Von Wukro durch die Adwa-Berge
nach Axam auf den Spuren des Frühen Christentums und der geheimnisvollen Bundeslade Freitag, den 13.03.09
Die gut asphaltierte Nationalstraße 1 verlassen wir in Wukro, um in nordwestlicher Richtung nach weiteren 20 Kilometern Abreha Atsbeha zu erreichen. Die Fahrt führt durch abgezäuntes, buschbewachsenes Militärgelände. Später dann etwas Landwirtschaft, riesige Feigenbäume und bescheidene Grabungen für die Bewässerung der Felder. Bei unserem kurzen Fußmarsch bieten schnell herbeigelaufene Kinder kleine Versteinerungen, die sie gefunden haben, zum Kauf an. In Abreha Atsbeha sieht man am Hang, umgeben vom Friedhof, die Felskirche, die zur Hälfte aus dem Felsen hervor-, zur anderen Hälfte in den Felsen hineinragt. Sie ist benannt nach dem legendären Brüderpaar Abreha und
Die Wandgemälde unter den Tonnengewölben auf kantigen Pfeilern zeigen uns die äthiopischen Heiligenszenen, z.B. St. Georg wie üblich mit Speer und den sitzenden Heiligen mit fleckigem Gesichtsexanthem, über dessen Kopf sich 2 Hunde zähnefletschend anstarren. Vielleicht ist das aber auch die Geschichte des verlorenen Sohns, den bei seiner Heimkehr nur die Hunde erkennen. Die Gemälde dieser Kirche stammen aus der Zeit des Kaisers Johannes IV (1870-1889) und sind auf Tuch gemalt, welches dann auf die Wände aufgebracht wurde. Der konservatorische Zustand von Kirche und Gemälden ist beklagenswert. Vor der Kirche leibhaftige äthiopische Gesichter. Die Dachkreuze der Kirche tragen wie überall auf Nägeln vom Kreuze Jesu aufgesteckte Straußeneier, welche die verborgenen Sünden symbolisieren sollen, also die Sünden, die dem Priester nicht gebeichtet worden sind. Der Besucher wundert sich, auf wie vielen Kirchendächern in Äthiopien Straußeneier für nötig gehalten werden.
Auf der Rückfahrt überholen wir eine Karawane von knapp 40 Kamelen. Majestätisch schaukeln die hohen Tiere langsam Richtung Danakil-Wüste. Auch eines der Jahrtausende alten Bilder Äthiopiens.
Zurück in Wukro, Besuch der dortigen Felskirche des Heiligen Cherkos (Cyriakos), die ebenfalls halb aus dem Felsen herausschaut. Einige in den Bäumen hängende verrostete Geschützteile und Geschosshülsen dienen als Kirchenglocken.
Bald erscheinen in der Ferne die spitzen vulkanischen Kegelberge des Adwa Gebirges, benannt nach der Stadt Adua (Adwa), wo 1896 100.000 Äthiopier die italienischen Truppen (17.500 Mann) in die Flucht schlugen. Die Schlacht von Adua ist die zweite Schlacht in der Geschichte (nach Hannibal im 3. Jahrhundert vor Christus), bei der ein afrikanisches Heer gegen ein europäisches gesiegt hat. Sie wurde zu einem Symbol der erfolgreichen Selbstbehauptung Afrikas gegen Europas Kolonial-Mächte.
Auf der Rückfahrt zur Hauptstraße bekommen wir die Deutsche Welle in das Autoradio: Die Angestellten der Telekom bekommen ab sofort 3% mehr Lohn. Das sind die Nachrichten, die aus Deutschland in der Welt verbreitet werden. Wen interessiert das in der Welt? In der Stadt Adua wieder Staub, Baustelle und Chaos, da auch hier Fernstraße und Kanalisation ausgebaut werden. Offensichtlich ist in Äthiopien nicht nur die Frischwasserversorgung problematisch, sondern vor allem auch das Entsorgen von Abwasser und Kloake. Erst jetzt wird überall mit dem Ausbau eines Abwasserkanalsystems begonnen.
Samstag, den 14.03.09
Was Jerusalem für die die Juden und Rom für die Christenheit, bedeutet Axum für die äthiopischen Christen. Die Stadt Axum wird erstmalig in einem griechischen Text des 1. Jahrhunderts n.Chr. erwähnt. Hier liegen die Wurzeln des christlichen Äthiopien. Hier wird die Bundeslade, das Zeichen der Verbindung zwischen Gott und dem auserwählten Volk Israel, aufbewahrt. Hier liegt diese flache Kiste mit den marmornem Gesetzestafeln, die Moses vom Berge Sinai mit herunterbrachte.
