Lucky Luke war ein Findelkind

"Lucky Kid" klärt Herkunft und Kindheit des legendären Cowboys

von Andreas Rehnolt
Lucky Luke kam als Findelkind
in den Wilden Westen
 
Der Egmont Ehapa Verlag hat mit dem neuen Comic-Band "Lucky Kid" die Frage über Herkunft
und Kindheit des legendären Cowboys geklärt
 
 
Nothing Gulch/Berlin - Kurz nach Erreichen seines 65. Lebensjahres ist jetzt endlich klar, wie der legendäre Comic-Cowboy Lucky Luke überhaupt in den Wilden Westen gekommen ist. Der in Berlin ansässige Egmont Ehapa Verlag hat mit dem ab heute, 15. März im Handel erhältlichen Band 89 mit dem Titel "Lucky Kid" die Geburt und Herkunft sowie die Kindheit der Western-Legende ermittelt. Danach wurde der Mann, der später schneller schießen wird als sein Schatten, als Findelkind von einem Cowboy namens Sam unweit der Westernkleinstadt Nothing Gulch neben den Trümmern eines bei einem Überfall zerstörten Planwagens gefunden.
 
Nur, weil sein "BRÄÄÄÄÄ"-Schreien so viel lauter war, als das Knurren einiger umherschleichender Hyänen, wurde der Winzling in Windeln also entdeckt. Er hatte damals schon eines seiner unübersehbaren Erkennungszeichen: Eine schwarze, abstehende Haartolle. Gemeinsam mit Sheriff Elias und der robust-gutherzigen Saloon-Besitzerin Martha übernimmt Sam die Aufzucht - Verzeihung, die Betreuung und später die Erziehung des Kleinen, dessen Name Lucky Luke zufällig gewählt wurde, da der Tag des Auffindens der Namenstag des Heiligen Lukas war. Die monatelangen Nachforschungen nach Lukes Eltern bleiben ohne Erfolg. 
 
Und so erfährt der Leser ab der 10. Seite auf weiteren 36 humorvollen Einseitern, wie der kleine Luke in Nothing Gulch groß wird. Und nicht nur das, der Leser wird auch in wenigen Zeilen am Ende jeder Seite über Gewohnheiten, Gesetzmäßigkeiten, Bräuche und Kuriositäten des Wilden Westens aufgeklärt. Etwa darüber, daß Pferdediebe gehängt wurden, das Erschießen eines Mannes beim Duell aber nicht mal eine strafbare Handlung darstellte. Oder daß der beste Scharfschütze des Wilden Westens eine Frau war: Annie Oakley nämlich, die mit einem Schuß aus 28 Meter Entfernung eine Spielkarte der Länge nach zerteilen konnte. Oder auch, daß die beiden wohlhabendsten Männer im berühmt-berüchtigten Städtchen Tombstone ausgerechnet der Waffenhändler und der Totengräber waren.
 
Lucky Luke erfährt mit seinem Erzieher-Trio alles, was man in der damaligen Zeit so erleben konnte. So schaut er beim Rodeo Sam zu und fragt den vom Stier Abgeworfenen und arg Demolierten verständnislos: "Und Du sagst, Ihr tut das nur zum Vergnügen?" Gemeinsam mit seinen Freunden Lisette und Dopey spielt der Kleine, der schon bald in Jeans, gelbem Hemd, schwarzer Weste und weißem Cowboy-Hut ausgestattet ist, im Laden des Totengräbers Verstecken, lernt Hunderte von Zaunpfählen einzuschlagen, erträgt die Schule und schießt bereits auf Seite 20 zufällig und ungewollt mit dem Revolver des Sheriffs die Colts zweier Bankräuber in Stücke.
 
Tante Martha hat stets Mühe, den kleinen Luke in die Wanne zu kriegen, schafft es aber mit Tricks und Finesse dann doch immer wieder. Bei ihr lernt er auch das Klavierspielen und einige Haushalts-Arbeiten, während er beim Spielen mit den anderen Kindern von Nothing Gulch Stinktiere entdeckt, mit den Stacheln eines Igels Mikado spielt, sein erstes Duell mit einem Korken-Colt übersteht und auch einen Stamm in der Nähe lebender Indianer kennenlernt. Süß die Episode, wie Luke mit Freunden zum Picknick aufbricht und dann ständig in kurze Regenschauer mit abwechselndem Sonnenschein gerät. Der Grund für diese Wetter-Eskapade liegt darin, daß der den Regentanz tanzende Medizinmann einen Schluckauf hat.
 
Lukes Spielgefährtin Lisette übrigens hat die Züge der späteren, Kautabak spuckenden Wildwest-Legende Calamity Jane (Band 22), und sein Freund Dopey erinnert stark an einen etwas zurückgebliebenen Mann gleichen Namens, der es in Band 29 wegen seiner Ehrlichkeit und Gutmütigkeit sogar bis zum Bürgermeister von Nothing Gulch bringen wird. Natürlich lernt Lucky Luke in diesem von Achdé mit Liebe und Sorgfalt gezeichneten und getexteten Band auch das Satteln und Reiten eines Pferdes.
 
Auf der allerletzten Seite des Bandes bekommt Klein-Luke das Fohlen Jolly Jumper geschenkt, das im Laufe seines nunmehr 65 Comic-Jahre währenden Lebens zu seinem ständigen vierbeinigen Begleiter wird. Natürlich verbindet beide sofort eine innige Zuneigung. Und genauso natürlich reitet Luke im allerletzten Bild des Bandes in die untergehende Sonne und trällert sein Lied "I'm a poor lonesome Cowboy and a long way from home". Und Tante Martha, die gerade das Abendessen fertig hat und nach Luke ruft, erklärt einem Stammgast im Saloon: "Immer wenn die Sonne untergeht, ist's dasselbe."
 
Der Band 89 mit dem Titel "Lucky Kid" ist im Egmont Ehapa Verlag erschienen und im Handel für 5,95 Euro erhältlich.
 
Weitere Informationen: www.ehapa-comic-collection.de