Ein Schwanengesang

Fritz von Herzmanovsky-Orlando: "Scoglio Pomo oder Rout am Fliegenden Holländer"

von Frank Beckeer
Vom Untergang der Dekadenz

Bis zum Tod Fritz von Herzmanovsky-Orlandos genau vor 54 Jahren am 27. Mai 1954 war, abgesehen von dem Privatdruck "Der Kommandant von Kalymnos", nur einer, der erste der Romane seiner "österreichischen Trilogie" in den Handel gelangt. Das war "Der Gaulschreck im Rosennetz". Posthum bemühten sich verschiedene Verlage und Herausgeber um das Werk des bis dahin im Grunde erfolglosen Schriftstellers, der - finanziell durch familiäres Erbe unabhängig - oft Jahrzehnte an einem Stoff arbeitete und vieles nicht zu Ende brachte. So auch "Scoglio Pomo oder Rout am Fliegenden Holländer", an dem er ganze 40 Jahre lang pusselte und feilte - und das dann doch nicht erschien. Der scharfzüngige Friedrich Torberg war einer derjenigen, die sich ab Ende der 50er Jahre an die Aufarbeitung der Hinterlassenschaften Herzmanovsky-Orlandos machten.

Schon 1983-1992 legte der Salzburger Residenz Verlag mit verschiedenen Herausgebern das Gesamtwerk
, das 1997 auch in einer wohlfeilen Ausgabe beim deutschen Verlag Zweitausendeins erschienen ist, in Einzelbänden unterschiedlicher Aufmachung auf. Jetzt wartet Residenz mit einer bildschönen Neuausgabe im ebenso neuen Kleid auf, dessen erster Band mit "Scoglio Pomo oder Rout am Fliegenden Holländer" nun vorliegt. Man beginnt mit dem zweiten Teil der Trilogie (der "Gaulschreck" liegt noch in der Ausgabe 2004 vor), einem Abgesang aufs K.u.K. Österreich in bester morbider Tradition der Gesellschaft, in der sich FHO als Freund Karl Wolfskehls, Alfred Kubins, Gustav Meyrinks und Oskar A.H. Schmitz´ selber bewegte. Grandios abseitig wie die eigene Lebenswelt als Gegenentwurf zum Habsburgerreich gestaltet er auch die analog zu diesem untergehende Welt und Gesellschaft der verwunschenen Adria-Insel Scoglio Pomo (der Brioni als Vorbild diente), die er mit vielen Ausflügen in eine glänzend erfundene Historie zum Tummelplatz seiner skurrilen Charaktere eines Fin de siècle/fin d´époce macht. 

Dr. Klaralinda Ma-Kircher hat wie ihre Vorgängerin Susanna Kirschl-Goldberg die Eingriffe Friedrich Torbergs eliminiert und eine authentische, nach einem Typoskript FHOs erarbeitete Fassung des Romans herausgegeben. Von Ramona Scheiblauer in Einband und Format gestaltet präsentiert sich der Beginn einer
editorisch, haptisch und optisch ansprechenden Werkausgabe, deren nächster Band mit den "Erzählungen" vom Verlag für September 2008 angekündigt ist.  
Beispielbild

Fritz von Herzmanovsky-Orlando
Scoglio Pomo oder
Rout am Fliegenden Holländer

Roman

© 2007 Residenz Verlag

349 Seiten, Leinen
24,90 €

Weitere Informationen unter:
www.residenzverlag.at