... bis Z

Die Kolumne am Mittwoch

von Friederike Zelesko
... bis Z
 
Die Kolumne am Mittwoch
von  Friederike Zelesko



Das Originale ist zumeist identisch mit dem
Elementaren und dieses mit dem Einfachen.
(Oskar Schlemmer, Tagebuch April 1926)
 
 
 
Das Geländer windet sich in die Höhe. Unter der Luftglocke Raum atmen Figuren. Ihre Gesichter sind abgewandt, die Augen in die Höhlen gedrückt. Die Worte in den Mund geschoben. Der Klang in den Ohren verschlossen.
            Die Schritte haben ihren Hall an die Stille abgegeben. Die Figuren legen ihre Arme um mich. Ihre Finger ertasten perspektivisch die Leere. Stufe um Stufe erheben sich Würfel, errichten sich Türme.
            Das Zünglein Raumwaage zeigt keine Geräusche an. Nichts wiegt. Sie spielen mit Luftkuben, Bausteinen aus Licht, mit gewundenem Innenleben. Die Figuren halten sich am Geländer fest, tauchen in die Farbe, mischen sie mit dem Schatten, den die geöffnete Tür an die Wand wirft, malen eine volkstümliche Musik.
            Die Figuren drehen sich, die Röcke fliegen. Sie wiegen sich im blank gescheuerten Blau, im fortschrittlichen Grün, klettern über alle Farbstufen eines Gelb, das die Sonne heizt, setzen sich ins Rot, das Feuer fängt.
            Die Figuren sind und ich bin ihr Gefangener, trete den Tanzenden auf den Takt. Sie üben am Geländer ihre ursprüngliche Gestalt. Sie stehen auf Fußspitzen. Ihr Tanz pflanzt sich fort.




© Friederike Zelesko - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2011