Draußen hängt die Welt in Fetzen
Fritz Eckenga zeigt
Dortmunder Charme und Chuzpe Daß Fritz Eckenga auch ohne „N8Schicht“ einen Saal füllen kann, belegte der Ur-Dortmunder am vergangenen Samstagabend solo mit seinem Programm „Außer Haus“ im Remscheider Rotationstheater. Und daß er sein Publikum durchaus auch mal ohne Mikrophon erreicht, bewies der 1. Teil des kurzweiligen Abends. Den nämlich mußte er improvisiert ohne Mikroport-Verstärkung bestreiten, da die Technik streikte. Eckenga gehört zu den äußerst angenehmen Kabarettisten, die ihr Publikum höflich fragen, worüber es denn Satire hören möchte. Navi? Hat er nicht, will er nicht und ist als Kabarett-Thema doch schon durch. Ein Papst-Witz zum Warmmachen? Ist immer gut, aber auch schon durch. Angie? Kennt er nicht. Aber Günther Netzer geht immer, zumindest mit dessen Lieblingssatz: „Ich habe nichts gesehen, was mir gefallen hat.“ Daraus dreht Fritz Eckenga dem Ex-Fußballer einen soliden Strick. Chinesen-Würger und Friedensfürstin Doch dann werden ein paar veritable Kabarettisten-Opfer in Allgemeinplätze-Köhler (der mit den hohlen Reden), dem Chinesen-Würger und Rumänen-Beleidiger Jürgen Rüttgers und der
Helmut Schmidt als Lebenshilfe
Die tägliche Ernährung und der dazu nötige Einkauf machen einen guten (wörtlich) Teil von Eckengas Programm aus. Seine eigene Aufzucht mit Mett – typisch Dortmund - Lyrik über das Suppenhuhn „...lasse die Pupillen ruhn/auf nem toten Suppenhuhn“ oder als Zugabe sein geniales Gedicht des über dem Weinverkosten verschmorten Menüs – alles köstlich. Es ist Fritz Eckengas Spezialität, das Alltägliche wiedererkennbar auf den Schild zu heben. Das kann die Autobahn-Klo-Kette Sanifair sein „Sauberkeit ohne Wasser – vielleicht ein Joint Venture mit den Pressschinken-Leuten?“, der quarzende Helmut Schmidt als Lebenshilfe oder der Appell „Wenn du
Nehmwernocheinen? Natürlich waren auch die beiden beliebten Handelsreisenden Stromeyer und Hambacher wieder an der schäbigen Bar des schäbigen Vertreter-Hotels in einer öden Stadt irgendwo. Denen hilft seit Jahren nur noch ein Schnäpschen über die Misere hinweg: „Nehmwernocheinen? Jasicher!“ Schnell noch einen Münte, zum Nachlegen: „Wenn Ebbe ist, hat es keinen Sinn, Wasser ins Meer zu pumpen“. Der geht auch immer. „Draußen hängt die Welt in Fetzen, laß uns drinnen Speck ansetzen.“
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