Inspector Barnaby

Die erfolgreiche englische Krimi-Serie jetzt auf DVD

von Jürgen Kasten
Inspector Barnaby
DVD-Box der englischen Krimiserie

Der Pilotfilm der Serie, „Tod in Badger´s Drift“, mit dem auch die vierteilige DVD-Box startet, wurde 1997 erstmals im britischen ITV ausgestrahlt. Im ZDF läuft die Serie in unregelmäßigen Abständen seit 2005. Sie wird derzeit mit einer neuen Staffel fortgeführt.
Unter dem Label „edel motion“ sind vier der ersten Krimis nun auf dem Markt („Inspector Barnaby – Midsommer Murders – Vol. 1“).
Die Filme basieren auf Geschichten der preisgekrönten Romanautorin Caroline Graham, inzwischen 77 Jahre alt. Ihr erster Krimi „Tod in Badgers´s Drift“, für den sie den Macavity Award in den USA erhielt, erschien allerdings bereits 1987.
Der geneigte Filmliebhaber sollte dies wissen, denn es sind keine Krimis voller Action oder sozialkritischer Thematik, wie sie uns heutzutage in beliebigen Serien aufgetischt werden. Hier geht es um Mord, um viele Morde, allein des schnöden Mammons wegen; um Intrigen, Verrat und um eine trügerische Idylle.
Und damit wären wir beim Thema:Caroline Graham läßt ihre Protagonisten in der fiktiven Grafschaft Midsomer agieren, einer Bilderbuchlandschaft, wie aus dem Urlaubsprospekt.
In Szene gesetzt von den Regisseuren Jeremy Silberston und Baz Tayler (Episode 4). Auch die Drehbücher wurden von mehreren Autoren gefertigt. Episode 3 sogar von Caroline Graham selbst.

Doppelte englische Idylle

Chief Inspector  Tom Barnaby lebt in doppelter Idylle. Zum einen in der gleichen ländlichen Umgebung, in der seine Fälle sich abspielen, zum anderen in der seiner Familie. Joyce, die umsorgende Gattin (gespielt von Jane Wymark), ist nicht nur aufmerksame Zuhörerin, wenn Barnaby seine Fälle reflektiert, sie verwöhnt ihn auch mit exotischen Kochkünsten. Schaut sie ihn gerade nicht an, quittiert er das mit einem gequälten Lächeln. Kann sie ihn gar nicht sehen, haut er sich Rühreier mit Speck in die Pfanne.
Cully, gemeinsame Tochter (Laura Howard), ist angehende Schauspielschülerin. Sie schaut des öfteren bei den Eltern vorbei, um sich ihre Texte abhören zu lassen. Solange, bis es draußen hupt. Sergeant Troy (Daniel Casey) steht dann vor der Tür, um seinen Chef abzuholen. Troy, ein junger Mann wie aus dem Ei gepellt, ist ein etwas schlichtes Gemüt. Nicht immer auf der Höhe der Ermittlungen, aber stets vorlaut und etwas vulgär. „Troy, der Umgang mit Worten ist ihre Stärke“, merkt Barnaby ironisch an.
Tom Barnaby ist das genaue Gegenteil. Charmant, höflich, hintersinnig und mit wachem Verstand befragt er Zeugen und Verdächtige, sinniert über mögliche Motive, kreist so den Täter oder auch die Täterin ein, bis er den Ablauf der Taten klar vor Augen sieht. Troy kann da nur staunen. Das Zupacken bleibt ihm überlassen und Barnaby zieht sich wieder an den heimischen Tisch zurück, an dem ihn die neueste Kochkreation seiner lieben Gattin Joyce erwartet.

