Heiteres Tyrannenraten

Zwei Quartettspiele aus dem Verlag Weltquartett

von Frank Becker

Heiteres Tyrannenraten


 

         
 

 

Monarchen, Faschisten, Kommunisten, Militärs, Kleptokraten, US-Marionetten, Religiöse Eiferer, Völkermörder auf 32 farbigen Spielkarten
  Nazi-Kollaborateure, Junta-Chefs, Ostblock-Regenten, GUS-Autokraten, Charismatiker, Nepotisten, Isolationisten, Wahlbetrüger auf 32 farbigen Spielkarten

Volltreffer!

Mit blankem Neid in den Augen, zugleich kopfnickender Zustimmung bemerkte mein geschätzter  Redaktionskollege Ludwig Lenis gestern: "Da mußte drauf kommen, die Idee ist, mit Verlaub gesagt, einfach rattenscharf!" Die Rede war von zwei Folgen eines etwas anderen Quartettspiels, das uns mit Bildern und Fakten die größten Polit-Verbrecher der jüngeren Geschichte, genauer: des 20. und des noch jungen 21. Jahrhunderts vorstellt: Das Quartettspiel "Tyrannen" aus dem Verlag Weltquartett.
 

Da trifft sich Blatt für Blatt mit Konterfei und Staatsflagge sowie knapp gefaßten Daten zu Geburtsjahr, Alter bei Machtübernahme, Herrschaftsdauer, Todesopfern und geschätztem Privatvermögen die Crème der übelsten Figuren aus 100 Jahren, Männer, die Kriege angezettelt, ihre Völker geknechtet und ausgepreßt und jeden Widerstand mit Mord und Totschlag unterdrückt haben. Das waren und sind z.T. noch immer skrupellos machtbesessene Typen, Wahnsinnige, die in Saus und Braus gelebt haben, während ihre Untertanen verhungert sind, in sinnlosen Kriegen abgeschlachtet wurden oder wegen irgendwas in den Gefängnissen des eigenen Landes umgebracht wurden. Und oft genug schauen wir dabei in Physiognomien, die wir eigentlich nicht mal unserem ärgsten Feind wünschen würden.

Nur einige aus dieser internationalen Riege der Verbrecher, die ja eigentlich stets auch von sogenannten "demokratischen Staaten" hofiert, ja unterstützt und aus Kalkül gefördert wurden, sollen hier stellvertetend für das ganze Dreckspack mit Staat, Herrschaftsdauer, Todesopfern (durch Mord, Todesurteil, Terror und Kriegsfolgen) und Privatvermögen in US $
(dabei fällt auf, daß sich einige recht bescheiden zurückhielten) genannt sein :

Ante Pavelic (Kroatien)               1941-1945                       750.000                250 Mio.
Kim Jong-il   (Nordkorea)            1994-2011                    3.000.000                   4 Mrd.
Etienne Eyadéma (Togo)            1967-90/1992-2005          15.000                2,8 Mrd.
Alexander Lukaschenko (Weißrußland) seit 1994                     400                   1 Mrd.
Muammar al-Gaddafi (Libyen)     1969-2011                            5.000                   3 Mrd.
Leonid Breschnew (UdSSR)       1964-1982                       900.000               500 Mio.
Kaiser Hirohito (Japan)               1926-1989                 15.000.000                 10 Mrd.
Idi Amin Dada (Uganda)              1971-1979                       300.000                   1 Mrd.
Mohamed Suharto (Indonesien)   1967-1998                   1.200.000                 10 Mrd.
Pol Pot (Kambodscha)                1975-1979                    1.700.000                   1 Mio.
Slobodan Milosevic (Serbien)       1989-2000                       200.000               1,5 Mrd. 
Adolf Hitler (Deutschland)            1933-1945                  55.000.000                  3 Mrd. 
Josef Stalin (UdSSR)                   1922-1953                  25.000.000                  1 Mio.
Mao Zedong (China)                    1949-1976                  35.000.000                 80 Mio.   
Charles Taylor (Liberia)                1997-2003                       300.000                   3 Mrd.

Sie halten ein solches Quartettspiel für abscheulich? Falsch. Abscheulich waren und sind diese
 
Blutsauger, die hier nüchtern präsentiert werden. Abscheulich ist die Praxis, solchen Verbrechern nach ihrer Entmachtung Asyl zu gewähren. Die Franzosen sind da Spezialisten, aber auch die Saudis und die Amerikaner zeigen sich gelegentlich als unauffällige Gastgeber. 

Der Kabarettist Wolfgang Nitschke macht in seinem jüngsten Programm, der "Schlachtplatte" 2012, mit der er derzeit tourt, nicht nur nachdrücklich auf dies längst überfällige Gesellschaftspiel aufmerksam, er macht regelrecht neugierig darauf. Mich ja ebenfalls, deshalb bin ich der Sache mal nachgegangen - und es sollte mich wundern, wenn der Verlag nicht bald die Druckmaschinen anwerfen muß, um eine neue Auflage dieser beiden und einiger anderer Quartette aus seiner Produktion auf den Markt zu werfen. Ich plädiere sogar für den Einsatz im Schulunterricht. Demnächst mehr, z.B. über Atomkraftwerke und verunglückte Öltanker. Sich Katastrophen im Freundes- und Familienkreis erspielen, das ist doch kurzweilig!
Von uns den Musenkuß dafür.

Weitere Informationen unter:  www.weltquartett.de/