Seite 52

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Seite 52

21. Februar: Natürlich kann man Meerschweinchenheu für ein Meerschweinchen kaufen, aber warum nicht auch anderweitig verschenken. Viele Menschen freuen sich über Meerschweinchenheu, gerade mit heimischen Bergkräutern. Sie öffnen das Paket, streuen es ins Wohnzimmer und erfreuen Auge und Nase. Manche schlafen sogar im Meerschweinchenheu und holen Erlebnisse ihrer Kindheit nach. Ich mag zum Beispiel Hamsterräder. Ich mag nur keine Hamster. Diese lustigen Räder in allen erdenklichen Größen kann man bunt anmalen und drehen. Man kann sie kreisen lassen, als wären es Riesenräder, Glücksräder, die unseren Tag deuten können. Kennen sie die Spielzeuge der Hunde? Ich muß keinen Hund haben um einen Ball wegschmeißen zu wollen. Man nimmt den Ball schmeißt ihn weit weg und wartet darauf, daß ihn jemand zurückholt. Vielleicht treffen sie so die Liebe ihres Lebens. Wir haben zum Beispiel im Badezimmer einen Kratzbaum stehen. Der ist formschön und praktisch. Gerade auch, wenn man alleine lebt und niemanden hat, der einen beim Jucken kratzt, ist ein Kratzbaum eine feine Sache.
 
24. Februar: Der Schriftsteller Berni Barnholm hatte ein Buch mit dem Titel: „Die Seite 52“ veröffentlicht. Das Buch war sehr dick, hatte aber als Seitenzahl nur die Zahl 52 zu bieten. Das Buch fing also an auf Seite 52 und hörte nach 400 Seiten auch auf Seite 52 auf. Egal wo man das Buch aufschlug, schaute einem die Zahl 52 entgegen. Immerhin entschied sich der Verlag, das Buch mit einem Lesebändchen auszustatten, damit man manchmal genauer wußte, wo man eigentlich war.
 
25. Februar: Wenn ich meine Widerstandsfähigkeiten auf eine harte Probe stellen will, dann gebe ich in das Navigationssystem meines Autos eine beliebige Straße in Rostock ein, mache mich aber dann auf, um die Innenstadt von Mainz zu erreichen. Ich sage Ihnen, da flippt der Navi total aus wie ein Hauptschullehrer. Ich mußmich ja dauernd gegen seinen Rat entscheiden, wenn er mich mit ewigen Wiederholungen seiner stupiden Anordnungen von meiner nun eingeschlagenen Mainzer Reiseroute abbringen will. Ich sage Ihnen, wenn sie dann auf dem Marktplatz in Mainz stehen, dann haben sie einiges geleistet und können stolz auf ihre Widerstandfähigkeit sein.
 

© Erwin Grosche - für die Musenblätter 2012
Redaktion: Frank Becker