Aktuelles aus der Kultur

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt






Volkskundler auf den Spuren vergessener Weihnachtsbräuche
 
Münster - Neben den noch heute bekannten Advents- und Weihnachtsbräuchen gab es in Westfalen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verschiedene Traditionen zur Weihnachtszeit, von denen viele heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Volkskundler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe haben jetzt diese alten Bräuche aufgespürt. So glaubten etwa die Bauern im Altkreis Lübbecke, daß vor Heiligabend eingepflanztes Saatgut Glück bringe.
"Daher wurde einen Tag vor der Weihnachtsfeier ein Teil des Roggens eingesät. Diese 'Christrogge‘ sollte dem Hof Segen, Fruchtbarkeit und doppelte Ernteerträge bringen sowie die Felder vor Wetterschäden wie Frost und Hagel schützen", erklärte die Kulturwissenschaftlerin des Verbandes, Evelyn Hammes. In Stahle im Kreis Höxter legte man in der Nacht vor Heiligabend lautlos einen Stein in die Äste von unfruchtbaren Bäumen, mit der Erwartung, daß diese im nächsten Jahr Ertrag bringen würden.
Bis zum Ersten Weltkrieg fand man vielfach auch noch ein Bündel Heu vor den Dielentüren der Bauernhäuser. Das sollte durch die der Heiligen Nacht innewohnenden Kräfte geweiht werden. Um das Vieh vor Krankheiten und Unheil zu bewahren, bekam am nächsten Morgen jedes Tier ein wenig von dem Heu zu fressen. Ähnlich geartet ist eine Tradition aus dem Wittgensteiner Land, die beinhaltete, daß am 1. Weihnachtstag ein großes Stück Holz ans Herdfeuer gelegt und ein bißchen angebrannt wurde. Danach erstickte man die Flammen und legte den Block zu Seite. Zog nun ein Gewitter übers Land, so legte man das Holzstück wieder auf, in der Hoffnung, daß die Blitze das Haus verschonen würden.
Nach dem Gottesdienst, der sogenannten Ucht, die traditionell am frühen Morgen des 25. Dezembers stattfand, verschwanden in vielen westfälischen Orten die unverheirateten Mädchen in den Geflügelställen und weckten das schlafende Federvieh auf. Dies machten sie nicht aus Bosheit, sondern sie erhofften sich, daß der Hahn krähte. War dies der Fall, so glaubte das Mädchen, noch vor Ablauf des nächsten Jahres verheiratet zu sein. Gackerte allerdings ein Huhn, würde dies noch lange dauern.
Obwohl das Kirchenjahr eigentlich mit dem ersten Advent beginnt, empfand man mancherorts anscheinend eher das Weihnachtsfest als Beginn. Aus Altstedde im Kreis Unna wird berichtet, daß es Brauch war, am Heiligabend das Herdfeuer auszumachen, um es am nächsten Morgen neu zu entfachen. Dies war symbolisch als Neubeginn an Weihnachten zu sehen, denn mit dem Christuskind begann ein neues Zeitalter.
 
 
Bund will Gründung einer Annette von Droste-Hülshoff-Stiftung unterstützen
 
Münster/Düsseldorf - Der Bund wird nach Angaben der NRW-FDP die Gründung einer Annette von Droste-Hülshoff-Stiftung im Münsterland mit bis zu 2,8 Millionen aus dem Kulturhaushalt unterstützen. Mit dem Beitrag des Bundes stehen nun die erforderlichen 19,3 Millionen Euro für die Realisierung der Stiftung zur Verfügung, hieß es in einer Mitteilung in Düsseldorf. An dem Stiftungskapital beteiligen sich zudem das Land NRW, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Stadt Münster, die Kreise Coesfeld und Warendorf, die Gemeinde Havixbeck und private Stifter.
Durch die Stiftung soll das Geburtshaus der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797 bis 1848), die Burg Hülshoff bei Münster-Havixbeck, dauerhaft für die öffentliche Nutzung erhalten werden. Neben dem Droste-Museum soll ein Zentrum der Droste-Forschung entstehen. Perspektivisch soll Burg Hülshoff zu einem literarischen Zentrum weiterentwickelt werden. Der spätere Wohnort der Annette von Droste-Hülshoff, Haus Rüschhaus in Münster, wird in dieses Konzept eingebunden. Bereits jetzt zählt die Wasserburg Hülshoff pro Jahr über 100.000 Besucher.
 
