1728 - Eine Zeitreise ins London der Bettleroper

Tom Finnek - "Gegen alle Zeit"

von Andreas Rehnolt/Red.
Eine Zeitreise ins London
der Bettleroper
 
Historischer Roman als spannender Krimi über Huren und Diebe, Strafvollzug und Hygiene in der britischen Hauptstadt vor knapp 300 Jahren
 
"Gegen alle Zeit" ist der Titel eines historischen Romans des westfälischen Autors Tom Finnek, der jetzt im Kölner Lübbe-Verlag erschienen ist. Auf 537 Seiten geht es um eine verwirrende Zeitreise zurück ins London der Bettler-Oper von John Gay, des berühmten Singspiels über den legendären Verbrecher Macheath, genannt "Mack the Knife", das um das Jahr 1728 geschrieben wurde. Wie der Schauspieler Henry Ingram, der in der Jetzt-Zeit, Anfang des 21. Jahrhunderts in diesem Stück an einer Londoner Bühne spielt, dorthin gelangt, bleibt nicht nur ihm lange rätselhaft. Im kleinen Kellertheater Rosemary Lane in der Royal Mint Street hat er seine erste ernstzunehmende Rolle gespielt, eben jenen Macheath.
Ingram erwacht am Morgen nach seiner Premierenfeier der „Beggars Opera“ in einer stinkenden Gin-Kneipe und weiß nur, daß er einen total dicken Kopf hat und einen Kater wie noch nie in seinem Leben. Verdreckt ist er und glaubt zunächst, er befände sich im gigantischen Bühnenbild eines Films oder einer TV-Geschichte, bis er irgendwann begreift, daß er in der Vergangenheit gelandet ist. Seine besten Kumpel werden die zwei stämmigen Huren Poll Maggot und die resolute Edgworth Bess, ein schwarzer Gauner und der einbeinige Bettler Geoff, der den gleichen Nachnamen wie Henry trägt. Die Stadt an der Themse ist riesig, schmutzig, voller Unrat, arm und sie beherbergt jede Menge Huren, Diebe, Bettler und sonstiges übles Gesindel.
 
Der Leser erfährt in der spannend geschriebenen Geschichte viel über das London des frühen 18. Jahrhunderts, seine vielen noch heute berühmten Gebäude und vor allem die Kneipen, in denen damals jede Menge Alkohol schwarz gebrannt wurde. Man riecht förmlich den Fusel und sieht die schwankenden Gestalten vor sich, die es nicht mehr nach Hause schaffen und deshalb in einem Keller der Spelunke auf schmutzigem Stroh mit 'zig anderen Saufkumpanen ihren Rausch ausschlafen.
Es geht um Verrat, um Pläne zu einem Königsmord, um vermeintliche Gesetzeshüter, die aber tatsächlich ganze Diebesbanden beschäftigen. Henry und die Prostituierte Bess geraten ungewollt in die Machenschaften eines korrupten Räuberhauptmanns und des „Diebesfängers" Jonathan Wild, müssen einiges an Ekligem über sich ergehen lassen und werden schließlich in eine Irrenanstalt eingeliefert, aus der sie nur mit Hilfe des farbigen Gauners Joseph Blake, genannt „Blueskin“ und des einbeinigen Geoffrey wieder herauskommen.
 
Das Ende der Story, vor allem wie Henry in die fatale Situation geriet, wird hier natürlich nicht verraten. Soviel: der Roman ist ein in jeder Hinsicht berauschendes Porträt der Londoner Unterwelt - und eine packende Geschichte über Treue und Hinterlist, Freundschaft und Verrat, Liebe und Haß.
 
Tom Finnek - "Gegen alle Zeit" - Roman
© 2011 Ehrenwirth/Lübbe-Verlag, 537 Seiten, gebunden, Illustrationen von Tina Dreher - ISBN: 978-3-431-03843-9
19,99 €
 
Weitere Informationen:  www.luebbe.de
 
Redaktion: Frank Becker