Schellack-Schätzchen

Eine bewährte Rundfunk-Sendung des WDR soll vom Sender genommen werden

Ein Kommentar von Alfred Wagner

Foto © Rike /pixelio.de
Schellack-Schätzchen
 
Die WDR-Sendung „Schellack Schätzchen“ soll zum Februar nächsten Jahres vom Sender genommen werden.
Das ist zutiefst traurig, denn damit verschwindet nicht nur das letzte Format in der gesamten ARD, das der Unterhaltungsmusik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch Sendezeit eingeräumt hat.
Viel schwerer wiegt, dass damit auch die einzige und letzte Sendung abgeschaltet wird, die seit über 35 Jahren regelmäßig an die im Dritten Reich verfemten, verfolgten und auch ermorderten Künstler erinnert,
indem sie auf die noch erhalten Originalaufnahmen dieser Menschen zurückgreift und diese nicht nur zum erklingen bringt, sondern sie informativ-kritisch und dennoch unterhaltsam kommentiert.
Das signifikanten und von vielen Hörern als durchaus sympathisch empfundene Rauch dieser historischen Aufnahmen wird von den Hörern auch deswegen schon gerne in Kauf genommen, weil repräsentative Neuaufnahmen nicht existieren.

1975 als Sendung "Wider das Vergessen" ins Leben gerufen hat diese Reige über die ganzen Jahre genau diesen Zweck sehr erfolgreicherfüllt. Schallplatten, die aus vielerlei Gründen im Dritten Reich verboten waren, musikalische Stilrichtungen, die verfemt waren, Musiker und Sänger, die aus politischen und religiösen Gründen verfolgt wurden - sie alle bilden ein thematisches Schwergewicht dieser Reihe. Diese Reihe nach dreieinhalb Jahrzehnten einfach aus dem Programm zu nehmen bedeutet nichts anderes, als dieses Kapitel deutscher Kultur erneut der Öffentlichkeit vorzuenthalten.

Es ist sehr sehr schade!

Ihr
Alfred Wagner

Informationen auch unter: www.wdr.de/radio/wdr4/