffiniert und aalglatt hatte entziehen können. Ich erinnerte mich daran, daß der Redakteur eines Tageblattes mir anno 2000 die Schwarte feierlich mit dem Auftrag überreicht hatte, das Büchlein zu lesen und eine Rezension zu schreiben: Sascha Osterhues "Liebe ein Leben lang - Liebesgeschichte". Ich las, schüttelte den Kopf, unterdrückte substanzielles Aufstoßen, lachte dann und notierte:

"Ein jeder schreibt, wie er eben kann, manch einer nur ein Tagebuch, andere für die Schublade, wieder andere - und das sind die wirklich gefährlichen, um unvorbereitete Leser mit ihren Ergüssen zu beglücken. Sascha Osterhues hat es mit seiner irischen Liebes-/Historiengeschichte "Liebe ein Leben lang" ebenfalls getan - reden wir nicht darum herum, er hätte es besser gelassen. Der 128-seitige Versuch, ein Buch zu schreiben, ist dem Studenten der Philosophie und Germanistik gründlich mißlungen, selbst wenn man den allergeringsten Maßstab anlegt.
Die im irischen Freiheitskampf 1917 beginnende, dramatisch angelegte Story um Sean und Sarah (die natürlich wilde rote Locken, ein ungeheures Temperament und Brüste hat, die genau in Seans Hand passen) ist bis zur Peinlichkeit simpel, bar jeden Gefühls für Form und Sprachästhetik und einfach gesagt schlecht in Sprache, Syntax und Plot - sozusagen an den roten Locken herbeigezogen. Wie der Herdecker Scheffler Verlag eine solche Stümperei ein (wörtlich) "brillant-geschliffenes Sprachwerk" nennen kann, ist rätselhaft, denn das Buch ist so brillant wie ein altes Brötchen. Haben die denn keinen Lektor?
Dagegen ist jeder Fürsten-Roman - der achtenswerte Bastei-Verlag verzeihe den unangemessenen Vergleich - Pulitzerpreis-verdächtig. Osterhues hat von der brutal-zynischen Ulster-Polizei bis zur Kinder abschlachtenden SS im zweiten Weltkrieg wirklich kein einziges blutrünstiges Klischee ausgelassen. Sätze wie aus ganz schlechten Schulaufsätzen zeichnen seine Figuren platt-plakativ und so unsäglich billig, daß es den Leser graust. Über die Liebesszene Seite 26/27 mehr als ein "schauderhaft" zu verlieren, erwiese ihr zu viel Ehre.
Betrachten wir das Buch als Jugendsünde - doch muß aus einem starken Gefühl der Verantwortlichkeit von seiner Lektüre dringend abgeraten werden."

Diese Rezension wurde nie gedruckt, die Zeitung sagte damals: "...um zu verhindern, daß sich der Autor aufhängt". Nun sind sechs Jahre vergangen, der literarische Übeltäter ist vermutlich erwachsen geworden, die Suizid-Gefahr vorüber - doch das Buch gibt es tatsächlich immer noch!

Ach, sie möchten wissen, was auf Seite 26/27 geschrieben steht? Na gut, ich zitiere (wieder wortwörtlich):
"Sean teilte ihre Trauer und langsam begann er ihr über die Haare zu streichen. Sie nahm den Kopf von seiner Schulter und schaute ihn an. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und wischte mit seinen Daumen die Tränen aus dem Gesicht. Sie schaute ihn mit ihren feuchten Augen an, doch er hätte beim besten Willen nicht sagen können, was sie in ihm sah. Dann küsste sie ihn auf den Mund. Erst langsam und nur seine Lippen berührend, dann immer intensiver. Ihre Küsse wurden von Mal zu Mal stürmischer. Sean war zuerst ein wenig überrascht, doch dann ließ auch er seinen Gefühlen freien Lauf. Sie sanken auf die Wiese nieder und wälzten sich küssend darin. Plötzlich rollten sie einen kleinen Abhang hinunter und landeten in einem kleinen Gebüsch. Sean bedeckte ihr ganzes Gesicht mit Küssen, ließ seine Zunge und seine Lippen über ihren Hals gleiten, während seine Finger zärtlich durch ihr lockiges Haar wanderten. Sarah wurde zusehends erregter. Vorsichtig streichelte er ihre Brust. Er war unsicher wie sie reagieren würde, doch sie schien es nicht zu stören. Er ließ seine Hand weiterhin sanft über ihre Brüste gleiten. Für Sean hatten sie die ideale Größe. Sie passten jeweils genau in seine Hand, so dass er sie ganz umfassen konnte. Er wurde etwas mutiger und ließ seine Hand unter ihren Pullover gleiten. Sie hatte eine warme sanfte Haut. Mit den Fingerkuppen fuhr er ihr über den Bauch hinauf zu ihren Brüsten. Sarah verschlang es den Atem, sie begann leise zu stöhnen. Sean zog ihr den Pullover aus und bedeckte nun ihren ganzen Oberkörper mit Küssen. Sie tat es ihm nach. Während sie auf ihm lag und mit dem Mund über seinen Oberkörper glitt, wippten ihre Brüste hin und her. Dieser Anblick ließ Sean fast verrückt werden. Er wollte sich aufrichten, doch Sarah ließ ihn nicht. Immer wieder drückte sie ihn zurück, hielt seine Hände fest und überhäufte ihn mit wilden Küssen. Sean gelang es, sich zu befreien. Nun lagen sie nebeneinander im Gras. Sean ließ seine Finger an ihrem Oberkörper hinuntergleiten, bis er schließlich bei ihren Beinen angelangt war. Er streichelte die Innenseite ihrer Schenkel und begann langsam, ihre Hose zu öffnen. Er streifte sie hinunter zu ihren Fußgelenken. Dann begann er sie wieder zu streicheln. Sarah fuhr mit ihren Fingern an seinem Oberkörper herunter und fing an, auch ihm die Hose auszuziehen. Dann lag Sean auf ihr. Ganz vorsichtig und langsam drang er in sie ein. Er begann sein Becken ein wenig kreisen zu lassen, während er sie streichelte und küsste. Ihre Lust schien sich immer mehr zu steigern und gemeinsam verbrachten sie einige unvergeßliche Stunden."

Genug! Gnade! ich kann nicht mehr! Das literarische Grauen hat einen Namen: Sascha Osterhues.


Beispielbild


Sascha Osterhues
Liebe Ein Leben lang

Liebesgeschichte

© 2000/2002 Scheffler Verlag

Broschur, 128 Seiten, bei amazon ab 5,15 €

Weitere Informationen unter:
www.scheffler-verlag.de