Hunkeler hadert

Hansjörg Schneider - "Das Paar im Kahn" / "Tod einer Ärztin"

von Frank Becker
Hunkeler hadert

Wer wohl dieser Hunkeler sei, fragte ich in der Besprechung der ersten beiden bei Diogenes erschienenen Romane Hansjörg Schneiders mit dem knorrigen Baseler Kommissär. Eine wenig zugängliche Figur in den Geschichten, ein widerständiger Einzelgänger, der in sich die weiche Seele eines Kindes trägt. Ein Einsamer, der das Einsamsein liebt und haßt zugleich. Einer der rettungslos verloren wäre, gäbe es nicht Hedwig, die ihn warm und weich, vor allem aber mit grenzenloser Geduld und Liebe auffängt, wenn immer Peter Hunkeler sich einmal wieder an einem Fall zu verzweifeln droht.

Zwei weitere Fälle liegen vor: "Das Paar im Kahn" und "Tod einer Ärztin". Wieder gelingt es Hansjörg Schneider, das unauffällige bürgerliche Leben der sogenannten "Kleinen Leute", die noch gerade so sozial verträgliche alltägliche Kleinkriminalität in einer mittelgroßen Stadt, die Routinearbeit der Kriminalpolizei und das schwere Verbrechen - denn das ist es, was Hunkeler und seine Kollegen auf den Plan ruft - zu einem dichten Erzählteppich zu verweben. Man bleibt als Leser "dran", denn Schneider weckt den Wunsch zu wissen, wie es zu den geschilderten Morden kam, warum überhaupt sie geschahen und in welche Sackgassen und Umwege der Kommissär bei seinen Ermittlungen gerät.

Da ist in dem Roman "Das Paar im Kahn" der Fall der jungen Türkin Aische Aydin, die erschlagen und deren Gesicht zerstört wurde. Eine entsetzliche Tat, für deren Klärung es viele Ansätze gibt. Spielt Eifersucht eine Rolle? Wurde sie das Opfer einer Rachetat, einer blutigen Warnung aus Kreisen des brutalen Drogenhandels? War möglicherweise ein Profi-Killer am Werk? Wieso mischt sich die türkische Botschaft in die Ermittlungen ein und welche Rolle spielt ihr Amulett mit der Darstellung eines Paares in einem Kahn? Schneider weiß die Fäden zu verwirren und falsche Spuren zu legen, bis... - aber das lesen Sie bitte selbst.

Nicht anders kann meine Empfehlung für "Tod einer Ärztin" lauten, der Hunkeler mit dem Tod einer Weggefährtin aus politisch aktiven Studententagen konfrontiert. Dr. Christa Erni wurde außerhalb der Sprechstunde in ihrer Praxis ermordet, ein Einbruch scheint vorgetäuscht worden zu sein. Man weiß, daß sie sich als Ärztin um "Drögler" gekümmert hat, Drogenabhängige auf der untersten Stufe der sozialen Leiter. Hunkeler, dessen Büro mittlerweile in den Waaghof umgezogen ist, wo er in der Sommerglut schmort, legt sich wieder einmal mit seiner Behörde und mit dem Kollegen Madörin an, überschreitet in mehrfacher Hinsicht Grenzen und stochert wieder einmal auf seine ganz eigene Art im Dunkeln.

Hunkeler ist ein verbissener Ermittler, auch gegen Widerstände, den das
Verbrechen ganz persönlich trifft. Er spielt oft mit dem Gedanken ans Aufhören, doch er wird es nie tun - zu sehr ist er mit seinem Beruf, seiner Aufgabe verbunden. Was ihn über Wasser hält, sind die Auszeiten, die er sich durch seine kleinen Fluchten in den Elsaß gönnt, wo er mit Hedwig das Häßliche der Welt vergessen und neue Kraft schöpfen kann.

Beispielbild

Hansjörg Schneider
Das Paar im Kahn
Hunkelers dritter Fall

© 2011 detebe 24003
221 Seiten, Broschur, 9,90 €

Beispielbild

Hansjörg Schneider
Tod einer Ärztin
Hunkelers vierter Fall

© 2011 detebe 24004
240 Seiten, Broschur, 9,90 €

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