»Bürschker Wiehnacht« (Emsbürener Weihnacht)

von Maresa Lühle

Maresa Lühle
Foto: Uwe Stratmann
»Bürschker Wiehnacht«
(Emsbürener Weihnacht)
 
Ich finde Weihnachten wundervoll, alle Jahre wieder…  
Wir haben Weihnachten immer im großen Familienkreis gefeiert und das war wirklich schön. Wir lebten im Elternhaus meiner Mutter und meine Oma wollte an Weihnachten die ganze Familie um sich haben. Also war am Heiligen Abend ab 16 Uhr das Haus voll, und ab 16.30 Uhr fingen wir sechs Enkelkinder an, uns zu langweilen, weil die Großen nur redeten und wir bis zur Bescherung noch so lange warten mußten. Mein Onkel schlug vor: »Führt doch ein Krippenspiel auf!« Das fanden wir prima, bauten aus Kartons Häuser und verkleideten uns. Ich wollte natürlich die Maria spielen, wurde aber als »mehrere« besetzt: Hirte, Herbergsmutter, Ochse…  Da war ich schon ein bißchen beleidigt, aber meine kleine Cousine war noch schlimmer beleidigt, weil sie Jesus spielen sollte.
Nach dem Abendessen bauten wir unsere Kulisse auf, das Krippenspiel begann und machte auch Spaß, aber als der Moment kam, wo Jesus in der Krippe entdeckt werden sollte, stand meine kleine Cousine auf und schrie: »Ich will nicht Jesus sein!« So fand das Spiel ein jähes Ende, und die Konsequenz war, daß wir in den folgenden 27 Jahren zwar kleine Vorstellungen zum Thema »Weihnachten« gaben, aber kein Krippenspiel mehr.
Und dann weiß ich noch, wie ich mir zu Weihnachten mal einen Hund gewünscht hatte. Doch meine Eltern beschlossen, mir einen Vogel zu schenken, weil ich ja immerhin schon ein Kaninchen besaß. Ein großer grüner Vogel in einem großen Käfig wurde ausgesucht, und mein Vater holte ihn am Morgen des Heiligabend ab.
Ich war gerade dabei, den Tannenbaum zu schmücken, als ich plötzlich meine Mutter laut aus der Küche »Oh nein!« rufen hörte. Dann erschien mein Vater mit einem leeren Käfig auf der Terrasse. Mein Weihnachtsgeschenk saß auf dem Baum, weil mein Vater die Käfigtür nicht richtig geschlossen hatte. Dann haben wir ziemlich schnell beschlossen, daß es keinen Sinn haben würde, in den Baum zu klettern, um den Vogel zu fangen.
Na ja, so wußte ich wenigstens schon mal, daß ich keinen Hund bekam, somit war ich am Abend weniger enttäuscht. Es wurde sogar ein sehr schönes Weihnachtsfest. Eigentlich bin ich an Weihnachten immer glücklich, weil ich das Fest so mag. Meine kleine Tochter hatte sich, als sie Zwei war, zu Weihnachten einen Hamster gewünscht, und sie hat ihn auch bekommen - aber einen Hund…
Na ja, irgendwie kann ich meine Eltern doch verstehen.