Klaviermusik zum Träumen

Jacob Leuschner spielte „Höhepunkte der Wiener Klassik“

von Frank Becker

Jacob Leuschner
Klaviermusik zum Träumen
 
Jacob Leuschner spielte
„Höhepunkte der Wiener Klassik“
 
Musikfreunde wissen die Konzertreihe „Weltklassik am Klavier“ schon lange zu schätzen – so war auch am 16. Januar das Konzert in Remscheid mit dem 36-jährigen in Freiburg geborenen Jacob Leuschner, der als Vertretung für einen Kollegen eingesprungen war, sehr gut besucht. Ein Glücksgriff - für die Veranstalter wie für die Konzertbesucher. Leuschner bot mit seinem Programm aus Spätwerken der Wiener Klassik von W.A. Mozart, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven raren Genuß, selbstverständlich ohne Blatt aus seinem Repertoire.
 
Forsch, beinahe kurz angebunden und erfrischend konkret ging er Mozarts Sonate F-Dur KV 533/494 an. Schnörkellos das Spiel Leuschners, der sich künstliche Effekte versagt, dafür mit Reinheit und sensiblem Ausdruck überzeugt, ja spielt, als habe er die Sonate selbst geschrieben. Traumhaft der Übergang vom Allegro zum Andante, dem er angemessene Tiefe gibt. Elegant gedeutet das glänzende Rondo, mit dem die Sonate schließt -  ein Auftakt zum Träumen.
Mit etwas mehr Wucht interpretierte Leuschner die Sonate Es-Dur Hob. XVI:52, von Mozarts väterlichem Freund Joseph Haydn sechs Jahre danach geschrieben. Temperamentvoll zeigt sich das Stück und voller raffinierter Wendungen im Allegro, zurückgenommen moderat im Adagio und schwungvoll im Presto. Leuschner gab es mitreißend, ungemein packend und nicht weniger hervorragend als den Mozart zuvor.
 
Die 33 zeitlosen Diabelli-Variationen Beethovens, mit denen der Titan – Schüler Haydns – gut zwanzig Jahre später 49 Kollegen, darunter der junge Franz Liszt, auf die Plätze verwies, wurden unter den Händen Jacob Leuschners zu einem Spiegel des Genius Beethovens. So wie der von Wien für sich reklamierte Rheinländer Beethoven bei der Komposition des an Finessen unerhört reichen Werks sein Talent sprudeln ließ, tat es ihm Leuschner bei der Interpretation dieses Ideen-Feuerwerks nach. Überraschend dabei das erstaunliche Volumen des kleinen Yamaha-Flügels der Klosterkirche.
 
Das völlig entrückte Publikum erbat mit anhaltendem Applaus eine Zugabe – und bekam zwei, darunter brillant, federleicht und durchscheinend gegeben Christoph Willibald Glucks „Orpheus´ Klage“ und „Reigen seliger Geister“ aus „Orpheus und Eurydike“. Dies Konzert war ein Geschenk. Übrigens: die Veranstalter laden zu den Konzerten junge Leute unter 18 Jahren kostenlos ein.
 
Weitere Informationen unter: www.weltklassik.de/