Daniel Düsentrieb wird 60

Ein Porträt

von Andreas Rehnolt

© Disney
Daniel Düsentrieb feiert 60. Geburtstag
 
Das Huhn aus der Comicmetropole Entenhausen
gilt als genialer Erfinder und Denk-Kanone
 
 
Entenhausen – „Daniel Düsentrieb - Tüftler und Denkkanone - Erfindungen aller Art“ lautet es schlicht und zugleich vielversprechend auf einem Türschild am Labor des wohl berühmtesten Erfinders aller Zeiten. Die Ideenschmiede steht in der Comicmetropole Entenhausen und gehört einem genialen Erfinder, der in diesen Tagen seinen 60. Geburtstag feiert: der Ingenieur Düsentrieb stammt aus der Feder des unvergessenen Disney-Zeichners Carl Barks und gilt in aller Welt als Vorbild für Tüftler und Erfinder.
 
Der umtriebige Düsentrieb mit dem kleinen gelben Hütchen auf der markanten Haarpracht ist übrigens eigentlich ein Huhn. Hoch aufgeschossen, schlank, stets ordentlich mit Hemd und schwarzer Weste gekleidet, ist er ein Erfinder, dem kein Projekt zu groß und keine Herausforderung zu klein ist. Seinen ersten Auftritt hatte er vor sechs Jahrzehnten als Nebenfigur in einer Geschichte mit dem Entenhausen-Star und Dauer-Pechvogel Donald Duck und dessen Vetter Gustav Gans, dem ewigen Glückspilz. Damals hopste Düsentrieb auf einer Hüpfstelze, mit der er erfolglos die Produktion von Butter revolutionieren wollte, durch fünf Bildchen einer Geschichte mit dem Titel „Eine peinliche Enthüllung“.

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Während sein geistiger Vater Barks ihn ursprünglich nur ab und zu einsetzen wollte, war der Erfinder bald aus der Erlebniswelt Entenhausens nicht mehr wegzudenken. Speziell Onkel Dagobert, seines Zeichens Besitzer eines gigantischen und stets gut gefüllten Geldspeichers, hat immer wieder Aufträge für den schlaksigen Düsentrieb und seinen winzigen Mitarbeiter „Helferlein“, dessen Kopf aus einer stets gelb leuchtenden Glühbirne besteht und der wohl für die permanenten Geistesblitze des Erfinders steht.
Und in der Tat. Daniel Düsentrieb, der im amerikanischen Original auf den Namen Gyro Gearloose hört, scheint nichts zu schwer. Tüfteln, Fummeln, Basteln, Werkeln, Schrauben, Hämmern und natürlich Erfinden - das Leben des Ingenieurs ist ein einziger Schaffensdrang. Dennoch hat er ganz erhebliche finanzielle Probleme. „Ich arbeite ja schon, so schnell ich kann. Aber ich war leider nie ein besonders guter Geschäftsmann“, bekennt der Erfinder in einem seiner Abenteuer. Darin ist es einmal mehr der alte Geizkragen Dagobert Duck, der sich die Einfälle des Genies für ein paar lumpige Taler zu Eigen macht.
 

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Alle möglichen und unmöglichen Erfindungen denkt Düsentrieb sich aus. Da sind etwa die Anti-Schwerkraft-Kanone, behaarte Türklinken, Heißes Eis für heißen Eistee, ein Flugauto, ein Nichtschwimmer-Netz, eine Schwebematte, ein Wünschelbrunnen, natürlich eine Zeitmaschine und auch schon mal eine hochgefährliche Substanz, die alles, was mit ihr in Berührung kommt, auflöst. Das Düsentrieb-Lexikon der Barks-Library enthält weit über 180 Einträge von A wie abnehmbare Wände bis Z wie Zukunftskamera. Daß er dafür viel Arbeitsmaterial braucht, belegen ganze Fässer voll mit „kariertem Krimskrams“ und „lackierten Kinkerlitzchen“.
Doch längst nicht alles kann der nach wie vor rüstige Erfinder auch tatsächlich an den Mann bringen. In seinem Labor stapeln sich in Kisten, an Wänden und in Winkeln auch jede Menge Erfindungen, die unter dem Stichwort „Vergessbares“ abgelegt sind. Neben dem von ihm erfundenen Regenbogenspanner etwa prangt an der Wand des Labors doch tatsächlich ein abgelehntes Patent. Auch das Patent für das von ihm entwickelte funktionsähnliche Schwarzlicht, das helle Räume dunkel machen soll, wurde vom Patentamt Entenhausens nicht angenommen.
 
Andere Tüftler geben nach solchen Schlappen resigniert auf. Doch ein Genie wie Daniel Düsentrieb kann nichts erschüttern. Mißerfolge und Enttäuschungen stacheln ihn vielmehr zu neuen Ideen und geistigen Höhenflügen an. Ganz besonders gerne hilft der Tüftler übrigens Donalds Neffen Tick, Trick und Track. Und auch mit Donald Duck selbst verbindet den Ingenieur, dem nach den Worten der unvergeßlichen deutschen Sprüche-Erfinderin Entenhausens, Erika Fuchs in der Tat „nichts zu schwör“ ist, verbindet Düsentrieb eine ganz besondere Leidenschaft: Das Angeln.


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Vor genau zehn Jahren erfand er eigens für dieses für manche Zeitgenossen tatsächlich entspannende Hobby eine denkende Angelrute. Doch bevor er die zur weiteren Verwertung an Dagobert Duck gab, testete er sie zusammen mit Donald zunächst einmal an einem langen, erfindungsfreien Wochenende selbst. Ob er dabei auch Fische für seine bevorstehende Geburtstags-Grill-Fete zum eigenen 60. Geburtstag in Entenhausen gefangen hat, ist nicht überliefert. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, daß der ursprünglich von Barks nur als Nebenfigur erdachte Düsentrieb für das Fest eine ganz besondere Erfindung aus dem Hut zaubert.
 
Weitere Informationen: www.ehapa-comic-collection.de
 
Redaktion: Frank Becker