„Bravi!“ beim 3. Remscheider Meisterkonzert

Alexander Gilman und Marina Seltenreich rissen das Publikum von den Sitzen

von Frank Becker

Marina Seltenreich - Foto ® Oli Rust
„Bravo!“-Rufe beim
3. Remscheider Meisterkonzert
 
Alexander Gilman und Marina Seltenreich
rissen das Publikum von den Sitzen
 
 
Ludwig van Beethoven - Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 D-Dur op. 12
Johannes Brahms - Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 G-Dur op. 78
Sergej Prokofjew - Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 D-Dur op. 94a
Henri Wieniawski - Variationen über ein Original-Thema op. 15


Marina Seltenreich, Klavier
Alexander Gilman, Violine
 
 
Unprätentiös, beinahe unauffällig begann das 3. Meisterkonzert, das die beiden jungen Virtuosen Marina Seltenreich (Klavier) und Alexander Gilman (Violine) am 16. März in Remscheid vor ausverkauftem Haus mit Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 1 op. 12 eröffneten. Beide konnten schon hier überzeugen, sie durch kraftvolle, doch sensible Anschlagskultur, eine schlanke blonde Schönheit im eleganten schulterfreien roten Abendkleid – er mit ernster Zurückhaltung, beweglichem Spiel und seelenvollem, sicheren Bogenstrich.
 
Nach Beethovens eher biederer Sonate, aus der beide das Beste herausholten, stand auch Brahms´ 1. Sonate für Violine und Klavier op. 78 auf dem Programm. Schon zu Beginn des Vivace von höchster Dramatik und tiefer Emotionalität, entwickelt sich das Stück gewaltig im aufwühlenden Adagio hin zum Allegro molto moderato, in dem es friedvoll ausklingt.
Eine abermalige Steigerung brachte nach der Pause Sergej Prokofjews 2. Sonate op. 94a in vier Sätzen aus dem Jahr 1944, eines der erfolgreichsten Stücke des russischen Komponisten. Marina Seltenreich und Alexander Gilman gaben der Sonate mit ihrem lyrischen Moderato, dem sehr bewegten Presto, einen eingeschobenen nachdenklichen Andante und dem groß angelegten, temperamentvoll ausklingenden Allegro con brio farbenreich Ausdruck. Das spürbar bewegte Publikum dankte mit starkem Applaus.
 
Henri Wieniawskis „Variationen nach einem Original-Thema“ op. 15, bei denen die Violine in den

Alexander Gilman - Foto © Oli Rust
Vordergrund tritt, wurden zum interessantesten Stück des Abends, eingeleitet von einer brillanten Solo-Passage der Violine, an der Gilman erst jetzt seine ganze Könnerschaft zeigen konnte. Eine halsbrecherische, hochkomplexe Komposition, die virtuos mit ihrem tänzerischen Thema über viele fallstrickreiche Ebenen und Tempi spielt, fand ihren Meister. Gilmans Bogen flog über die Saiten, ließ die Violine tänzeln, jauchzen, seufzen, plaudern, jubeln, scherzen, träumen… Er wurde für diese kostbare Aufführung vom Publikum mit berechtigten Bravi und stehendem Applaus gefeiert, eine Seltenheit beim sonst eher zurückhaltenden Remscheider Publikum, notabene.
 
Schon alleine dafür hatte der Besuch des 3. Meisterkonzerts gelohnt – doch Alexander Gilman setzte mit der Zugabe noch eins drauf: feinfühlig von Marina Seltenreich begleitet spielte er mit unerhört zartem Strich John Williams´ traumschöne, zutiefst berührende Thema-Musik aus dem Film „Schindlers Liste“. Da brachen alle Dämme und die Herzen der völlig hingerissenen, entrückten Zuhörer öffneten sich weit. Ein wunderbares Erlebnis.
 

Weitere Informationen unter: www.quint-essenz.com  und  www.marinaseltenreich.com