OTELLOjemineh
Verdi´ s Meisterwerk „Otello“ - arg Hilsdorf beschädigt - an der Bonner Oper
Musikalische Leitung: Roman Kofman - Chorleitung: Sibylle Wagner Première am 10. Juni 2007, Opernhaus Otello: Kostadin Andreev - Jago: Mikael Patrick Henckens - Rodrigo: Johannes Mertes - Montano: Michel Larue - Lodovico: Taras Konoshchenko - Desdemona: Irina Oknina Angesägte Bonner Bühnenbretter Inszenatorisch kaum noch genießbar, aber musikalisch ganz ausgezeichnet kommt in Bonn Verdi´s OTELLO auf die Bretter, welche die Welt bedeuten sollen. Leider werden diese Bretter (man bedenke, daß Bonn vor Jahren einmal eines der Spitzenhäuser Deutschlands war, an dem sich Weltstars wie Placido Domingo, Pavarotti und Co. die Klinke in die Hand gaben!) zur Zeit von der Sparpolitik Bonns kleinkarierter Haushaltsstrategen kräftig angesägt. Nachdem man schon das Ballett kaputtgespart hat, soll in den nächsten Jahren von der Politik die großartige Bühne der ehemaligen Landeshauptstadt zurück in die provinzielle Theatersteinzeit befördert werden. Traurig wäre das, sehr traurig; insbesondere da nach dem künstlerischen Total-Niedergang der Kölner Oper die Alternativangebote für Bonner Musiktheater-Freunde spärlich geworden sind. Frankfurt ist weit und Düsseldorf zur Zeit noch sehr indifferent. Hilsdorfs kaputte Welt Aber zurück zur Otello-Welt: Bei Regisseur Hilsdorf ist diese Welt (zum wievielten Male eigentlich?) immer noch schäbig, schmutzig, kaputt und kriegszerstört. Same procedure as every time! Auf der
Debile, Lüsterne und die letzte Jungfrau Zyperns Protagonisten und Solisten sind natürlich – wie kann es auch anders sein ! – alles komplett Deformierte. Das Volk ist debil degeneriert und schwingt schockschwerenot krieggeschädigt nur noch Skelett-Teile bzw. verfällt in die Lethargie des Betens, die Soldaten koitieren kindisch ausstaffierte Sexpuppen, sind stets gewalttätig oder stieren lüstern in die Gegend, Jago ist eine Art Jack Nicholson mit ständigem „Shining“ – ununterbrochen muß der arme Mikael Babajayan Augen rollen, das Gesicht verziehen oder den Kopf schräg halten. Hinzu kommen die üblichen Verdächtigen in Gestalt - mal wieder vom Regisseur - völlig überflüssig hinzuerfundener Figuren; das sind diesmal: der Kriegsversehrte, die letzte Jungfrau Zyperns (mit obligater Judentafel…versteht sich), sowie ein bananenkauender und sich affenartig bewegender weißer „Niggerclown“. Die Barbusige darf natürlich nicht fehlen. Hurra, Hurra, diesmal gibt es keinen Kotzeimer und es findet auch keine Zwangsabtreibung (a la „Forza“, Essen) statt.
Irgendwie fehlten mir allerdings die Kapuzinermönche, Bischöfe und Nonnen. Kein Kreuz fliegt durch die Gegend, oder dreht sich an der Wand, und der Ku-Klux-Klan hat wohl Urlaub. Dafür dürfen Otello und Jago sich à la Winnetou & Old Shatterhand verblutsbrüdern. Gesungen wird meistens an der Rampe (Hampe läßt grüßen!). Über weitere Überflüssigkeiten und Kindereien schlagen wir schnell das Mäntelchen des Vergessens. Es ist wirklich unsäglich! Dabei war Dietrich Hilsdorf vor 20 Jahren einer der besten Musiktheaterregisseure weit und breit. Überwältigende Stimmen Wem es gelingt, die Augen ob derartigen Nichtsinns zu verschließen, der wird wenigsten musikalisch belohnt. Und da knüpft man in Bonn dann wieder an die guten alten Zeiten an: Was für formidable Sänger in den Hauptrollen; Kostadin Andreev (Otello) zeigt sich in bestechender Form, singt förmlich
Erfüllte Musikwünsche Ein besonderes Lob muß dem Chor und Extra-Chor unter der großartigen Chorleiterin Sybille Wagner gelten. Daß die Herrschaften neben dem ganzen darstellerischen Schnickschnack ihren Verdi noch so bravourös rüberbringen, muß ihnen erst einmal jemand nachmachen. Bravi. Fazit : Für Opernfreunde, die den alten Regie-Großmeister Hilsdorf von früher nicht kennen und die Weitere Informationen unter: www.theater.bonn.de Lesen Sie auch: www.musenblaetter.de |