Wilhelm-Busch-Preis für Ernst Kahl

Gleichzeitig: "Meister der komischen Kunst" in Antje Kunstmann Verlag

von Andreas Schäfler/Bec.
Wilhelm-Busch-Preis
für Ernst Kahl
 
Wilhelm-Busch-Preisträger 2010/2011 ist Ernst Kahl.
Der norddeutsche Künstler soll am 1. Juni in Stadthagen mit dem mit 10.000 € dotierten
Kulturpreis ausgezeichnet werden.
 
 
Die Hauptpreis-Jury würdigt in ihrer Begründung vor allem die Vielfachbegabung des Künstlers sowie die Maßstäbe, die Ernst Kahl (*1949) in Kunst und Komik bislang gesetzt hat. Wörtlich heißt es in dem Text der Preisrichter: „Ernst Kahl ist ein brillantes Multitalent. Er besticht als Maler, Zeichner, Objektkünstler, Autor, Drehbuchautor, Filmemacher, Geschichtenerzähler, Hörbuchsprecher, Songschreiber und Musiker. In seinem vielfältigen Œuvre definiert Ernst Kahl nicht nur den Begriff der Komik neu, sondern auch den Begriff der Kunst. Als Entwickler und Avantgardist erschafft er neue Welten, die in ihrer Spannweite Raum und Zeit verschränken und althergebrachte Grenzen nicht kennen. Diese einmalige Fähigkeit verdankt Ernst Kahl einerseits seiner hanseatisch-dänischen Prägung, die ihn den weiten Horizont und ungezügelte Perspektive lehrte, andererseits dem frühkindlichen, prägenden Studium Wilhelm
Buschs. Er ist Feingeist der Hochkomik und gleichzeitig Beherrscher der Abgründe. Denn fasziniert er eben noch als warmherziger Tröster, wandelt er sich in Sekundenschnelle zum derben Analytiker. Ähnlich Wilhelm Busch ist dieser Spagat für Ernst Kahl ein Leichtes, da seine altruistische, künstlerische Haltung auf einem freien Weltbild, einem fundierten Wissen und einem unerschütterlich klaren Blick auf das Ganze fußt.
In seiner Meisterschaft in Vers, Wort, Bild, Klang und Objekt spielt er zwischen Opulenz, Pracht und Erhabenheit sowie Kuriosem, Skurrilem und Bizarrem und spannt seine Themen dabei vom Menschlichen und Tierischen über das Kulinarische und Zwischengeschlechtliche bis zum Politischen.“
 
Die Preisverleihung ist für Mitwoch, 1. Juni, 19:30 Uhr, im Saal des Ratskellers in Stadtdhagen, Am Markt 1, geplant.  Wer die Preisverleihung selbst erleben möchte, kann sich um Plätze bei der Sparkasse Schaumburg, Telefon 05751-402222 bemühen.
Vorgänger Kahls als Busch-Preisträger sind u.a. F.W. Bernstein, Loriot, Robert Gernhardt und Walter Hanel.
 

Ernst Kahl - Leben und Werk
 
Der Cartoonist, Maler, Musiker, Filmemacher und Autor Ernst Kahl wurde 1949 in Schleswig-Holstein (laut anderen Quellen in Rio de Janeiro) geboren und lebt heute mit seiner Frau, der Künstlerin Eva Muggenthaler, und den gemeinsamen zwei Kindern in Hamburg und in Schwabstedt. Seit 1984 sind
zahlreiche Bücher von ihm erschienen. Seine Cartoons und Bildergeschichten wurden und werden u.a. in Pardon, Konkret, Titanic, Kowalski, Stern und Natur veröffentlicht. Seine regelmäßig in der Zeitschrift Der Feinschmecker veröffentlichten Arbeiten zeichnete 1992 der Art Director’s Club Deutschland aus. Als Autor des Drehbuchs für Detlev Bucks Film »Wir können auch anders« erhielt Ernst Kahl den Bundesfilmpreis. Sein Kurzfilm »Archie« wurde für den deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Weitere Kurzfilme folgten, darunter »Der Lober«, Kahl im Dialog mit Buck, eine Kameraeinstellung. Zusammen mit dem Gitarristen Hardy Kayser bildet er die Band Ernst Kahl & Kayser.
Ernst Kahl beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, u.a. im Centre Georges-Pompidou in Paris. Das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover zeigte 1994 eine große Einzelausstellung.
Kahls stilistisch, technisch und thematisch außergewöhnlich vielseitiges und abwechslungsreiches Werk beinhaltet Malerei auf Leinwand und Holz, Aquarelle, Zeichnungen und Mischtechniken verschiedenster Art, bis hin zur lavierten Sepiafederzeichnung, bearbeitete Fotos und Fotoromane, Objekte und Installationen, aber auch – weitere Arbeitsbereiche von ihm – gezeichnete Drehbücher, Kurzfilme, Texte und Musik. Innerhalb der bildenden Kunst bedient er sich formal sowohl des prächtigen Tafelbilds als auch des Cartoons und der Bildergeschichte und adaptiert für seine Zwecke die verschiedensten Bildgattungen und Motive der »Hochkunst«.

Diese Angaben sind wie die abgebildeten Kunstwerke dem Band „Meister der komischen Kunst – Ernst Kahl“ entnommen, der Ende März im Verlag Antje Kunstmann erschienen ist und Ernst Kahl als Meister nicht nur des Obszönen, Skurrilen, Hintersinnigen, der Federzeichnung, der Montage und der Objektkunst vorstellt. Kahl wird dort auch als Kenner der Kunst, des deutschen Films, der Alltagskultur und der Geschichte sowie als Allround-Talent der Werbegrafik, als Maler von Rang und als Mystiker präsentiert. Weitere Artikel über Meister der komischen Kunst hier

 
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Redaktion: Frank Becker