„Du, Vatilein…“

Der ganze Zauber des Marionetten-Theaters mit Spejbl und Hurvinek

von Frank Becker

Der ganze Zauber des Marionetten-Theaters
 
„Du, Vatilein…“ - Ein Münchhausen-Abenteuer mit Spejbl und Hurvinek
 
 
Ob das wohl geht – wie einst der Lügenbaron von Münchhausen auf einer Kanonenkugel bis in die Festung des Sultans von Konstantinopel durch die Luft reiten? Hurvinek würde das schon gerne wissen. Er hat sich nämlich in die Lektüre der phantastischen Münchhausen-Abenteuer vertieft, anstatt brav seine Schularbeiten zu machen. Nun träumt der Lausbub davon, den Ritt auf der Kanonenkugel mit dem Ofenrohr und einem Gummiball nachzumachen. Doch aus Versehen schießt er sein Vatilein, den biederen Josef Spejbl in den Palast des Sultans.  
Der trifft dort auf Frau Katerina und ihre Enkelin Mánička, erlebt eine Bauchtänzerin und den kuriosen Berater des Sultans, entkommt dem Beil des blutdürstigen Scharfrichters und wird schließlich mit den anderen von Hurvinek gerettet, der sie im letzten Moment mit einem fliegenden Teppich aus dem Palast befreit. Aber damit ist noch längst nicht alles ausgestanden. Auf ihrer Flucht landen Sie auf der Käseinsel, wo sie mit intelligentem Schimmelkäse in Konflikt geraten und fliehen mit dem alten Schiff der Holländer weiter, die einst den Käse auf die Insel gebracht hatten (aha!). Auf hoher See werden sie samt Schiff von einem riesigen Fisch verschlungen, wieder ausgespien, weil sie ihm listig Schnupftabak gegeben haben und finden sich durch den gewaltigen Nieser dann gar auf dem Mond wieder. Dort treffen sie auf den körperlosen Kopf des Mond-Königs, verhelfen ihm wieder zu seinem Leib und müssen vor aggressiven Bienen die Flucht ergreifen. Wie sie schließlich  nach Hause auf die Erde kommen und ob das alles vielleicht nur ein ganz wilder Traum war, erfahren die großen und kleinen Zuschauer mit den Marionetten des Spejbl & Hurvinek Theaters aus Prag - frei nach Gottfried August Bürgers Vorlage. 
Das Marionetten-Theater aus Prag hat das Stück mit Puppen und Kulissen sehr phantasie- und liebevoll ausgestattet.  
 
Es sind natürlich vor allem die liebevoll gemachten und wunderbar geführten Puppen, die mit ihren liebenswerten Dialogen, welche Spejbl und Hurvínek und die anderen mit gepflegtem tschechischem Akzent miteinander führen, die die Charaktere so sympathisch machen. Erwachsene amüsiert zudem die gepflegt „altmodische“ Sprache mit ihren wundervollen Wendungen. Martin Klásek leiht übrigens Vati und Söhnchen live seine Stimme, dazu den anderen männlichen Figuren, Helena Štáchová den weiblichen Figuren.
Die  Marionetten Spejbl und Hurvínek schuf Prof. Josef Skupa vor 87 Jahren. Seither steht der bedächtige Herr Josef Spejbl im Bratenrock mit zu großem Kragen auf der Bühne, sechs Jahre später folgte sein wißbegieriger Sohn, der Schlaumeier Hurvínek, in kurzen Hosen, mit Segelohren und Kulleraugen ein Ebenbild des „Vatilein“. Ein wundervolles Gespann, liebevoll ausgedacht, mit tiefem Humor ausgestattet und behutsam an Fäden geführt. Zusammen mit Mánička und Katerina eroberten sie die Herzen der Kleinen ebenso wie die der Großen.
Selin (7) aus der Remscheider Grundschule Stadtpark amüsierte sich jedenfalls, wenn sie auch nicht alles verstanden hat, über die phantasievollen Figuren und ihre Späße ebenso wie der Rezensent neben ihr.
Es wäre allerdings nicht ungeschickt gewesen, den kleinen Kindern, die G.A. Bürger nicht kennen, zuvor etwas zu dem Autor und seinem Baron von Münchhausen zu erzählen.

Weitere Informationen unter: www.spejbl-hurvinek.cz  und  www.spejblundhurvinek.de