Gorleben nach dem Castor

(22.000 Jahre Halbwertzeit)

von N.N./Red.
Liebe Freunde,

auf meine Nachrichten zum Castor hin bekam ich von Euch so viel Zuspruch, Ermutigung, auffordernde und auch nachdenklich stimmende Antworten, daß ich zunächst allen gemeinsam danken möchte. Manchmal ist man sehr allein, auch wenn man unter tausenden im Wald oder auf der Schiene steht, und wünscht sich das sichere Gefühl, eingebunden zu sein und in seinem Protest auch verstanden zu werden: zu oft sind wir in den nunmehr 34 Jahren des Widerstandes gegen Gorleben verspottet und verhöhnt worden. Seit 1977 hieß es: Chaoten, Radikalinskis, Randalierer, Gewalttäter oder Träumer, Spinner, Gutmenschen, Naivlinge, Phantasten, Weltverbesserer, Utopisten. Auch irgendwie verständlich: wir stehen gegen einen Atommüll (die letzte Fuhre hatte das Strahlenpotential von 11 Tschernobylexplosionen oder 44 x Fukushima: mitten durch Deutschland kutschiert!), der mehrere hunderttausend Jahre strahlt. Der Müll muß ca. vier mit Sicherheit kommende Eiszeiten überstehen, die alles weghobeln werden, was an Städten, Dörfern, Bauten, aber auch an Kultur, Literatur und Bildung hier jemals existierte, es wird viermal hintereinander keine Elbe, kein Wendland, kein Norddeutschland mehr geben, und immer noch wird die von uns sehenden Auges erzeugte Strahlung hoch und tödlich sein. Wie soll man das den Menschen, sogar den Politikern vermitteln? Was würden wir zum Pharao sagen, wenn der 3.000 Jahre v. Chr. den Atommüll in die Pyramiden gesteckt hätte und jetzt, nach 5.000 Jahren (inkl. einer Beschießung der Pyramiden durch Napoleon) zum Beispiel das hochgiftige Plutonium noch 17.000 Jahre gesichert werden müßte, weil dessen Halbwertzeit 22.000 Jahre beträgt (und danach erst die Hälfte der Strahlung abgeklungen ist)?
Aber nun Schluß mit der Vorlesung, Dank Euch allen und auf ein gesundes, literaturfreundliches Wiedersehen an der Elbe, im Wendland, in Schreyahn, Lüchow oder andernorts.

N.N.