Das neue Buch von Hermann Schulz: "Der silberne Jaguar"

Präsentation und Lesung gestern in Wuppertal

von Frank Becker
Rufus, Jana und der "Jaguar"

Mit einer Lesung stellten Hermann Schulz und der Carlsen Verlag gestern Abend in Wuppertal Schulz´ neuen Jugendroman "Der silberne Jaguar" der Öffentlichkeit vor.

Der 16-jährige Rufus Flint hat einen alten, schäbigen Rollstuhl, den er mit seiner resoluten Tante Josephine zu einer bedürftigen Frau nach Belorus, also Weißrußland bringen soll, aufgemöbelt. Mit Feuereifer haben er und sein Freund und Chef, der polnische Mechaniker Lukas Wischinski aus dem Wrack den besten Rollstuhl aller Zeiten gemacht. Die "Strafarbeit", die es eigentlich für Rufus wegen eines Fehlers sein sollte, war zur persönlichen Herausforderung geworden. Stolz machen Rufus und seine Tante sich von Hitzacker aus mit dem Zug auf nach Svetlagorsk.


Es wird eine Reise in ein Land voller Merkwürdigkeiten. Nicht ohne Grund hat der Autor das von dem post-stalinistischen Diktator Lukaschenko regierte Belorus ausgesucht. Er war dort, hat in vielen Gesprächen die Unterdrückung und Bespitzelung im Lande kennengelernt, aber auch die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen - und ihre Nöte. Weißrußland ist seit dem Kernreaktor- Unfall in Tschernobyl 1986 ein gezeichnetes, verstrahltes Land, das trotz großer Anstrengungen auf Hilfe von außerhalb angewiesen ist und in dem nur 2 % aller Neugeborenen ohne Schäden zur Welt kommen.

Gleich in der ersten Nacht wird der kostbare Rollstuhl gestohlen, bevor er der Empfängerin übergeben werden kann (hier knüpft Hermann Schulz an eigenes Erleben an, denn ihm wurde 2006 ebenfalls in der ersten Nacht im Lande der für einen Bedürftigen mitgebrachte Rollstuhl gestohlen). Bei der Suche nach dem kostbaren Stück trifft Rufus auf Studenten, die einer merkwürdigen Leidenschaft frönen: Rollstuhlrennen - und wir ahnen es schon, d.h. der Leser hat einen Informationsvorsprung, die hübsche Jana, die sich in Rufus verliebt (und vice versa) und ihre Freunde sind auf kurzem Wege in den Besitz des chromblitzenden Gefährts, das sie den "Silbernen Jaguar" nennen, gekommen. Doch bevor Rufus es unbeschädigt  wiederbekommt und einer gelähmten schönen jungen Frau übergeben kann, wird es noch einige Male den Besitzer wechseln.

Hermann Schulz´ Thema, das sich durch viele seiner Bücher zieht, ist die Selbstfindung junger Menschen. So auch hier bei der Begegnung eines Jungen aus einem Land mit Wohlstand und Meinungsfreiheit und eines Mädchens, das seinen Weg in einem unterdrückten Land finden muß. Die Leichtigkeit, aber auch die Unsicherheit im Umgang miteinander und der Wunsch nach Wärme und Liebe allerdings sind über alle Grenzen gleich.

Foto © Frank Becker
Hermann Schulz hat damals den gestohlenen Rollstuhl nicht zurückbekommen. In seinem personalreichen Roman läßt er auf dem Weg zum guten Ende der Phantasie ein wenig die Zügel schießen und geht etwas zu nachsichtig mit den Dieben um. Das Happy-End aber versieht er geschickt mit einer kleinen Wehmut - und der Möglichkeit, in Hitzacker an der Elbe eine Fortsetzung geschehen zu lassen...

Beispielbild
Umschlagzeichnung: Wolf Erlbruch

Hermann Schulz

Der silberne Jaguar

Ein Jugendroman

© 2007 Carlsen Verlag

183 Seiten, geb.mit Schutzumschlag
14,90 €

Weitere Informationen unter:
www.carlsen.de