 
Ausstellung zu Düsseldorf im Dialog mit Solidarnosc
 
Polnisches Institut in der NRW-Landeshauptstadt zeigt Aufnahmen der Fotografin Erika Kiffl zum Kunst-Szene-Austausch
 
Düsseldorf - "Düsseldorf im Dialog mit Solidarnosc" lautet der Titel einer Ausstellung im Polnischen Institut der NRW-Landeshauptstadt. Die bis zum 25. Februar nächsten Jahres laufende Schau zeigt insgesamt 44 bestechende Fotografien von Erika Kiffl. Die 1939 in Karlsbad geborene Fotografin, die seit 1951 in Düsseldorf lebt, war bereits mit der Kamera dabei, als die Künstlerinitiative "Gegen das Kriegsrecht in Polen - für Solidarnosc" im Oktober des Jahres 1982 eine Versteigerung im Kunstmuseum anzettelte.
Unter den insgesamt 60 Künstlern, die eigene Werke für die polnische Gewerkschaftsbewegung zur Verfügung stellten, waren unter anderem Georg Baseltitz, Joseph Beuys, Tony Cragg, Jörg Immendorff, Imi Knoebel, Reinhard Mucha, Gerhard Richter, Katharina Sieverding, Thomas Schütte und Günther Uecker. Insgesamt 287.000 D-Mark kamen damals durch die Versteigerung von 70 Werken zusammen. Das Geld floss an den Hilfsfonds für eine unabhängige polnische Literatur und Wissenschaft in Paris, die der Förderung einer unabhängigen Kultur in Polen zugute kam.
Kiffl war als dokumentarische Fotografin damals dabei und zeigt ihre Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus Anlaß des 20jährigen Jubiläums des Deutsch-Polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundliche Zusammenarbeit. Die vielfach ausgezeichnete Fotografin erinnert mit ihren Aufnahmen zugleich auch an den Ausstellungs-Dialog zwischen Düsseldorf und Warschau 1989 und 1990. Sie hielt die Entwicklung gemeinsamer Werkschauen von jeweils vier deutschen und polnischen Künstlern fotografisch fest. Die damalige Ausstellung "Dialog" war nach Angaben von Kuratorin Monika Kumiega ein Projekt, in dem sich deutsche und polnische Künstler trafen und gemeinsam ihre Werke vorstellten.
 
Die Ausstellung ist dienstags und mittwochs von 11 bis 20 Uhr sowie donnerstags und freitags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
 
 
Ausstellung "Niemandslicht" im Kunstmuseum Bochum
 
Bochum/Düsseldorf - Unter dem schlichten Titel "Niemandslicht" zeigt das Kunstmuseum Bochum Arbeiten der Düsseldorfer Fotografin Ursula Schulz-Dornburg. Die Aufnahmen der Künstlerin zeichneten sich durch "eine ruhige, nahezu kontemplative Wirkungskraft" aus, hieß es zum Auftakt der bis zum 4. März nächsten Jahres laufenden Ausstellung. 
Wie ein Seismograph zeichne Schulz-Dornburg atmosphärische Schwingungen auf, die von den Anfängen der Urgeschichte bis in apokalyptische Vorahnungen der Zukunft reichen, so die Aussteller weiter. Die Photographien entstanden in Jahren 1973 bis 2011. Die Ausstellung umfasst circa 180 Aufnahmen, darunter Serien aus Ländern wie Armenien, Iran, Irak, Jemen, Ägypten und Burma.
 
Die Ausstellung ist dienstags, donnerstags, freitags, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie mittwochs von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
 
 
Kölner Zoo serviert Seelöwen und Pinguinen nachhaltig gefangenen Fisch
 
Köln - Als erster deutscher Zoo setzt der Kölner Tierpark ab sofort nachhaltig gefangenen Fisch auf den Speiseplan von Pinguinen und Seelöwen. Nach Angaben des Zoos gehören für die Zootiere jetzt MSC-zertifizierter Hering und Makrele aus nachhaltiger Fischerei zum täglichen Menü. Auch Besucher des Tierparks kommen in der Gastronomie des Zoos in nachhaltigen Fischgenuß, hieß es in der Mitteilung weiter. 
Artenschutz und Nachhaltigkeit stünden im Zoo der Domstadt an oberster Stelle. Diese Werte wolle man konsequent verfolgen und vorantreiben, sagte der kaufmännische Vorstand des Zoos, Christopher Landsberg. Fisch steht im Tierpark nach seinen Angaben hoch im Kurs. So verkauft die Zoogastronomie jährlich rund 5.000 Portionen Fisch in seinem Restaurant. Bei einigen der tierischen Bewohner stehe Fisch täglich und ausnahmslos auf dem Speiseplan. Rund 600 Kilogramm Hering pro Monat futtern die Seelöwen und Pinguine im Kölner Zoo.
 
 
Vorlesehunde wecken bei Kindern die Lust auf Bücher
 
Siegen - Lesepaten sind im Siegener Kindertreff Lindenberg auf vier Pfoten unterwegs. Die Vorlesehunde des Arbeiter-Samariter-Bundes unterstützen die Kinder nach Angaben einer Sprecherin der Stadt erfolgreich beim Lesenlernern. Einmal pro Woche lesen die Kinder den Besuchshunden eine Geschichte vor. Dabei dürfen sie mit den Tieren kuscheln, müssen aber vorsichtig und respektvoll mit ihnen umgehen, hieß es. In dem Projekt geht es darum, daß die Kinder in entspannter Atmosphäre und losgelöst von der Mimik und Gestik eines Menschen ihre Scheu vor Kommunikation verlieren.
Der Kontakt mit dem Hund wecke dabei auch Lust am Lesen. Erste Erfahrungen zeigten, daß die Kinder durch die positive Auswirkung der Besuchshunde relativ stressfrei lernen, so die Leiterin der städtischen Einrichtung, Monica Massenhove. Außerdem würde durch die Einhaltung von Regeln im Umgang mit den Tieren die soziale und emotionale Intelligenz der Kinder gefördert. Heute wollen die Verantwortlichen das Projekt in Siegen vorstellen.
 
