Cinqueterre (1)

Liguriens Perle im neuen Glanz

von Frank Becker

Tellaro - Foto © Frank Becker
Cinqueterre leuchtet wieder
 
Die 2011 von Unwettern verwüstete
Region Liguriens hat sich erholt
 
 
Cinqueterre. Heute Morgen ist der Himmel aufgerissen, in kräftigem Rosa, sattem Ocker und freundlichem Gelb leuchten die sich malerisch an die schroffe Felsküste schmiegenden Häuser von Portovenere in der Frühlingssonne Italiens. Noch gestern war aus allen Schleusen des Himmels der Regen herabgestürzt und hatte ahnen lassen, was den verheerenden Schlammfluten vorausgegangen war, die im Oktober 2011 die Region des Cinqueterre, eine der schönsten italienischen Landschaften und mit Portovenere UNESCO-Weltkulturerbe, heimgesucht hatten. Die Spuren der Wetter-Katastrophe vom Oktober 2011 sind in dem mit berückender Schönheit beschenkten und deshalb bis dahin ziemlich von Touristen überlaufenen Küstenstreifen an der Westküste Liguriens, im Bogen zwischen Portovenere im Süden und Monterosso al Mare im  Norden, noch immer zu sehen. Bis in Mannshöhe sind mancherorts Farbe und Putz an den Wände vieler Häuser wie abgeschmirgelt, in den Buchten und Bachläufen liegen Felsbrocken und Baumreste, die aus den Bergen stammen und noch immer von der Gewalt der Natur zeugen.
 
Vor gut einem halben Jahr waren nach Regenfällen biblischen Ausmaßes – in nur drei Stunden fiel die durchschnittliche Regenmenge eines ganzen Jahres! – Bäche wie vor allem Vara und Bagra zu reißenden Flüssen geworden, waren mit Schlamm- und Geröll-Lawinen durch die pittoresk zwischen Bergen und Meer gelegen Ortschaften gerast und hatten auf ihrem Weg ganze Dörfer vernichtet, waren durch die engen Gassen der Ortschaften getobt, hatten Menschen und Autos mitgerissen und die zauberhaften Orte am Meer bis zu zwei Meter Höhe in Geröll, Schlamm und Holz erstickt. Fast alle Zugangsstraßen und die lebenswichtige Eisenbahnverbindung von Rapallo nach La Spezia waren unterbrochen und tagelang unpassierbar. Naturschutzgebiete und Wanderwege waren schwer

"La Cambusa", Monterosso al Mare am 26.10.2011 - Foto © Pietro Fossani
geschädigt. Die vom Fremdenverkehr lebende Region war wie gelähmt, Existenzen der betroffenen Fischer, Restaurants, Beherbergungsbetriebe und Geschäfte schienen vernichtet. Wir alle hatten in den Nachrichten verfolgen können, wie Tod und Zerstörung Einzug hielten. Manarola und Riomaggiore blieben verschont. Zwar wurde rasche staatliche Hilfe versprochen, doch kam bis heute nicht ein Cent der zugesagten staatlichen Hilfen bei den Betroffenen an.
 
Was blieb, als in die Hände zu spucken und bis zum Eintreffen des Militärs zur Selbsthilfe zu greifen? In einem raren Akt der Solidarität nahmen die Bürger der verwüsteten Städtchen die Initiative und die erreichbaren Schaufeln in die Hand, befreiten mit den wenigen vorhandenen Baggern und Räumgeräten ihre Orte von den Hinterlassenschaften der Katastrophe – und begannen den Wiederaufbau. Hier paßt die Redensart vom „sich selbst am

Pietro Fossani zeigt, wie hoch die Schlammflut im Oktober
2011 in seinem Restaurant "La Cambusa" stand
Kragen aus dem Sumpf ziehen“. Zu Recht stolz können die Einwohner des Val di Vara, von Ameglia, Vezzana, Borghetto und Brugnato, Corniglia, Vernazza und Monterosso al Mare schon ein halbes Jahr nach der Flut ihre Heimat wieder herzeigen und Gäste einladen, dort Ferien zu machen. 
 
Eine Empfehlung an den Reisenden, der die Schönheit des Cinqueterre, der „fünf Landschaften“, was eigentlich für den nur 12 km langen Küstenstreifen mit den fünf Ortschaften Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso al Mare steht, in Ruhe genießen möchte, ist dort möglichst außerhalb der Saison hinzufahren. Von Oktober bis April gibt es ausreichend Betten, die Restaurants sind nicht überfüllt, die schmalen, gewundenen Straßen, die sich von der Anhöhe zu den Orten hinunter schlängeln, sind nicht von Bussen mit Tagestouristen verstopft, in der Eisenbahn, die von La Spezia im Süden nach Rapallo bzw. Genua im Norden fährt, gibt es Sitzplätze, und auf dem Panorama-Wanderweg "Via dell´amore" von Riomaggiore nach Manarola muß man nicht mit einem Stau rechnen, in dem man zwischen Japanern, Deutschen, Amerikanern, Russen, Engländern und ein paar Italienern auf der Stelle tritt. Und (nicht außer Acht zu lassen): die Preise sind wesentlich niedriger.
Eine weitere Empfehlung ist – wenn man schon in der Saison dorthin möchte – für einen Ausflug die frühen Morgenstunden zu nutzen, denn auch im Cinqueterre fängt der frühe Vogel den Wurm. 


Portovenere - Foto © Frank Becker
 
Lesen Sie morgen hier den zweiten Teil unseres Cinqueterre-Berichtes!
 
Wer sich inzwischen informieren möchte, findet hier die richtigen Adressen:
In Italien:
Sistema Turistico Golfo dei Poeti, Val di Magra e Val di Vara 
Piazza Europa,16 – 19121 La Spezia
Tel. & Fax: 0039-0187-733525 oder www.stl.sp.it – e-mail: info@stl.sp.it
In Deutschland:
ImaTur Italia Marketing Touristik Service GmbH -  Hohenstaufenring 63 - 50674 Köln
Tel. 0221/921 34 30, Fax: 0221/921 34 39, e-mail: info@imatur.de