Nur der Wächter, der auf Lebenszeit bestimmt wird und den umfriedeten Bezirk um die Kirche Maria
Vom alten Axum ist nach den katastrophalen Zerstörungen im 10 Jahrhundert durch die Königin Judith und 1535 durch den Imam Ahmad Ibn Ibrahim al-Ghazi, genannt der Linkshänder („Grang“) wenig übrig geblieben. Bei den Kriegen des 16. Jahrhunderts handelt es sich um Auseinandersetzungen zwischen Islam und Christentum. Der Norden Äthiopiens sollte zum Islam bekehrt werden. Die alten Kirchen und die Stadt wurden zerstört. Nur wenige Reste lassen die einstige Bedeutung und Größe Axums erahnen. Auf einem großen Feld am Rande der jetzigen modernen Stadt stehen die Wahrzeichen der alten Kultur. Die Stelen, bis zu 33 m hoch, sind aus einem Stein gehauen und mit einem Dekor versehen, welches an Stockwerke erinnert, zu denen
Diese Stelen markieren Gräber, die unterirdisch in unmittelbarer Nachbarschaft angelegt sind. Informativ ist das kleine Museum und interessant das nicht zerstörte Haus wohlhabender Axumiter aus der Zeit um 1900, in welchem uns eine Kaffee-Zeremonie erwartet. Während dieser Kaffee-Zeremonie berichtet der begleitende Arzt der Gruppe in einem kurzen Vortrag über die hier nicht seltene Augenkrankheit der Bevölkerung, über das Trachom.
Nördlich des Stelenparks befindet sich das sogenannte Bad der Königin von Saba, eine sehr große Zisterne, also ein eingezäunter riesiger Teich, der angeblich seit axumitischer Zeit erhalten ist. Noch heute holt man in gelben Wasserkanistern das trübe Wasser nach Hause, und an den Felsen sieht man Treppenstufen, über die seit vielen Jahrhunderten das Wasser geschöpft worden ist.
Der Neubau für die Bundeslade aus den 60er Jahren ist kleiner und deswegen besser zu ertragen. Von der großen, ersten axumitischen Kathedrale aus dem 4. Jahrhundert blieben nach den Kriegen mit dem „Linkshänder“ (s.o.) im 16. Jahrhundert nur Reste von Fundamenten übrig. Im 17. Jahrhundert wurde die jetzt vorhandene Kathedrale Maryam Sion unter Kaiser Fasilidas (1632-1667) im frühen Gondar-Stil mit einer dreibogigen Eingangsfassade neu gebaut und wahrscheinlich zu Beginn des 20. Jahrhundert stark verändert.
Auch die jetzt vorhandenen Gemälde in der Kirche stammen großteils aus dem 20. Jahrhundert. Immerhin sieht man auf einem Gemälde dort Jared, den Begründer der äthiopischen Kirchenmusik, vor dem Kaiser tanzen, dessen Speer unbemerkt von den Beteiligten den Fuß Jareds durchbohrt. Welche schmerzstillende Faszination durch Kirchenmusik. Der heilige Bezirk mit seinem alten Bäumen um die Kirche herum ist von einer Mauer umgeben und bietet zusammen mit dem alten Torbau und seinen zwei historischen Kanonen ein malerisches Bild. Der sogenannte Palast der Königin von Saba westlich vor der Stadt wurde erst um 1965 ausgegraben und die Mauern großteils bis auf Mannshöhe ergänzt. Ein Modell dieses typischen axumitischen Palastes aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. war schon im Nationalmuseum in Addis Abeba zu sehen. Es handelt sich um eine rohe Architektur ohne dekorative Elemente.
Etliche kleinere Stelen auf einem großen trocken Acker könnten auf Archäologen einladend wirken, weniger auf den Besucher, der nach einem langen heißen Tag der schlecht funktionierenden Hoteldusche zustrebt. Nach dem Abendessen auf der Terrasse über der Stadt klagen einige Mitreisende beim Arzt der Gruppe über Kopf- und Bauchschmerzen sowie etwas Durchfall.
Gehen Sie morgen mit unserem Autor auf den letzten Abschnitt seiner Reise durch Äthiopien
Redaktion: Frank Becker |