Panamericana (Sur)

„Canciones latinoamericanas“ beim Klangkosmos mit Yma América und Aquiles Báez

von Frank Becker

Yma América - Foto © Achim Hehn
Panamericana (Sud)
 
„Canciones latinoamericanas“
beim Klangkosmos mit
Yma América und Aquiles Báez
 
 
Sie ist eine charismatische Erscheinung, die Sängerin Yma América, die aus Venezuela stammt und als Botschafterin der Musik ganz Lateinamerikas am vergangenen Donnerstagabend gut 100 Zuhörer im Foyer des Teo Otto Theaters begrüßen konnte. Mit ausgebildeter, kraftvoller Stimme, konzentriertem, melancholischen Gesang und warmem Timbre eröffnete sie solo a cappella das Konzert, zu dem in der Folge als versierter Begleiter an der akustischen Gitarre der Ausnahme-Musiker Aquiles Báez trat.

Eine musikalische Reise von Cuba bis Argentinien stand auf dem Programm – ein mächtiges Unterfangen, weiß man um die Vielseitigkeit der Kulturen und Stile des riesigen Kontinents. Bauernlieder und Merengue im
5/8-Takt aus Venezuela, einen Bolero aus Mexiko, auch einen sehnsüchtigen Tango voller Dramatik und eine getragene Samba aus Argentinien, eine brasilianische Beguine, afro-peruanische Balladen – mal nicht der vorbeifliegende Kondor, wie angenehm – und vieles andere mehr aus Kolumbien, Chile und natürlich immer wieder aus ihrer Heimat Venezuela hatte Yma América mitgebracht. Die Namensnähe zu der legendären peruanischen Sängerin Yma Sumac (1922-2008) ist dabei keine Hypothek.

Die bunte Palette fand in dem brillanten Gitarristen Aquiles Báez einen sensiblen, humorvollen Begleiter, während dessen zartem Solo-Stück man die berühmte Nadel hätte fallen hören können – wenn nicht einer im Saal sich vor dem letzten verträumten Akkord in die fast hypnotische Schwerelosigkeit dieser zauberhaften Musik hinein mal eben kräftig geschneuzt hätte. Da fragt man sich entgeistert: Muß das sein? 
Ansonsten nahm das Publikum die temporeiche Stunde, die neben der hohen künstlerischen Qualität auch durch die differenzierte Dramatik ihrer musikalischen Inszenierung ein Genuß war, freundlich auf. Der nette Versuch, den von Klanghölzern vorgegebenen lebensfrohen Rhythmus eines kubanischen Liedes durch anfeuernde Animation aufs Publikum zu übertragen oder bei einem weiteren die Gäste zum Mitsingen zu bringen scheiterte hingegen kläglich. Der bergische Mensch ist da doch eher zurückhaltend hölzern und etwas unrhythmisch veranlagt.
Mit einem verblüffenden Hochgeschwindigkeits-Kunststückchen der Stimmbänder und der Finger auf den Saiten als originelle Zugabe endete diese kleine intellektuelle Reise durch einen großen Kontinent.
 
Informationen und Termine: www.klangkosmos-nrw.de/