Unweit von Eden - Gärten des Alten Ägypten

Noch bis zum 10.1.2010 im Museum August Kestner, Hannover

von Frank Becker
Unweit von Eden

Altägyptische Gärten - Paradiese in der Wüste
 
Im Rahmen des Projektes „Gartenregion Hannover 2009“ zeigt das Museum August Kestner in Hannover seit dem 24. September – und noch bis zum 10. Januar 2010 unter der Überschrift „Unweit von Eden – Altägyptische Gärten – Paradiese in der Wüste“ eine Ausstellung über alle Aspekte der Gartenkultur im historischen Ägypten. Das scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt besonders angezeigt, wurde doch in den letzten Jahren eine Reihe von Gärten in Ägypten und im Sudan ausgegraben, die erstmalig die originale ägyptische Gartenkultur, bisher nur aus Darstellungen bzw. textlichen Quellen bekannt, greifbar machen. Besonders der von österreichischen Ägyptologen entdeckte Garten von Tell el-Daba (Ost-Delta) ragt aus den Funden heraus. Er wurde mit außerordentlicher Sorgfalt freigelegt, dokumentiert und publiziert. Ein anschauliches Modell dieses Gartens bildet den Mittelpunkt der Ausstellung in Hannover, die einige der bedeutendsten Gärten in Bildern und Original-Fundstücken aus Ägypten und dem Sudan zeigt. Die dabei berücksichtigte Zeitspanne von gut 2.200 Jahren (ca. 2000 v.u.Z. bis 200 u.Z.) und

Modell des Gartens von Tell el-Daba - Foto © Museum Kestner
der geographische Rahmen des Niltals vom ägyptischen Mündungsdelta bis in die Gegend der sagenumwobenen Hauptstadt des meroitischen Reiches Meroe (Sudan) deckt die wichtigste geographische und historische Ausdehnung des Themas ab.
 
Der zur Ausstellung aus dem Bestand des August Kestner Museums von Christian E. Loeben und Sven Kappel liebevoll zusammengestellte Katalog „Die Pflanzen im altägyptischen Garten“ ist nicht nur für Ägyptologen und Botaniker eine Delikatesse, er vermittelt auch dem Laien äußerst anschaulich die Gartenkultur vor der und um die Zeitwende. Die 352 farbigen Abbildungen von Landschaften, Zier- und Nutzpflanzen (Blumen, Früchte Gemüse, Heilpflanzen), Papyri, Schmuck, Skulpturen, Kult- und Gebrauchsgegenständen, Grabbeigaben und Grundrissen werden detailliert beschrieben. Das Buch hat durch die Sorgfalt der Zusammenstellung und das umfassende Bild, das es vermittelt, den Rang eines Standardwerk bekommen. Zugleich ist es

Priester mit Papyrus-Strauß -
Foto ©
Museum August Kestner
faszinierende Lektüre, die dem Leser eine rare Zeitreise ermöglicht. Man erfährt alles, was der Wissenschaft über die Nutzung der Pflanzen in Alltag, Kult und Medizin bekannt ist, in griffigen Texten. Ein anderer Effekt des vorzüglichen Katalogbuches ist, daß man Lust bekommt, sich die Exponate dieser Ausstellung im Original anzusehen. Bis zum 10. Januar 2010 ist dazu noch Zeit. Es werden Führungen durch die Kuratoren und in einem Beiprogramm Vorträge angeboten.
 
Weitere Informationen unter: www.hannover.de/museen/museen/kestner/ und www.vml.de
 
Christian E. Loeben – Sven Kappel – „Die Pflanzen im ägyptischen Garten“
© 2009 Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen, 208 Seiten, Broschur, mit 352 farbigen Abbildungen, Zeittafel, Literaturverzeichnis, Konkordanz
24,- €, ISBN 978-3-86757-452-5


Außerdem derzeit im Museum Kestner:
(Mitteilungen des Museums)

15.10.2009 – 31.01.2010
100 Glanzstücke – Europäisches Silber aus 4 Jahrhunderten
 
Wir präsentieren erstmalig in einer Sonderausstellung 100 Glanzstücke unserer bedeutenden Silbersammlung, kostbare Werke aus den führenden europäischen Zentren der Gold- und Silberschmiedekunst. Bei den ausgewählten Exponaten handelt es sich um profanes Silber – Gefäße und Geräte aus dem 16. bis zum 19. Jahrhundert.
Neben der stilistischen Entwicklung wird auch die funktionale Bestimmung der Objekte berücksichtigt. Profane silberne Gefäße waren kostbar und zeugen ganz dezidiert von dem Wunsch der Auftraggeber nach standesgemäßer Selbstinszenierung.
Das einführende Kapitel über Beschau- und Meistermarken vermittelt einen Überblick über die Qualität und Vielfalt der Sammlung. Es schließen die Themenkomplexe Trinkgefäße und Tafelsilber an. Figürliche Trinkspiele, prunkvolle Buckelpokale oder repräsentative Terrinen sind nur ein Teil der Objektgruppen, die es zu entdecken gilt. Die Aufarbeitung des Bestands führte auch zur Korrektur von Datierungen. Daher befasst sich das abschließende Kapitel mit dem interessanten Aspekt von Nachahmung und Fälschung.
 
Katalog zur Ausstellung 22 €.
 

12.11.2009 – 21.02.2010
Silber für den Altar. 1900 bis heute
Die Modellsammlung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover
 
Im Kunstreferat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers wurde über viele Jahre hinweg eine umfangreiche Sammlung an Kelchen, Patenen, Hostiendosen und Abendmahlskannen im Sinne einer Vorbilder- und Mustersammlung zusammengetragen. So ist ein Querschnitt durch rund hundert Jahre Abendmahlsgefäße entstanden und damit ein wichtiges Dokument für die Entwicklung des evangelischen Altargerätes.
Um die Sammlung einem breiteren Publikum zugänglich machen zu können, wurde sie als Dauerleihgabe an das Museum August Kestner übergeben, wo sie im Rahmen der Ausstellung das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Die in ihrer Art einmalige Sammlung bietet einen Überblick über die vor allem jüngere und jüngste Entwicklung des Altargerätes. Bedeutende Silberschmiede wie Friedrich Marby, Wolfgang Tümpel oder Werner Bünck sind, neben zahlreichen anderen, mit Arbeiten vertreten. Ein kurzer Überblick über historische Kelchformen seit dem Mittelalter rundet die Präsentation ab.
 
Gefördert durch die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und die Klosterkammer Hannover.
 
Katalog zur Ausstellung 19 €.