Museumsinsel Hombroich bei Neuss
Wer seinen Wagen abgestellt und durch das schlichte Eingangsgebäude die Museumsinsel Hombroich betreten hat, spürt nahezu unmittelbar, wie Alltag, Ärger, Hektik von ihm abfallen. Man läßt hinter sich, was drängt und belastet. Hombroich ist eine andere, eine ausgleichende Welt - gar nicht weit entfernt und doch wie auf einem anderen Planeten.
Die Geschichte der „Insel“ – die ja eigentlich keine ist, sondern durch ihren geschlossenen Charakter in einer Erftschleife nur wie eine wirkt - ist bis zur Elberfelder Industriellenfamilie de Weerth zurück zu verfolgen, die um 1820 Hombroich als Landsitz erwarb. Verschiedene Male wechselten Insel und Landgut den Besitzer. Seit 1982 der Kunstmäzen Karl-Heinrich Müller die von der Erft bei Neuss-Holzheim umflossene Insel erworben und in den folgenden Jahren mit Hilfe des Architekten Erwin Heerich und der Gartenbauarchitekten Bernhard Korte zu einem Hort der Ästhetik und Ruhe gestaltet hat, ist dort eine unvergleichliche Perle im Reigen der bedeutenden Kunstmuseen entstanden.
Eingefügt in die renaturierte niederrheinische Auenlandschaft mit Wasserläufen, Sumpf und Kopfweiden entstand zu den bereits vorhandenen alten Gebäuden eine ausgewogene Zahl von archaisch wirkenden, künstlerisch aufregend konzipierten Ausstellungs- und Meditationsgebäuden, die Werke namhafter Künstler wie Yves Klein, Lovis Corinth, William Calder oder Kurt Schwitters ebenso zeigen wie Funde aus der Khmer-Kultur, afrikanische Holzplastiken, peruanische Federkleider und Keramik der chinesischen Han- und T'ang-Zeit. Oder sie enthalten nichts, wie Heerichs „Turm“, der Graubner-Pavillon oder der Tadeusz-Pavillon, sind nur sie selbst, Architektur pur, wirksam durch bestechende Form, bezauberndes Licht, traumhafte Akustik und meditativen Ausblick.
Ein Spaziergang über die Insel führt durch verwunschene Parks und Wäldchen, über schmale Brücken, vorbei an monumentalen Arbeiten des Bildhauers Anatol Herzfeld und an Teichen voller
Zarte Aquarelle von Paul Cezanne und Radierungen Rembrandts beißen sich nicht mit Anatols rostenden „Wächtern“, Skizzen von Klimt und Brancusi erweisen ihr Recht neben Gotthard Graubners wundervollen „Farbraumkörpern“.
Im Herzen der weitläufigen Anlage, in der man namentlich „unter der Woche“ stundenlang fast ungestört spazieren und schauen kann, gibt es eine geräumige, lichtdurchflutete Cafeteria, in der man sich - im Eintrittspreis enthalten - mit Kaffee und Mineralwasser erfrischen und mit handfesten Speisen wie Pellkartoffeln, hartgekochten Eiern, Graubrot und Pflaumenmus stärken kann. Als Konzept bestechend und einmalig wie die ganze Anlage.
Kröller-Müller in Otterloo/NL und Louisiana in Humlebaek/DK vereinen mit ihren einmaligen Sammlungen ebenfalls Kunst und Natur, doch alleine Hombroich hat sich seine unverfälschte Natürlichkeit inmitten einer urwüchsig anmutenden Natur auf großem Areal bewahrt. Der Charme liegt in der Einfachheit, der Pflege, die sich nicht zu erkennen gibt, der Kunst „parallel zur Natur“. Jeder Besuch dort bedeutet neuen Gewinn - je öfter man hingeht, desto mehr senkt sich Hombroich wohltuend ins Herz - eine Therapie ohne Therapeuten.
Die Museumsinsel Hombroich ist täglich vom 1. April bis 30. September von 10-19 Uhr, vom 1.-31. Oktober 10-18 Uhr und 1. November bis 31. März 10-17 Uhrgeöffnet. Der Eintrittspreis staffelt sich von 5,- bis 15,- €. Für Kinder unter 6 Jahren ist der Eintritt frei. Festes Schuhwerk wird empfohlen, Hunde können nicht mitgenommen werden.
Von Düsseldorf und Neuss aus kann man mit dem Bus hinfahren, Autofahrer nehmen die A 57 bis zur Ausfahrt Neuss-Reuschenberg oder die A 46 bis Grevenbroich-Kapellen und folgen den braunen Hinweisschildern.
Stiftung Insel Hombroich - »Kunst parallel zur Natur« Minkel 2 - 41472 Neuss-Holzheim – Telefon: 02182-2094 Weitere Informationen unter: www.inselhombroich.de |