Porträt eines Elder Jazzman

„Brötzmann“ ehrt den Wuppertaler Jazzvisionär zum 70. Geburtstag

von Daniel Diekhans

Foto © Karl-Heinz Krauskopf
Facettenreiches Porträt
eines Elder Jazzman
 
Dokumentarfilm „Brötzmann“
ehrt den Wuppertaler Jazzvisionär
zum 70. Geburtstag
 
„Ein rollender Stein setzt kein Moos an“ sagt das Sprichwort. In seinem packenden „Like A Rolling Stone“ hat Bob Dylan die Rastlosigkeit einer ganzen Generation in Worte gefaßt. Wie sein Altersgenosse Dylan ist auch der Wuppertaler Jazzmusiker Peter Brötzmann immer noch on the road. Zu seinem 70. Geburtstag am 6. März 2011 ging Brötzmann mit seinem Chicago Tentet auf Europatournee. Mit dabei waren die Filmemacher René Jeuckens, Thomas Mau und Grischa Windus. Sie filmten Auftritte des Tentets in London und im heimischen Café Ada, besuchten den Künstler zu Hause und interviewten Kollegen und Freunde. Entstanden ist das gelungene Porträt eines großen Musikers.

Am vergangenen Mittwoch feierte „Brötzmann“ in der Wuppertaler Sparkasse am Islandufer Premiere. Gelungen ist die Dokumentation deshalb, weil sie sich Zeit nimmt, die ganz unterschiedlichen Facetten einer Künstlerpersönlichkeit zu beleuchten. So ist der energiegeladene Free Jazzer Brötzmann zugleich ein traditionsbewußter Jazzfan, den die alten Standards faszinieren und der sich wünscht, das Saxophon einmal so zu meistern wie sein Idol Coleman Hawkins. Da ist der bildende Künstler, dem Jeuckens & Co. liebevoll bei der Arbeit im Atelier über die Schultern schauen. Viel Raum nimmt denn auch die Retrospektive seiner Gemälde und Grafiken ein, welche die Elberfelder Galerie Epikur im April dieses Jahres organisierte. Bemerkenswert ist außerdem, wie die innere Ruhe, die Brötzmann ausstrahlt, den Rhythmus der Bilder prägt. Selbst wenn er sich durch das hektisch-bunte Treiben eines Londoner Großmarkts schiebt, verführt das die Filmemacher nicht zu schnellen Schnitten und nervöser Kameraführung. Vereinzelte unscharfe Bilder trüben freilich das Vergnügen des Zuschauers. Schade auch, daß die aufschlußreichen Interviews mit den englischsprachigen Mitgliedern des Tentets nicht untertitelt sind. Es bleibt zu hoffen, daß die DVD-Fassung des Films dieses technische Manko behebt. Die DVD ist über die Buchhandlung Thalia erhältlich. Abgerundet wird das Ganze durch den Bonusfilm „Sounds like Whoopataal“, in dem der Jazzvisionär Brötzmann von jungen und alten Wuppertaler Kollegen gewürdigt wird.
 
Weitere Informationen unter: www.broetzmann-derfilm.de