Sizilien - neu entdeckt...

...und wiedererkannt

von Theo Reisner

Foto © Ulrike Müller
Auffrischungskurs für autofahrende
Sizilien-Urlauber
(früher & heute)
 
In Bella Italia waren Sie schon lange nicht mehr, sind aber grundsätzlich nicht abgeneigt? Bei mir war es bis vergangene Woche genauso. Da habe ich alte Eindrücke, Erinnerungen und Vorurteile auf den Prüfstand gestellt. Und viel dazugelernt ... aber schön der Reihe nach.
 
Also die Vorfreude wurde zwei Tage vor der Abreise von Frau A. (Firma O.) gestört, weil sie den fix bestätigten (und bereits abgebuchten) Mietwagen telefonisch gestrichen hat. Einen Ersatz für sechs Tage konnte sie angeblich in ganz Sizilien nicht auftreiben. Damit war die spätabendliche Verbindung zum Hotel zunächst gekappt. Ein Mitbewerber der Firma O. schaffte das am Tag vor der Anreise dann doch noch. Und am Flughafen in Catania standen gut 200 mieterlose Standard-Autos ganz traurig in den Leihwagen-Stationen rum. Aber die konnte Frau A. (Firma O.) von Berlin aus wohl nicht sehen.
 
Das wunderschöne ***** Hotel verdient allerhöchstens 4 Sterne: Kein getrenntes WC, kein ganzer Meter Platz zwischen Bett und Wand usw. (so war es immer schon mit der Sterne-Anzahl in Italien). Neu: Quallen aus der Familie Medusa am hoteleigenen Strand und Vietnamesinnen, die unbedingt meine Fußreflexzonen massieren wollen.

Die "Isola bella" - Foto © Theo Reisner
Weil es schon immer so war - die Seilbahn z.B. ins Zentrum von Taormina fährt nicht, wenn eine Menschtraube davor steht, sondern alle 15 Minuten.
Zum Thema Lärm: Das einzige hier bekannte Gas ist das Vollgas. Das gilt auch für Golf-Wägelchen, die ab 7h früh durch die Anlage knattern. Wirklich ruhig ist es nur in der Mittagspause. Unbedingt ausnützen! Ganz neu: Die Italiener legen sich inzwischen (auch) gerne in die Sonne und rücken den Niederländern bzw. Engländern in Sachen Sonnenbrand hart ans Fell. Allerdings sind sie nicht mehr so schlank und rank wie die Papagalli im vergangenen Jahrtausend, die meiner blonden und hübschen Mutter unbedingt ans Fell rücken wollten - sie haben Pasti-Bäuche bekommen.
 
Präzision früher/heute: Keine wesentliche Änderung feststellbar. Beim Mietwagen sind nur eine Tür und ein Kotflügel ohne Vorschaden, beim zwanglosen Einparken auf Gehör ist das hilfreich. Beleuchtete Autobahnschilder am Flughafen würden zielgerichtetes Autofahren auch bei sizilianischer Dunkelheit erleichtern. Eine defekte Lampe wird in 6 Tagen nicht ausgewechselt und bei der Ankunft tropft das Wasser der Klimaanlage durch die Zimmerdecke. Ein nächtlicher Stromausfall verkürzt

Taormina am Abend - Foto © Theo Reisner
zwischendurch die Nachtruhe um rund die Hälfte.
Der Frühstücks-Service klappt zu rund 50%. Im Klartext: Bestellt man Rührei und einen Obstteller, dann kommt eines von beiden. Der freundliche Hoteldirektor reagiert bei seinem morgendlichen Rundgang auf einen entsprechenden Hinweis in allerbestem Deutsch so: Bestellen Sie immer alles doppelt oder dreifach! Das war die Lösung ...
 
Rein sprachlich klappt es besser als früher, weil die Jüngeren ziemlich gut Englisch sprechen. Schriftliche Übersetzungen aber holpern immer noch: „Hier befindet man sich vor einem unvergleichlichen über dem Meer schwebenden Naturschauspiel.“ Gemeint ist damit übrigens der Ätna. Dessen Krater-Rand sollten Sie genauso besuchen wie die bezaubernden Städtchen Taormina, Syrakus und Agrigent.
Öffentliche Strände unterwegs gibts reichlich - lang, breit, sandig oder mit Kies. Rund drei Stunden fährt das Auto vom einen zum anderen Insel-Ende - kompakt und lohnenswert.

Auf dem Ätna - Foto © Theo Reisner
Alles zusammen:

Gravierende Änderungen sind seit meinem letzten Besuch vor 20 Jahren nicht feststellbar. Meckern hin, meckern her - ich habe mich wohl gefühlt, wurde umsorgt und freundlich behandelt. Fahre bald wieder hin, vielleicht ändert sich doch noch irgendwann mal was ...
       

Reiseführer: Beste Information für € 11,99 - übersichtlich, für den schnellen Leser und mit viel Straßenkarten: Marco Polo „Sizilien - Liparische Inseln“, Ausgabe 2012.   


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