Mehr Menschenrechte im Tourismus

Der Evangelische Entwicklungsdienst fordert international gültige Standards

Red./ARe/Bec.

Mehr Menschenrechte im Tourismus

(Bonn / Berlin, 06.03.2012) Zum Start der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin, fordert der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) eine Verpflichtung der Reiseveranstalter zur Verwirklichung der Menschenrechte im Tourismus. "In vielen Teilen der Welt geht Tourismus mit Verletzung elementarer Menschenrechte wie Vertreibungen, Wasserraub, fehlender Mitbestimmung oder miserablen Arbeitsbedingungen einher", so Claudia Warning, EED-Vorstand. International gültige Standards könnten hier Abhilfe schaffen.

"Tourismus ist ein normaler Wirtschaftszweig. Wie in anderen Sektoren auch, sollte daher eine Berichtspflicht und bindende Grundsätze im Kernbereich der Menschenrechte selbstverständlich sein", sagt auch Heinz Fuchs, Tourismusexperte im EED. Zwar lägen international Instrumente zur Steigerung von Transparenz und Verbesserung der Berichterstattung vor, bislang fehle es aber an verbindlichen Vorgaben, um beispielsweise die Ausbeutung von Kindern im Tourismus wirksam zu unterbinden. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind 13 bis 19 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im Tourismus tätig.
"Freiwilligkeit allein reicht also nicht aus", so Fuchs. "Es braucht gleiche und verpflichtende Vorgaben für alle Reiseanbieter, damit sie über die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung Rechenschaft ablegen." Darüber hinaus seien zusätzliche freiwillige Maßnahmen der Unternehmensverantwortung (CSR) zu begrüßen, wenn diese über verbindliche Mindeststandards hinausgingen. "Hier können Reiseanbieter ganz bewußt unternehmensspezifische Schwerpunkte setzen, um sich mit gesellschaftlichem Engagement und innovativen Vorhaben positiv ins Gespräch zu bringen", regt Fuchs an.
 
Richtlinien für menschenrechtssensiblen Tourismus seien international vorhanden: der im Auftrag der Vereinten Nationen vom Harvard Professor John Ruggie erstellte "Ruggie-Report", und die "Guiding Principles on Business and Human Rights" der UN. Sie enthalten klare Vorgaben und Empfehlungen für entsprechende Rahmensetzungen durch nationale Politik. Auch die Mitgliedsländer Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) haben sich auf Leitsätze für multinationale Unternehmen verpflichtet. Die Staaten, auch Deutschland, sind angehalten, die internationalen Vereinbarungen zu nationaler Politik zu machen. Doch genau bei diesem Punkt gehe es in Deutschland derzeit nicht weiter, so Heinz Fuchs: "Die Bundesregierung bremst bei der Unternehmensverantwortung", stellt Fuchs fest. "Die Strategie der Regierung ist ausschließlich auf Freiwilligkeit fixiert." So seien umfassende Veränderungen für mehr Menschenrechte im Tourismus nicht zu erreichen. Die staatliche Politik müsse die Regeln für Unternehmen vorgeben.
Heinz Fuchs ist Leiter der EED-Arbeitsstelle "Tourism Watch". Tourism Watch setzt sich seit Jahren konsequent für die Verankerung und Verwirklichung der Menschenrechte im weltweiten Tourismus ein. Auf der ITB lädt EED Tourism Watch am 7. März ab 16 Uhr zur Podiumsdiskussion "Rechte für Menschen – Regeln für Unternehmen" in Halle 4.1 ein.
 
Die Studie von Tourism Watch zum Thema "Menschenrechte im Tourismus" finden Sie unter http://www.tourism-watch.de/files/Alles%20was%20Recht%20ist.pdf, weitere Information unter http://www.tourism-watch.de.