 
Dauerausstellung zu Geschichte und Gegenwart der Spionage
 
Oberhausen - Unter dem Titel "Top Secret" entsteht derzeit in Oberhausen eine neue Ausstellung, die sich mit der Geschichte und der Gegenwart der Spionage befaßt. Wie eine Sprecherin der Organisatoren mitteilte, soll im März kommenden Jahres an der Marina auf dem Gelände der Neuen Mitte Oberhausen die neue Erlebnis-Ausstellung eröffnet werden. Auf über 2.000 Quadratmetern soll sich dann alles um Geheimdienste, Spione, Codes und geheime Aktionen drehen.
Mit über 3.000 Exponaten soll die geplante Dauerausstellung die weltweit umfangreichste Schau zu diesem Thema werden, hieß es weiter. Auch das Thema Abhörskandale soll behandelt werden. Zu sehen sein werden unter anderem Anhörgeräte oder Chiffriermaschinen, ausgefallene Film-Requisiten sowie interaktive Objekte, mit denen die Besucher etwa Codes entschlüsseln können.
 
 

Ausstellung über Faszination und Feindbild der "Turcken" eröffnet
 
Lemgo - Im Beisein von NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) ist am Sonntag im Weserrenaissance-Museum Schloß Brake im lippischen Lemgo die Ausstellung "Turcken - Faszination und Feindbild" eröffnet worden. Graf Simon VI., der zwischen 1579 und 1613 die Geschicke der Grafschaft Lippe lenkte, sei ein gutes Beispiel für das ambivalente Interesse am Orient, das sich zwischen der Faszination am Exotischen und der Angst vor dem Fremden bewegte, erklärte Museumsdirektorin Vera Lüpkes zum Auftakt der Schau.
Der für die Grafschaft Lippe so wichtige Renaissance-Regent kannte die faszinierende Schilderung eines Basars in Istanbul und besaß zudem einen Stadtplan der Metropole des Osmanischen Reiches. Er spielte Schach, hielt Dromedare in seinem Tierpark, liebte Seide aus Bursa und Teppiche aus Anatolien. Zugleich entsprach der Graf der Lehrmeinung der christlichen Kirche und trieb die "Türkensteuer" ein, mit der der Krieg gegen die "Ungläubigen" finanziert wurde. Er ließ "Türkenlieder" singen und Gebete "für den Sieg des christlichen Heeres" sprechen, erklärten die Aussteller weiter.
Das Museum zeigt in insgesamt 5 Ausstellungsteilen, welchen Einfluß das Osmanische Reich um das Jahr 1600 herum auf das kleine, weit entfernte Lippe ausübte und wie widersprüchlich dabei das Verhältnis zum Fremden war. Basis der Schau ist ein vom NRW-Kulturministerium finanziertes Forschungsprojekt, das es ermöglichte, eine Reihe von Archivalien unter neuem Aspekt zu sichten und auszuwerten.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.wrm.lemgo.de
 
 
Kritiker wählten "Glanz und Größe des Mittelalters" zur NRW-weit besten Ausstelllung des Jahres
 
Düsseldorf/Köln/Wuppertal/Bedburg-Hau - Die Ausstellung "Glanz und Größe des Mittelalters" im Kölner Museum Schnüttgen ist von Museumskritikern zur besten Schau des Jahres 2011 in den NRW-Museen gekürt worden. Wie die Wochenzeitung "Welt am Sonntag" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtete, hatte sie zehn renommierte Kritiker um die Beurteilung des Kunstjahres 2011 an Rhein und Ruhr gebeten. Die Kölner Ausstellung stellt mit herausragenden Leihgaben die Kunstwelt der Kölner Meister in den Mittelpunkt.
Auf den zweiten Platz wählten die Kritiker die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW-K20 mit ihrer aktuellen Ausstellung "Die andere Seite des Mondes" über Künstlerinnen der 1920'er und 1930'er Jahre. Den dritten Rang nimmt das Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum mit der Schau des "wahren" Impressionisten Alfred Sisley ein. Der Titel "Museum im Aufwind" geht nach der Kritikerüberzeugung an das Museum Schloß Moyland in Bedburg-Hau. Dort sei es der Direktorin Bettina Paust gelungen, die Beuys-Sammlung der Gebrüder Grinten endlich museal zu präsentieren.
 
Redaktion: Frank Becker