Der Wahrhaftigkeit verpflichtet
Als Junge hat er Steine gesammelt, ihre Beschaffenheit und Gestalt betrachtet. Die Faszination des Materials hat ihn gefangen genommen, und der Wunsch, das Geheimnisvolle des Steins zu ergründen, ist ihm seit damals erhalten geblieben. "Es muß einfach fesseln", sagt Udo Meyer (67), die Berührung mit den in Äonen gewachsenen Stoffen aufzunehmen, die Abenteuerlichkeit ihrer Äderungen zu verfolgen, schließlich Hand und Werkzeug anzulegen und dem Stein Form und Aussage abzufordern. „Die Natur war vor uns da, man muß sie mit Respekt behandeln.“ Auf der Königshöhe Sein Naturstudium führte Meyer zum Grundsätzlichen, er machte eine Steinmetzlehre und schloß 1959-63 ein Studium bei Kurt Schwippert an der Werkkunstschule Wuppertal an, das er 1963-66 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Zoltan Székessy fortsetzte. Seitdem arbeitet er als freischaffender akademischer Bildhauer, zunächst in Berlin, seit 1969 wieder in seiner Geburtsstadt Wuppertal. Die Atelierwohnung im Künstlerdomizil Auf der Königshöhe gibt einen Eindruck der Entwicklung seines Schaffens und der Hinwendung zum Menschen. Er experimentiert, ist neugierig auf die Werkstoffe, die er bedächtig erforscht. Er nimmt den Dialog mit dem Material auf, das er verarbeitet und achtet - und er steckt voller Geschichten über seine Werke und deren Entstehung. Dazu bietet sein Atelier einen pittoresken Hintergrund. Beim Erzählen werden die Glut und die Begeisterung spürbar, die Grundlage seines Schaffens sind.
Kein Angepaßter
Meyer ist kein Angepaßter, er verweigert sich dem Trend und dem Kunstbetrieb. Kleinkariertheit und Anbiederung an den Markt sind ihm zuwider. „Wenn man den Mühlstein aufnimmt und wird Künstler, muß man konsequent die eigenen Dinge verfolgen, den Weg auch gegen Strömungen und Richtungen gehen. Geschmäcklerisches muß vermieden werden. Charakter und das richtige Maß zählen.“ Meyer, der als Vorbilder Lehmbruck, Brancusi, Giacometti und Donatello nennt, sieht sich als gegenständlicher Bildhauer, dem Material, seinem Wuchs und seiner Struktur verpflichtet. Er läßt sich für die Ausführung des künstlerischen Plans einen großen Spielraum zwischen Abstraktion und natürlichem Vor-Bild, läßt Übersetzungen“ stattfinden. Es geht ihm neben der figürlichen Darstellung um das Menschenbild, nicht zu verwechseln mit dem Abbild des Menschen. Skulptur und Plastik stellen der Ästhetik und der erotischen Ausstrahlung wegen vorzugsweise den weiblichen Körper dar. Meyer nimmt sich da nicht aus. Seine Bronze „Mutter“, in der Rosenau im östlichen Wuppertal Stadtteil Oberbarmen aufgestellt und der „Torso“, neben vier anderen Arbeiten im Besitz des renommierten Von der Heydt-Museums, zeugen von der Faszination und der Anziehungskraft des Weiblichen. Das Geheimnis der Materialien
Einer der wirklich wichtigen zeitgenössischen Künstler
Ohne Frage gehört er zu den wirklich wichtigen zeitgenössischen Künstlern weit über die Region des Bergischen Landes hinaus. Weil er ein Unangepaßter ist, als Schwieriger gilt, der sich nicht
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