Das Goethe-Institut
in Khartum von Johannes Vesper
Der stark gesüßte, wie hier üblich mit Ingwer parfümierte Gahwa (Kaffee) unter der Tuti-Brücke auf dem staubigen Ufer des Blauen Nils schmeckt wirklich sehr gut. Hier trifft sich die studentische Jugend Khartums, sitzt auf den niedrigen Hockern aus Monierstahl, beobachtet die kleinen Flußfähren, lacht und diskutiert die Weltlage. Diesen schönen Ort haben wir verlassen und besuchen das Goethe-Institut in Khartum, wo uns die junge Leiterin (Studium der Arabistik und der Ethnologie, anschließend zweijährige interne Ausbildung seitens des Goethe-Instituts) auf der überdachten Terrasse zum kleinen Garten hin begrüßt. Sie ist die einzige aus Deutschland nach Khartum entsandte Mitarbeiterin im Institut hier, welches seit ca. 50 Jahren aktiv ist und nach 10-jähriger Unterbrechung 2008 wieder eröffnet wurde. Außer ihr arbeiten hier feste einheimische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ein Programmassistent, die Betreuerin des Dialogpunktes Deutsch, eine Mitarbeiterin für die Sprachkursorganisation, eine Verwaltungsleiterin, ein Hausmeister, Hauspersonal und rund 8 Honorarlehrkräfte. Das Institut hat etwa 530 qm angemietete Fläche zur Verfügung. Auf dem Dach gibt es eine große Terrasse, auf der eine Leinwand aufgestellt wird. Hier werden Filme gezeigt und Vorträge gehalten, wobei der Verkehrslärm durchaus stören kann. Es bestehe großes Interesse der Sudanesen an Sprachkursen, erfahren wir.
Großes Interesse an Sprachkursen
Viele möchten die deutsche Sprache lernen. Für den Erhalt eines deutschen Visums sei das erste
Neben dem Sprachunterricht wird ein Kulturprogramm mit Partnern vor Ort gestaltet. So wird das Institut ein Treffpunkt für Interessierte aus der Stadt, auch für Journalisten. Lebhafte Aktivitäten bestehen bei der Produktion von Videos und Filmen in Zusammenarbeit mit der Sudan Film Factory. Hier werden Arbeitskreise ausgeschrieben und Filme erarbeitet, die dann auch in Deutschland einem interessierten Publikum gezeigt werden. Im Institut gibt es einen Raum mit der für Produktion und Bearbeitung von Filmen notwendigen Ausstattung. Diese Arbeit wird für wichtig erachtet. Die sudanesische Jugend werde durch diese Arbeit in besonderer Weise angesprochen. Zusammen mit den Kulturinstituten anderer europäischer Länder wird einmal pro Jahr ein europäisches Filmfestival durchgeführt. Es bestehe auch eine relativ lebhafte Musikszene, die auch von deutschen Musikern beeinflußt werde, erzählen uns Mitarbeiter und daß man Deutsch-Sudanesische Theatertage plane.
Die im Institut vorhandene Bibliothek verdient diesen Namen kaum. Es handelt sich um den
Dialogpunkt „Deutsch“, einen Raum mit einigen Bücherschränken und einer geringen Auswahl von Büchern aus verschiedenen Sachbereichen. Deutsche Literatur, weder zeitgenössische noch ältere, ist in diesem Bücherzimmer nicht nennenswert vertreten. Immerhin findet sich auf der Startseite des Goethe-Instituts Khartum der Hinweis auf das in Deutschland starke und vielfältige Bibliothekswesen.
Die Zusammenarbeit mit der sudanesischen Kulturverwaltung verläuft ebenso wie mit anderen europäischen Kulturinstituten unproblematisch. Das Goethe-Institut scheint im Vergleich mit dem französischen und englischen Kulturinstitut eher klein zu sein. Besonders im Sprachkursbereich sind die Angebote des Institut Francais und des British Council weitaus größer als die des deutschen Goethe-Instituts.
Beim Rundgang durch das Gebäude ist die Renovierungsbedürftigkeit unübersehbar. Pläne eine
Deutschland muß den internationalen Wettbewerb um die intelligenten jungen Leute der Welt
aufnehmen. Hier besteht eine große Aufgabe für die deutsche auswärtige Kulturpolitik. Die Studenten von der Tuti-Brücke sind potentiell alle an den Angeboten des Goethe-Institus interessiert. Der junge sudanesische Ingenieur vom Rande der Bayuda-Wüste, den ich im Flugzeug bei seinem Rückflug zu seiner Arbeitsstelle traf, arbeitet in Denver/USA.
Warum nicht in Dortmund oder Wuppertal?
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