Überzeugender Barnaby
John Nettles, der diesen Barnaby überzeugend darstellt, ist studierter Philosoph, Historiker und Mitglied der Royal Shakespeare Company. In einem ZDF-Interview sagte er: „Ich mag Barnaby sehr, weil er typisch englisch ist – geradlinig, zurückhaltend und mit eingeschränkter Phantasie.“ Letzteres stimmt nicht, denn wie sonst würde er seine Fälle so exzellent lösen.
Und die haben es in sich. Es wird gehauen, gestochen und geschossen, ohne daß die Szenen brutal erscheinen. Nach jedem Mord sieht man am Tatort Polizeitechniker, Fotografen, Laborcontainer, Gerichtsmediziner. Eine nur dezente Andeutung, daß hinter Barnaby und Troy ein ganzer Polizeiapparat steht.
Ansonsten stehen die beiden Ermittler alleine im Mittelpunkt. Umgeben von kauzigen und skurrilen Gestalten, eine jede ein Unikum, mit Spielfreude und dem so typischen englischen Humor eindrucksvoll dargestellt. Selbst die Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt, wie zum Beispiel mit Elizabeth Spriggs und Richard Cant.

DVD 1
„Tod in Badger´s Drift“ (The Killings At Badger´s Drift)
Der englische Originaltitel sagt es deutlicher. Es gibt viele Tote zu beerdigen. Miss Simpson ist die erste. Offensichtlich hat sie beim Blumensuchen im Wald etwas gesehen, was sie nicht sehen durfte. Gefunden hat sie zuvor jedoch den blattlosen Wiederbart. „Das ist eine Orchidee, keine Blume“, wird Troy von einer Freundin der Toten belehrt.
Apropos Beerdigung: Der Bestatter ist schwul und fährt einen Porsche. Das macht ihn für Troy doppelt verdächtig. (Seinen Widerwillen kann Troy aber nicht zu offensichtlich zeigen, denn mit Schwulen hat er es in jeder Folge zu tun. Mit liebenswerten, mit persiflierten, mit bösen – köstlich).
Der Bestatter wohnt bei seiner Mutter, die ein merkwürdiges Hobby pflegt. Welche Rolle spielt sie oder all die anderen, die allesamt lügen? Der eine oder die andere von ihnen darf sich auch nicht mehr lange des Lebens erfreuen.
Die Lösung all der Rätsel findet Barnaby im fernen Brighton. Doch schafft er es noch rechtzeitig zurück, um weiteres Unheil zu verhüten? Eine Schafherde scheint etwas dagegen zu haben…

DVD 2
Blutige Anfänger (Written in Blood)
Auch hier wäre der Originaltitel treffender gewesen, denn das beschauliche Örtchen Midsomer Worthy beherbergt einen Hobbyschriftsteller-Zirkel. Das Morden beginnt mit dem Tod des Vorsitzenden dieser Amateure („Blutige Anfänger“, ha, ha).
Hat es damit zu tun, daß er strikt dagegen war, diesen berühmten Schriftsteller als Gastreferenten einzuladen, ja regelrecht Angst davor hatte? Oder ist der merkwürdige, schleimige Lehrer der Gesamtschule der Bösewicht? Er schreibt nicht nur, er fühlt sich auch als Regisseur einer Schülertheatertruppe berufen. Klar, daß auch Troy diese Gesamtschule besucht hat und ungern dahin zurückkehrt.
Die anderen Mitglieder dieser besessenen Möchtegernschriftstellergilde verhalten sich nicht minder merkwürdig. Einige Tote später entwirrt Barnaby eine etwas konfuse Story und es offenbart sich uns eine Tragödie, wie sie während des gesamten Films nicht zu erraten war. Aber auch hier gilt: Die ausgezeichnete Schauspielkunst versöhnt alle dramaturgischen Schwächen.

DVD 3
Requiem Für Einen Mörder (Death Of A Hollow Man)
“A hollow man”, ein hohler Mann, ein Schaumschläger also. Das hilft dem Detektiv unter den Zuschauern nicht weiter, denn Schaumschläger laufen zuhauf über die Bretter des Amateurtheaters, in dem „Amadeus“ geprobt wird. Der Darsteller des Salieri, Gegenspieler Mozarts, ist nicht nur im Stück ein echter Unsympath.
Seine betagte Cousine ist die erste Tote, die während der Andacht vor einer Marienstatue erschlagen wird. Sie wird, wie gewohnt, nicht die Letzte bleiben.
Barnaby befindet sich dieses mal ganz dicht am Ort des Geschehens. Alles dreht sich ums Theater - und Barnaby wirkt mit. Während er Kulissen malt, schneidert seine Frau Joyce Kostüme und sorgt sich um ihren Auftritt, bei dem sie zwar keinen sprechenden Part hat, aber immerhin auf der Bühne stehen muß.
Alles fiebert der Premiere entgegen. Die Zuschauer strömen in großer Zahl herbei. Der Prinzipal der Theatergruppe nervt wie immer. Barnaby sitzt entspannt in vorderer Reihe. Troy zappelig hinter ihm, denn er durfte nicht neben Barnabys schöner Tochter Cully sitzen. Die Vorstellung läuft, alles bestens also. Da geschieht Unglaubliches…

