Vergeßt Häschen!

DONALD - Das Lifestylemagazin aus Entenhausen

von Frank Becker MdD

© ehapa

Mann!
Das ist neu, das hat am Kiosk schon lange gefehlt, das ist der Knüller der Saison - endlich ein korrektes Herrenmagazin, das voll und ganz auf Kultur und Enten setzt, ohne Geschmacklosigkeiten auskommt (na ja, bis auf eine - aber dazu später), fundiert informiert und kurzweilig unterhält: DONALD - Das Lifestylemagazin aus Entenhausen. Womit im Übrigen hinlänglich der Beweis geführt ist, daß Entenhausen existiert - jedenfalls glaubhafter als Bielefeld.

"Alles was Männern Spaß macht" wirbt ein bekanntes und durchaus appetitliches Hochglanz-Männermagazin für sich. Schade, daß dieser griffige Slogan damit bereits vergeben ist. Für DONALD hätte er nämlich unbedingt gepaßt. Denn was möchte ein echter Mann in seiner Freizeit lesen? Richtig: Aktu... - Verzeihung, Ducktuelles aus Kunst und Kultur, Interviews mit allerlei Leuten (hier sind es Musiker, Modeschöpfer, Zeichner, Komiker und Schauspieler), etwas über Sport und etwas über Musik und Kunst, über Autos muß natürlich in so einem Heft etwas drinstehen über Mode - Ulrich Schröders ELLE- Bilderstrecke ist nachgerade genial - und über Mädels. Hier hält die schnuckelige Bettina Zimmermann die Fahne der Weiblichkeit hoch.
Wars das? Aber nein! Das wichtigste kommt doch erst: die Comics! Denn daran wurde in Heft 1 des DONALD wahrlich nicht gespart. Einen wesentlichen Anteil am Vergnügen hat Disney-Zeichner Jan Gulbransson, der auf Seite 21 vorgestellt wird und dem neben den One-Pagern auf S. 20 und 103 auch viele andere Seiten zu verdanken sind.
Außerdem gibt es auf fünf prallen Seiten eine kurze Geschichte der deutschen Micky Maus-Hefte, die, mal ehrlich, ja eigentlich Donald Duck-Hefte heißen müßten, es gibt Cartoons von Ralph Ruthe, donaldistische Pop- und Kunst-Adaptionen in der "Galerie der Großen" und nicht zuletzt 30 Seiten Comics, in denen Micky Maus keine Rolle spielt, dafür aber Donald, Daisy und Dagobert Duck, Tick, Trick und Track, Daniel Düsentrieb und sogar Ede Wolf und Gevatter Bär.
Jetzt kommen wir zur Kritik. Denn die muß sein. Da wäre zum einen der Jammer, daß man das Daisy-Pinup nicht aus der Heftmitte lösen und in Bastelkellern, Autowerkstätten oder Soldaten-Spinden anpinnen kann. Und dann noch die oben erwähnte Geschmacklosigkeit: es muß jeden

© Disney / ©  Jan Gulbransson
Donaldisten bis ins innerste Mark treffen, auf den Seiten 126-129 Rezepte zur Zubereitung von Enten zu finden! Das ist Kannibalismus der schlimmsten Sorte! Pfui! Was hat sich Chefreducktör Peter Höpfner dabei nur gedacht? Um den Zynismus dieses skandalösen Umstandes zu verdeutlichen, konfrontieren wir Sie hier mit einer kompromißlosen Illustration von Jan Gulbransson, bereits 1978 für die Rückseite von Heft Nr. 13 der Zeitschrift "Der Hamburger Donaldist" gezeichnet und in ihrer Aussage mehr als deutlich. Wir müssen Sie allerdings darauf aufmerksam machen, daß sie die Abbildung keinesfalls Jugendlichen zugänglich machen dürfen - es wird dort geraucht!

Aber ansonsten ist DONALD Nr. 1 mit seinen prallen 130 Seiten eine Offenbarung auf dem Zeitschriftenmarkt, und man kann nur hoffen, daß der mutige Verlag den Atem für weitere Hefte hat.
Gibt es am Kiosk für 5,- €.

Die Illustration "Die Nackten und die Toten" von Jan Gulbransson wurde freundlicherweise vom Künstler zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen unter: www.ehapa-shop.de/product/3105-donald-magazin-ausgabe-1/