Der AB-Text und andere Ungereimtheiten

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
25. April:  Es gibt viele scheue Menschen, die man nie zu sehen bekommt. Das Bad in der Menge ist nicht für jeden erfrischend.
 
26. April: „Nicht erschrecken“, sagte das Monster, „ich komme gerade vom Friseur.“
 
27. April: Es ist schade, daß das Zusammenleben mit einem Hund vom Staat nicht so gefördert wird wie andere Gemeinschaften.
 
29. April: Reimlogik - Wer rastet, der rostet. Wer rostet, der kostet. Wer fastet, entlastet. Wer kostet, verpraßt es.
 
30. April: Sie gestand ihm gleich, daß sie ihn gestern angerufen hatte, aber nichts auf den AB gesprochen habe, aus Angst, sie könne ihn enttäuschen. Natürlich wußte er davon, da sein AB ihre Nummer gespeichert hatte, und er genau sehen konnte, wer da nichts sagte. So lauschte er eine ganze zeitlang ihrem Schweigen und dachte, so schweigt nur sie. Er hatte vor Jahren, er war jung, seinen AB besprochen: „Willst du den besten Küsser der Stadt kennen lernen, dann hinterlasse Namen und Telefonnummer.“ Wie gesagt, er war jung. Er wollte damals nur seine Mutter ärgern, die ihn dauernd anrief, weil sie kontrollieren wollte, ob er zu Hause war und lernte. … und so kam dieser blöde AB-Text zustande. Er wollte ihn immer mal ändern. Auch um nicht dauernd diese sonderbaren Angebote vorzufinden, aber was wollte er nicht alles schon ändern?
 
 
 
 © 2011 Erwin Grosche