DVD 4
Ein Böses Ende (Death In Disguise)
Ein böses Ende ist vielen in den Krimis der Caroline Graham beschieden. Doch hat sie sich für den Titel „Death in Disguise“ entschieden. Und dieser „Tod in Verkleidung“ oder „Verstellung“ läßt erahnen, daß hier jemand ein falsches Spiel spielt. Doch wer?
An Verdächtigen mangelt es Chiefinspector Barnaby und Sergeant Troy nicht. Sie scheinen alle überdreht zu sein, die Suchenden, die sich im esoterischen Zirkel „Loge des Goldenen Windrosses“ zusammengefunden haben, und sie sind nun führerlos. Zunächst bricht sich Carter, einer der Eigner der Loge, bei einem Treppensturz das Genick, dann wird Ian Craig, sein Kompagnon, erstochen.
Auch May Cuttle, die sich als Medium versteht (imposant von Judy Cornwell dargestellt), kann da nicht helfen.
Inmitten dieser „Verirrten“ verliert Barnaby mehr als einmal die Fassung und wird sogar richtig laut und böse. Letztendlich entwirrt er aber auch dieses Puzzle und kann sich sogar mit der örtlichen Presse versöhnen, die ihm einmal mehr auf die Nerven ging.

Sehenswerte Serie

Insgesamt eine sehenswerte DVD-Sammlung. Der Pressetext der Promotionsfirma spricht von „marpleesker Krimikost“, doch glaube ich, daß über Miss Marple hinaus alle Liebhaber der gepflegten Krimiunterhaltung, des feinen Wortwitzes, der geschliffenen Dialoge und nicht zuletzt der brillanten schauspielerischen Leistung der Serien-Darsteller auf ihre Kosten kommen.
Ein Letztes zu Norbert Langer. Er synchronisiert Tom Barnaby, wie zuvor schon u.a. Tom Selleck in „Magnum“. Irgendwo habe ich einen meckernden Kommentar gelesen, diese Stimme sei nicht nur dort nervend gewesen, sondern auch bei Barnaby unangemessen. Das stimmt nicht. Norbert Langer spricht genau den richtigen, echten Barnaby, punktum.
Beispielbild

Inspector Barnaby
4-DVD-Box mit der ersten Staffel der englischen TV-Serie

© 2008 Bentley für ITV Network
(P) 2008 edel entertainment / ZDF

Darsteller:
John Nettles (Detective Inspector Barnaby) Daniel Casey (Sergeant Troy)
Jane Wymark (Joyce Barnaby)
Laura Howard (Cully Barnaby)
Barry Jackson (Dr. Bullard)
Produzenten: Brian True-May, Betty Willingale
Regie: Jeremy Silberston, Baz Tayler (Ep. 4)
Drehbuch: Anthony Horowitz, Caroline Graham (Ep. 3), Douglas Watkinson (Ep. 4) Romanvorlage: Carotine Graham
Titel: Inspector Barnaby Val. 1 Genre: Krimi (Serie)
Art.-Nr. : 0190518ERE EAN:4029758905180 UVP: 34,99 € VÖ: 20. Juni 2008
Technische Details:
Anzahl Disk: 4
Anzahl Folgen: 4
Laufzeit: 4x 101 'Sprache: Deutsch, Englisch Verpackung: 4er DVD-Softbox
FSK: 12

Weitere Informationen unter:
www.edel.de