Träume, Sehnsüchte und viel Gefühl

Daniel Küffer Quartet - "If We were Close"

von Frank Becker

Träume, Sehnsüchte und viel Gefühl

Den Bernern wird ja in der Satire ihrer Schweizer Landsleute sehr gerne eine gewisse Schwerfälligkeit nachgesagt. Der Saxophonist Daniel Küffer belegt mit seinem neuen - dem sechsten - Album "If We Were Close"  überzeugend das genaue Gegenteil. Sprühend einfallsreich, von geradezu infektiöser Musikalität, bodenständig elegant, zugleich mit Fingerspitzengefühl für Rhythmus und Moderne hat er neun Stücke geschrieben, die im Juni 2005 in den Ludwigsburger Bauer Tonstudios mit einer eingeschworenen Besetzung realisiert wurden.

Co-Produzent Axel Fischbacher an der Gitarre, Mark Egan am Bass und der Schlagzeuger Danny Gottlieb geben Küffer den gediegenen Boden für ein Album, das Spielwitz und Tempo hat, durchaus aber auch Passagen zum Träumen. Mark Evans sonor brummelnder E-Baß unterlegt den Titelsong und Opener, der alle Protagonisten sehr individuell featured. Fischbacher gibt sich mit Küffer im folgenden turbulenten und brillanten "Kringeling" ein virtuoses Stelldichein, gefolgt von einem introvertierten Ausflug nach "Cap Camarat", bei dem Egans Fretless Baß neben der Baßklarinette Küffers den guten Ton angibt. Das Butterbrot- Heimweh, das Fischbacher und Küffer, unterstützt von Egans groovendem Baß in "Homesick & Sandwich" beschwören, macht Laune auf Funk und einen Imbiß.

Seele spielt eine große Rolle in diesem mit viel Fingerspitzengefühl eingespielten Album - mit "La Voile Du Désir" floaten wir in eine schönere, erträumte Welt unserer Sehnsüchte. Ein wundervolles, berührendes Stück, dem "Color Me" später quasi noch einen Traum draufsetzt. Turbulent und mit einem Hauch von Hendrix, für den wieder Axel Fischbacher verantwortlich zeichnet, geht es mit einem Blick über die Schweizer Bergwelt weiter, dann sehr komplex mit "Trantella Loca", bei der Axel Fischbacher wieder neben Küffers kraftvoller Baßklarinette die Gitarre zu Höhenflügen bringt, während Egans Baß wie aus einer Parallelwelt geheimnisvoll herüber klingt. "Six Senses" birgt ein kleines Geheimnis. Nach 7:35 Minuten fadet das Stück schläfrig aus, macht Pause bis 10:40 und setzt unvermittelt mit einem Solo Fischbachers wieder ein, bevor die ganze Band noch einmal - frei improvisiert -  einsteigt. Ein feines Album mit witzigem Ausklang.
Beispielbild

Daniel Küffer Quartet
If We Were Close

Daniel Küffer  -  tenor sax, soprano sax, bass clarinet, clavinet
Axel Fischbacher  -  guitar   
Mark Egan  -  fretless bass
Danny Gottlieb  -  drums

Produziert von Axel Fischbacher & Daniel Küffer

© + (P) 2006 Edition Turicaphon

Titel:
1. If We Were Close   7:09
2. Kringeling   5:43
3. Cap Camarat   7:46
4. Homesick & Sandwich   6:06
5. La Voile Du Désir   6:20
6. Lueget Vo Bärge Und Tal   7:08
7. Trantella Loca   7:59
8. Color Me   6:54
9. Six Senses   15:10  (7:40)

Gesamtzeit:  1:10:29


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